8. Dezember 2022

Wir brauchen Windräder und Genossenschaften sind nicht böse

Der geplante Windpark Ebneth-Reuth-Küps ruft den ersten Leserbriefschreiber auf den Plan. Der Leserbrief sät gezielt Zweifel an der Entscheidung des Stadtrats, die Bauleitplanung für den Windpark durchzuführen.

Eingangs moniert der Autor, dass "die Vorständin einer Energiegenossenschaft aus Bayreuth" Geld wittern würde, dass sie nicht verschenken wolle. Sein Fazit: "So weit ist es mit der Genossenschaftsidee also offenbar schon gekommen!" Genossenschaften sind keine Wohlfahrtsorganisationen. Natürlich haben sie kein Geld zu verschenken und natürlich wollen sie auch einen Gewinn erzielen. Bestes Beispiel sind dafür die Genossenschaftsbanken, z. B. die Raiffeisenbanken. Keine Bank, auch keine genossenschaftlich organisierte, verzichtet auf Gewinn. Eine Genossenschaft ist ein Zusammenschluss von Personen, um gemeinschaftlich ein Geschäft zu betreiben.

Um den Bürgern richtig Angst vor den Windrädern einzujagen, vergleicht er sie mit dem Baur-Hochhaus: "Das entspricht der fünffachen Höhe des Baur-Verwaltungshochhauses." Unterschwellig wird mit diesem Vergleich allerdings beim Leser die Assoziation erweckt, dass die Windräder nicht nur fünfmal höher, sondern auch fünfmal größer sind als das Hochhaus, es sich also um Monsterbauwerke handelt. Jeder kann sich durch einen Blick auf die Windräder bei Hain davon überzeugen, dass sie nichts mit einem Hochhaus gemeinsam haben.

Dann beschwört der Leserbriefschreiber die Demokratie als "Herrschaft des Volkes" im Sinne einer direkten Demokratie. Damit bezieht er sich auf Art. 20 Grundgesetz: "Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus." Gleich im nächsten Satz wird aber spezifiziert, wie diese Staatsgewalt ausgeübt wird: "Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt." Mitreden darf bei Entscheidungen jeder, wie im Leserbrief angemerkt wird, aber nicht mitentscheiden. Die Entscheidungen treffen die gewählten Volksvertreter gemäß den geltenden Richtlinien und Gesetze. Überhaupt - es gibt viele, die von sich behaupten: "Wir sind das Volk!" Wenn man dann genau hinschaut, verfolgen sie nur ihre persönliche Agenda und das Wohl der Allgemeinheit interessiert sie nicht, ja sie arbeiten sogar gegen das Gemeinwohl.

Das Säen von Zweifeln an der Sinnhaftigkeit von neuer Infrastruktur kommt auch nicht zu kurz. Dabei wirft der Verfasser alle möglichen Dinge in einen Topf, sinnvolle und weniger sinnvolle, und lässt dem Leser seine eigenen Schlüsse ziehen. Das Scheinargument "Aber die anderen!" darf natürlich ebenfalls nicht fehlen. Und ob das mit dem Klimawandel nicht ein Riesenschwindel ist? Ein bisschen Verschwörungsgeraune macht das Kraut noch fett: "Wer profitiert auf jeden Fall davon? Große Kapitalanleger!" Als ob Exxon, Shell, BP und Konsorten uns für Gotteslohn Energie zur Verfügung stellten.

Ein bisschen verschiedene Schutzziele als unvereinbare Alternativen darstellen kann auch nicht schaden: "Ist Treibhausgaseinsparung wichtiger als Ressourcenschonung?" Das nennt man "falsches Dilemma", weil es nämlich kein Dilemma ist. Natürlich müssen wir beides tun, das eine schließt das andere nicht aus. Und selbstverständlich auch noch den Naturschutz gegen den Klimaschutz ausspielen. Das ist ebenfalls ein falsches Dilemma. Ich hoffe, alle erinnern sich noch an den Borkenkäferbefall und an die verdorrten Wiesen und Felder in und um Burgkunstadt in diesem Sommer. Ohne Klimaschutz gibt es auch keinen Natur- und Umweltschutz.

Wir brauchen keine Lichtinstallation, wie der Leserbriefschreiber vorschlägt, um zu wissen, wie Windräder aussehen. Wir können uns die Windräder in Hain aus den unterschiedlichsten Blickrichtungen und Entfernungen anschauen. Die Windräder in Ebneth werden genauso aussehen.

In einem modernen Industrieland funktioniert keine dezentrale Stromversorgung. Im Gegenteil: Wenn der Anteil erneuerbarer Energien steigt, müssen die überregionalen Netze verstärkt ausgebaut werden. Wer's nicht glaubt: Einfach mal selbst googeln.

Und zum Schluss noch der Höhepunkt. Eingangs steht im Leserbrief: "So weit ist es mit der Genossenschaftsidee also offenbar schon gekommen!" Und am Ende fordert der Autor dann doch die Bildung einer Genossenschaft und Gewinnbeteiligung. Ja was denn jetzt?

Ich weiß nicht, was der Autor mit seinem Leserbrief bezweckt. Ein Beitrag zu einer sachlichen Diskussion kann es meiner Meinung nach nicht sein. Der Klimawandel ist wissenschaftlicher Konsens. Die Voraussagen aus den 80er Jahren sind bisher eingetroffen. Wir können die Auswirkungen der Klimaerwärmung schon weltweit spüren, sogar in Burgkunstadt, der Insel der Seligen. Wir müssen die Verbrennung fossiler Energien stoppen und brauchen als Ersatz erneuerbare Energiequellen. Das sind halt bei uns Windräder und Photovoltaikanlagen. Die Turbinen müssen da gebaut werden, wo Wind weht und das ist nun mal Ebneth.

10. November 2022

Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest - steige ab!

Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest - steige ab! So lautet eine alte Indianerweisheit. Daran sollten sich auch die vier CSU-Stadträte, die gegen die Bauleitplanung für den Windpark Ebneth-Reuth-Küps stimmten, ein Beispiel nehmen. Aber nein, sie reiten weiter ihr Steckenpferd "Gegen-erneuerbare-Energien", ihrem großen Vorsitzenden Markus Söder zum Wohlgefallen. Und weil den Windkraftgegnern - halt nein, sie sind ja nur gegen Windkraft bei uns - langsam die Argumente ausgehen, versuchen sie es mit einer Neiddebatte gegen eine Familie, die ehemals Eigentümer der zu bebauenden Grundstücke war, diese aber schon längst in eine gemeinnützige Stiftung überführt hat.

Auch die beiden letzten Mohikaner der SPD zeigten sich kritisch gegenüber den Windrädern, stimmten aber der Bauleitplanung zu, weil der Stadt Burgkunstadt sonst Einnahmen entgingen.

Bei der Photovoltaik das gleiche Trauerspiel: CSU und SPD wollten unbedingt die Flächen für die Freiflächenanlagen auf 10 ha anstatt auf 20 ha begrenzen. Stadtrat und Landwirt Günter Knorr (CSU) begründete dieses Ansinnen damit, dass alles auf Kosten der landwirtschaftlichen Fläche ginge und die Dörfer darunter leiden müssten. Anscheinend ist ihm der Weiler Lützerath völlig unbekannt, der leider dem Boden gleichgemacht wird, damit wir Braunkohle für unsere Stromerzeugung bekommen. Nein, Herr Knorr, Mainroth bleibt stehen, auch wenn ein paar Solarmodule auf landwirtschaftlichen Flächen errichtet werden.

Auch bei uns leidet die Landwirtschaft unter den durch die fortschreitende Erderwärmung hervorgerufenen häufigeren Dürren. Der Zusammenhang müsste mittlerweile jedem Landwirt bekannt sein. Wieso also diese ablehnende Haltung gegen erneuerbare Energien, die dafür sorgen, dass weniger CO2 in die Luft geblasen wird und dazu beitragen, den Temperaturanstieg zu bremsen? Zum Glück hat die Stadtratsmehrheit aus Freien Wählern, Grünen und dem Bürgerverein die Ewiggestrigen von CSU und SPD überstimmt und die Bauleitplanung und die Bewertungsmatrix für die Freiflächenphotovoltaikanlagen durchgesetzt.

30. Oktober 2022

Woher kommt der Strom in der Steckdose?

Mittlerweile ist es allgemein bekannt, dass wir auf eine katastrophale Erwärmung der Erde zusteuern. Die Ursache dafür ist auch bekannt: die Zunahme der Treibhausgase, insbesondere von Kohlendioxid (CO2). Wer es wissen will, kann auch wissen, dass das CO2 in der Erdatmosphäre zunimmt, weil wir für die Energiegewinnung kohlenstoffhaltige fossile Stoffe verbrennen (Öl, Gas, Kohle). Die Natur hat Jahrmillionen gebraucht, um diese kohlenstoffhaltigen Materialien unter die Erde zu bringen und damit der Luft CO2 zu entziehen. Wir haben es in nicht einmal 200 Jahren geschafft, einen Großteil dieses Kohlenstoffs in Form von CO2 wieder in die Luft zu blasen.

Es gibt Menschen, die die Klimakrise und ihre Ursachen bestreiten. Es gibt auch Menschen, die behaupten, die Erde sei eine Scheibe. Man kann sich seine Welt zusammenphantasieren, wie man sie gerne hätte. Pippi Langstrumpf singt in ihrem Lied: 

"2 x 3 macht 4
Widdewiddewitt
und Drei macht Neune!
Wir machen uns die Welt
Widdewidde wie sie uns gefällt ..."

Das mag in Geschichten funktionieren, in der realen Welt fällt man damit auf den Bauch. Tatsachen kann man nicht einfach wegsingen oder -phantasieren.

Damit wir nicht noch mehr CO2 in die Luft blasen und die Erde nicht noch weiter aufheizen, dürfen wir einfach keine fossilen Brennstoffe mehr verfeuern. Stattdessen müssen wir auf erneuerbare Energien setzen, auf Sonne, Wind, Wasser und Geothermie. Daraus kann man elektrische Energie gewinnen, die wir für Verkehr, Industrie und Heizung nutzen können. Es sollte auch allgemein bekannt sein, dass der Strom zwar aus der Steckdose kommt, dass er aber nicht in der Steckdose erzeugt wird. Damit der Strom aus der Steckdose kommt, braucht man Generatoren, Leitungen und Umspannwerke.

Das alles ist allgemein bekannt. Und doch gibt es immer noch Leute, die sich dagegen wehren, wenn in ihrer Umgebung Windkraftanlagen gebaut werden sollen. Jüngstes Beispiel war die Infoveranstaltung zu den geplanten Windrädern bei Ebneth und Reuth. Ein Argument gegen die Windräder war, dass schon zwei Funkmasten. eine Hochspannungsleitung und der Windpark bei Hain genug seien. Ein Anwohner aus Reuth fühlte sich von diesen Anlagen umzingelt. Die Entfernung zum Windpark Hain von Reuth aus beträgt ca. 2 km Luftlinie, zum Funkmast in Ebneth ca. 3,5 km und zur Hochspannungsleitung ca. 500 m. Wobei die Hochspannungsleitung zwischen Reuth und dem Windpark Hain verläuft. Von Umzingelung kann also keine Rede sein.

Ein Küpser Bürger meinte, bei 40 dB(A) Schalldruck könne man nicht mehr schlafen. Die "Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm – TA Lärm" legt für allgemeine Wohngebiete und Kleinsiedlungsgebiete für tagsüber einen Grenzwert von 55 dB(A) und für nachts 40 dB(A) fest. Für urbane Gebiete gelten nachts 45 dB(A). Wenn also Städter bei 45 dB(A) noch schlafen können, sollte das die Landbevölkerung doch bei 40 dB(A) auch schaffen. Ein Geräuschpegel von 40 dB(A) entspricht etwa dem Geräusch, das ein Kühlschrank erzeugt. Nachdem das Geräusch aber im Freien gemessen wird, hört man in der Wohnung nichts mehr. Das bestätigte ein Kirchleiner Bürger, der 650 m von einem Windrad entfernt lebt.

Dann gab es noch den Vorschlag, die Windkraftanlagen in Bayern gerechter zu verteilen. Dumm nur, dass man die Anlagen dort bauen muss, wo genügend Wind weht. Zudem werden auch im restlichen Bayern noch viele Windräder gebaut werden. Ich entsinne mich noch dunkel daran, dass Burgkunstadt bis 2040 klimaneutral werden will. Dazu leisten die Windräder einen guten Beitrag.

Letztendlich lassen sich die Argumente gegen die Windräder so zusammenfassen: Wir wollen Strom, aber wir wollen keine Leitungen und keine Stromerzeugung vor unserer Haustür und im Übrigen interessiert uns die Klimakatastrophe einen feuchten Kericht. Sollen sie doch Lützerath wegbaggern, Hauptsache, wir haben unsere Ruhe und unseren Strom aus der Steckdose. Mit so einer Einstellung werden wir leider weder die Energiewende schaffen, noch die Erderwärmung aufhalten. Übrigens ist auch Burgkunstadt auf dem Planeten Erde angesiedelt, falls das jemandem nicht bewusst sein sollte.



18. Oktober 2022

Weitere 20 Mio. € für Fass ohne Boden

Schon lange nichts mehr gehört von den Regiomed-Kliniken? Es gibt etwas Neues: Es fehlt wieder am Geld und jeder der vier Gesellschafter - unter anderem der Landkreis Lichtenfels - stocken das Eigenkapital um je 5 Mio. € auf. Anscheinend sind die Worte des Neustadter Oberbürgermeisters Frank Rebhan im Jahr 2020 ungehört verhallt: "Wir müssen eine Firma mit fast 5000 Mitarbeitern und 400 Millionen Euro Jahresumsatz professionell aufstellen. Dazu gehört, dass der Aufsichtsrat Kontrollkompetenz hat auch gegenüber den Gesellschaftern und dass er mit Fachleuten besetzt wird."

Landrat Christian Meißner, nebenbei auch noch Vorsitzender des Aufsichtsrats von Regiomed, lenkt lieber von der Finanzmisere ab und echauffiert sich lieber über die misslungene "Staffelübergabe" an den neuen Geschäftsführer Michael Musick. Es war natürlich ungeschickt von Musick, sich mit einem T-Shirt mit der Aufschrift "Lächeln! Morgen wird's noch schlimmer ..." abbilden zu lassen. Ich finde aber, weitere 20 Mio. € in die Eigenkapitalerhöhung zu stecken, ist noch ein bisschen schlimmer.

Dass die AfD- und CSU-Vertreter im Kreisausschuss nicht wissen, wer eigenlich für die Überwachung der Geschäftsführung zuständig ist, zeigt ihr Ruf nach einem Controlling. Liebe Nichtwissende: Controlling hat nichts mit Kontrolle zu tun. Das Controlling liefert die Informationen zum Steuern eines Unternehmens, es kontrolliert aber nicht die Geschäftsführung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Regiomed kein Controlling hat.

Für die Bestellung und Überwachung der Geschäftsführung ist der Aufsichtsrat zuständig. Und wer ist der Vorsitzende des Aufsichtsrats? Nochmal: Es ist unser allseits geschätzter Landrat Christian Meißner. Vielleicht sollte man doch mal intensiv darüber nachdenken, den Aufsichtsrat mit Fachleuten zu bestücken.

 

11. September 2022

Wann sorgt das Bundesverkehrsministerium für Reparatur der Burgkunstadter Bahnhofsuhr?

Bei der letzten Stadtratssitzung kam ein weltbewegender Missstand zur Sprache. Aus dem Obermain Tagblatt erfahren wir: "... zu guter Letzt wurde noch auf die Bahnhofsuhr hingewiesen, die eben nicht exakt die Zeit anzeigt." Leider verrät uns der Berichterstatter nicht, welcher Stadtrat sich so selbstlos für seine Mitbürger eingesetzt und diesen Punkt in die Sitzung gebracht hat. Wenn man sonst nichts zu sagen hat, kann man sich ja mit Lappalien beim Wähler in Erinnerung bringen, wenn denn die Presse mitspielt.

Falls sich das nächste Mal jemand an einer falsch gehenden Bahnhofsuhr stört: Am Bahnhof hängt eine Telefonnummer aus, über die man Störungen an die Bahn melden kann. Noch einfacher wäre es, wenn einer der vielen Lokführer und Schaffner, deren Züge in Burgkunstadt halten, die Störung der Uhr an seine zuständige Dienststelle melden würde.

Jetzt muss die Bürgermeisterin Christine Frieß vermutlich die Landtagsabgeordnete Emmi Zeulner einschalten, damit die den Verkehrsausschuss des Bundestages informiert, der dann wieder den Bundesverkehrsminister Volker Wissing in Kenntnis setzt, der den Bahnvorstand Dr. Richard Lutz beauftrat, dafür zu sorgen, dass in Burgkunstadt die Bahnhofsuhr repariert wird. Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht?

1. September 2022

3 € für eine Kilowattstunde Strom

Neulich habe ich einen Stromlieferungsvertrag gefunden, den mein Urgroßvater Andreas Klemenz im Jahr 1907 mit dem Elektrizitätswerk Altenkundstadt abgeschlossen hat. Ja, damals hieß es noch Altenkundstadt und Burgkundstadt. Andreas Klemenz gehörte das Haus mit der heutigen Adresse Lichtenfelser Str. 6, in dem er einen Kolonialwarenladen betrieb und zusätzlich Schuhmacherbedarf verkaufte. Er war nämlich gelernter Schuster. Der Laden bestand bis 1958. Heute ist dort ein Schreibwarengeschäft.

Hier können Sie den Vertrag als pdf-Datei herunterladen. Allerdings ist er in Fraktur geschrieben.

Der Strompreis war nach Beleuchtung und Strom für Motoren gestaffelt. Für Beleuchtungsstrom zahlte man damals 50 Pfennig pro Kilowattstunde, nach heutiger Kaufkraft sind das etwa 3 € (Angabe aus einer Tabelle der Deutschen Bundesbank). Der Vertrag hatte eine Laufzeit von 22 Jahren. Ob das Elektrizitätswerk so lange bestand, weiß ich nicht. Für den Betreiber wäre es jedenfalls spätestens ab 1922 ein schlechtes Geschäft gewesen, weil zu dieser Zeit die Hyperinflation in Deutschland einsetzte. Aber auch schon 1920 entsprachen 50 Pfennig nur noch 0,25 € nach heutiger Kaufkraft.

Strom für Beleuchtung durfte man rund um die Uhr entnehmen. Für Motoren für landwirtschaftliche Maschinen war der Betrieb auf die helle Tageszeit eingeschränkt und speziell vom 15. August bis 15. April auf die Zeit von 9:00 Uhr bis 16:00 Uhr. Industriebetriebe bekamen von 7:00 Uhr bis 19:00 Uhr Strom für Maschinen. Anscheinend war die Leistung des Elektrizitätswerks ziemlich begrenzt.

Alle elektrischen Einrichtungen (Lampen und Motoren) mussten vom Elektrizitätswerk gekauft und genehmigt werden.

Wollen wir mal hoffen, das der Preis für die Kilowattstunde Strom nicht wieder auf 3 € ansteigt.

7. August 2022

Burgkunstadt wertet auf, koste es, was es wolle

Die Aufwerteritis am Burgkunstadter Marktplatz geht weiter, koste es, was es wolle. Jetzt soll die kleine Terrasse mit dem Brunnen vor der katholischen Pfarrkirche für 45.000 € umgestaltet werden. Als Grund nennt das Obermain Tagblatt: "Weil die Bepflanzung einen großen Teil der kleinen Anlage zugewuchert hat, soll sie neu gestaltet werden, um zum Verweilen einzuladen." Die kleine Anlage (ca. 48 m²) ist nicht zugewuchert, sondern dicht bewachsen. Wenn sich jemand daran stört, dass die Büsche zu dicht wachsen, dann könnte sie der Bauhof zurückschneiden oder einzelne Pflanzen entfernen.

Dem Pflasterbelag fehlt überhaupt nichts, wie man auf dem Bild sehen kann. Aber nein, er muss erneuert werden, vielleicht mit Carrara-Marmor. Irgendwie müssen ja die 45.000 € gerechtfertigt werden.

Wenn ich mich recht entsinne, hat der Bauhof vor ca. 50 Jahren den Platz in Eigenregie gestaltet, gepflastert, bepflanzt und den Brunnen gebaut. Natürlich sollte man in 50 Jahren ein paar Erhaltungsmaßnahmen durchführen. Der Abfallkorb ist sicher kein Schmuckstück mehr.

Den beiden Ruhebänken täte auch ein neuer Anstrich gut. Es wäre schon ein gutes Stück Aufwertung, wenn der Platz regelmäßig gereinigt würde. Die Zigarettenkippen und Papierchen, die hinter die Bänke geworfen werden, sind keine Visitenkarte für Burgkunstadt.

Die Schmutzfinken, die ihren Müll einfach in die Landschaft werfen, werden sich auch durch eine Neugestaltung des Platzes nicht davon abhalten lassen, den Platz zu vermüllen.

Leider haben wir es in Burgkunstadt nicht so mit der Pflege von Einrichtungen und Anlagen. Mir ist noch gut die Mainbrücke in Theisau in Erinnerung, die so lange nicht gepflegt wurde, bis sie irreparabel war und durch einen Neubau ersetzt werden musste.

Bisher hinderte der dichte Bewuchs die Menschen daran, an den Rand der Terrasse zu treten und von der Mauer zu stürzen.

Wenn jetzt allerdings ein Teil der Büsche einer Wippe und einem Fernrohr weichen soll, muss natürlich ein Geländer als Absturzsicherung angebracht werden. Ob das Geländer schöner ist als immergrüne Büsche und die Blumenkästen, liegt im Auge des Betrachters.

Mit dem Fernrohr sollen Kinder die Steinwüste Marktplatz mit ihren Baudenkmälern erkunden. Angeblich ist es nicht möglich, mit dem Fernrohr in die Fenster der Häuser zu blicken. Entweder handelt es sich um ein Fernrohr mit künstlicher Intelligenz, das Fenster erkennt und die Bildausschnitte mit Fenstern automatisch ausblendet, oder die Vergrößerung ist so gering, dass man mit einer Pappröhre ohne Optik genauso viel sieht wie mit Fernrohr. Ein Fernrohr braucht man, um damit in die Ferne zu sehen, besonders dann, wenn man das, was in der Ferne liegt, nicht ohne weiteres besuchen kann. Man betrachtet mit Fernrohren beispielsweise den Mond oder das Umland um einen Aussichtspunkt herum. Die Baudenkmäler am Marktplatz hingegen kann man fußläufig in 10 Minuten alle abklappern.

Mein Dank gilt Stadtrat Michael Doppel (FW), der als einziger gegen diese groteske Form der Geldverschwendung gestimmt hat.



5. August 2022

Marktplatzaufwertungsbaum gibt auf

Nicht einmal ein Jahr hat der Marktplatzaufwertungsbaum in Burgkunstadt überlebt. Obwohl Robinien anspruchslose Bäume sind, war der Trockenstress für den neu gepflanzten Baum so groß, dass die Krone vertrocknet ist. In seinem Kampf ums Überleben hat der Baum im unteren Bereich des Stammes neue Triebe ausgebildet.


Weil die Burgkunstadter es nicht erwarten konnten, dass die schnellwachsende Robinie aus einem Setzling heranwächst, musste es ein großer Baum sein, der geplanzt wurde.  Bekanntlich wachsen große Bäume schlechter an als kleine Setzlinge. Sie brauchen viel Pflege und Wasser. Bevor man einen mehrjährigen Baum in die Steinwüste Marktplatz pflanzt, hätte man sich informieren sollen, wie der Baum zu pflegen ist, damit er anwächst. Im Landratsamt Lichtenfels gibt es dafür einen Kreisfachberater. 

Bei der Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen in Bayern e.V. gibt es kostenlos das Beratungsblatt Bewässern nach Regeln - Wasserbedarf urbaner Grünflächen. Dort kann man nachlesen, mit wieviel Wasser ein neugepflanzter Stadtbaum im ersten Standjahr bewässert werden muss. So 100 l zweimal pro Monat sollten es schon sein.

Jetzt soll eine kleinere Robinie eingesetzt werden. Ohne Pflege im ersten Jahr wird sie wohl dasselbe Schicksal erleiden wie ihre Vorgängerin. Laut Stadtbaumeister Markus Pülz soll der verkrüppelte Baum in den Wald versetzt werden. Ich bin mal gespannt, wer ihn dort bewässert. An die einfache Lösung, den Baum im Wertstoffhof zu entsorgen, wagt sich wohl niemand heran. Es fällt immer schwer, eine teuere Anschaffung nach nicht einmal einem Jahr auf dem Müll zu entsorgen.

Die Robinie wurde Ende des 18. Jahrhundert aus Nordamerika eingeführt. Ihre Anpflanzung ist umstritten, weil sie häufig heimische Baumarten verdrängt. Fast alles an der Pflanze ist giftig, besonders aber die Rinde und die Samen. Also, liebe Eltern, aufgepasst!


22. Juli 2022

Der Mohr kann gehen

Regiomed ist mal wieder in den Schlagzeilen. Hauptgeschäftsführer Alexander Schmidtke und der Geschäftsführer der bayerischen Einrichtungen, Robert Wieland, verlassen Regiomed zum 30. September. Anscheinend sind Differenzen zwischen den kommunalen Gesellschaftern und der Geschäftsführung über die künftige Ausrichtung des Klinikverbunds zu sein. Dabei war Regiomed mit dem neuen Hauptgeschäftsführer auf einem guten Weg, nachdem der Vorgänger von Schmidtke den Klinikverbund beinahe gegen die Wand gefahren hatte.

Schmidtke konnte den Rekordverlust (Jahresfehlbetrag) von 25,07 Mio. € für das Jahr 2018 auf 6,72 Mio. für das Jahr 2020 reduzieren. Die Zahlen habe ich dem Bundesanzeiger entnommen. Die Bilanz für 2021 ist dort leider noch nicht hinterlegt. Aber anscheinend konnte der Verlust für 2021 mit 2,9 Mio. € noch einmal mehr als halbiert werden, wie der Presse zu entnehmen war. Für 2022 stellte Schmidtke sogar einen Jahresüberschuss von 3 Mio. € in Aussicht.

Wieso der Aufsichtsrat diesen erfolgreichen Sanierer einfach ziehen lässt, ist mir schleierhaft. Vielleicht hätte ein bisschen Entgegenkommen der kommunalen Gesellschafter Schmidtke zum Bleiben bewegen können. Oder, wie es so schön bei Friedrich Schiller heißt: "Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen."


4. Juli 2022

Warum Waldbrände entstehen

Fragen Sie sich nicht auch manchmal, warum es bei uns in Deutschland Waldbrände gibt? Sind es Blitze (sehr selten), Brandstiftung oder weggeworfene Gläser (nein), die zu teilweise verheerenden Bränden führen? Ich habe keine Mühen gescheut und habe eine bisher völlig unbekannte Zündquelle im Wald entdeckt: Zigarettenkippen.

Die Nikotiniker, die nicht einmal im Wald auf ihre geliebten Glimmstängel verzichten wollen, platzieren ihre Kippen gerne auf getrockneten Nadeln der Bäume, damit es, wenn der Wind günstig steht, besonders lustig flackern kann:


Das Bayerische Waldgesetz sagt dazu in Art. 17

"In einem Wald oder in einer Entfernung von weniger als 100 m davon dürfen nicht

1. offenes Licht angezündet oder verwendet werden,
2. brennende oder glimmende Sachen weggeworfen oder sonst unvorsichtig gehandhabt werden, ..."

Und für die Raucher noch einmal ganz deutlich: " Im Wald darf in der Zeit vom 1. März bis 31. Oktober nicht geraucht werden."

Ausnahmen von dieser Regel gelten nur für Waldbesitzer, Jäger, Förster und Waldarbeiter.

Ich höre schon die kritischen Stimmen: Es kann ja sein, dass die Kippen noch aus dem Winter stammen. Bestimmt waren es Waldarbeiter. Die haben die Glut sicher sorgfältig ausgetreten ...

Kann alles sein, kann aber auch nicht sein. Gerade wenn es längere Zeit nicht geregnet hat, ist die Waldbrandgefahr stark erhöht. Es ist einfach grob fahrlässig, im Wald - noch dazu im Nadelwald - zu rauchen und seine Kippen wegzuwerfen.

Wer jetzt meint, dass er seine Kippen dann eben in einem trockenen Getreidefeld entsorgt, der bekommt Probleme mit der Verordnung über die Verhütung von Bränden. Dort steht in § 7: "Brennende Zigarren oder Zigaretten, Pfeifenglut oder Rauchzeugasche dürfen nicht so weggelegt oder weggeworfen werden, daß eine Brandgefahr entsteht." Es muss also nicht einmal ein Brand entstehen, es reicht schon die Brandgefahr.

Also liebe Raucher: keine Kippen in Wald und Flur entsorgen! Es gibt für unterwegs  Taschenaschenbecher. Die Zigarettenstummel können nicht nur Brände verursachen, sie sind auch extrem giftig für kleine Menschen und kleine Tiere.


1. Juli 2022

Umwelt- und Naturschutz eher nachrangig?

Damit sich meine Leser selbst ein Bild davon machen können, was einige sportbegeisterte Mountainbiker im Burgkunstadter Wald so anrichten, habe ich ein paar Fotos gemacht. Die wild angelegten Mountainbike-Trails kreuzen beliebte Spazierwege, hier mit einer kleinen Schanze am Wegesrand:

Nachdem der Weg gekreuzt wird, führt der Trail in einen Bereich, der mit Kurvenüberhöhungen befestigt wurde. Welches Material für die Kurven verwendet wurde, habe ich nicht festgestellt. Ich bin leider nicht mehr so gut zu Fuß:

Hier noch ein schöner Ausblick auf den bergseitigen Teil der Schanze:

Ich nehme an, dass die Mountainbiker den Trail nicht im Schritttempo befahren. Abgesehen davon, dass sie sich selbst gefährden, wenn sie zwischen die Bäume hindurch brettern, stellen sie auch eine Gefahr für die Leute dar, die die regulären Waldwege benutzen. Ich glaube nicht, dass sie an der Schanze so weit abbremsen, dass sie noch anhalten könnten, wenn ein Spaziergänger dort ihre Bahn kreuzt.

Wälder, Felder und Wiesen haben Eigentümer, sie gehören nicht der Allgemeinheit. Die Eigentümer verfügen über ihr Eigentum und bestimmen, was damit geschieht. Kein Fremder darf ohne meine Erlaubnis in meinem Garten einen Mountainbike-Trail anlegen, genauso wenig darf er das in einem Wald, der ihm nicht gehört.

Das Bundesnaturschutzgesetz legt in Art. 59 fest: "Das Betreten der freien Landschaft auf Straßen und Wegen sowie auf ungenutzten Grundflächen zum Zweck der Erholung ist allen gestattet (allgemeiner Grundsatz)." Für den Wald gelten die Einschränkungen in Art. 13 Bayerisches Waldgesetz: "Das Radfahren, das Fahren mit Krankenfahrstühlen und das Reiten ist im Wald nur auf Straßen und geeigneten Wegen zulässig. Die Vorschriften des Straßen- und Wegerechts und des Straßenverkehrsrechts bleiben unberührt."

Das Waldgesetz regelt auch den Schutz des Waldes. In Art. 9 heißt es: "Jede Handlung, durch welche die Produktionskraft des Waldbodens vernichtet oder wesentlich geschwächt oder durch welche der Waldboden beseitigt wird (Waldzerstörung), ist verboten." Der Wald steht also unter besonderem gesetzlichen Schutz. Nebenbei: Das Trinkwasser, das aus unseren Wasserhähnen kommt, stammt aus den Wäldern um Burgkunstadt. 

Wieso der Stadtrat auf die Idee kommt, für ein paar Wenige einen Mountainbike-Trail im Stadtwald anzulegen, erschließt sich mir beim besten Willen nicht. Anscheinend stehen Umwelt- und Naturschutz eher hinten auf der Prioritätenliste.



5. Juni 2022

Dilettantische Geschichtsklitterung

Mittlerweile hängt an der Burgkunstadter Grundschule eine Hinweistafel, die die Nazisymbolik am Gebäude geschichtlich einordnen soll.


Leider steht auf dem Schild nicht, wofür die Symbole standen. Die Zeit des Nationalsozialismus als "schwierige Zeit" zu bezeichnen, ist wohl etwas sehr beschönigend. Mir fallen da eher Begriffe wie "Schreckensherrschaft" oder "menschenverachtende Gewaltherrschaft" dazu ein. Es ist zwar schön, dass sich Burgkunstadt nach 77 Jahren auf dem Schild vom Nationalsozialismus distanziert, aber eigentlich wäre es wichtiger gewesen, wenn sich die Stadt von ihrer Nazidichterin Kuni Tremel-Eggert distanziert hätte.

Der weiterführende Text, den man mit dem QR-Code aufrufen kann, soll vermutlich in einfacher Sprache gehalten sein. Leider führt die verwendete Sprache eher zu einer verharmlosenden als zu einer einfach verständlichen Darstellung der Thematik. Im Text ist zwar die Rede von einem verheerenden Krieg, der viele Menschenleben forderte. Aber was sind schon viele Menschenleben? Wer denkt bei "viele Menschenleben" an über 60 Mio. Tote? Die systematische Ermordung der Juden wird mit keinem Wort erwähnt.

Der Hammer ist aber die Verknüpfung der Nazisymbole mit dem Bundesadler: "Doch Adler, Schwert und Eichenkranz stehen nicht nur für die Werte der undemokratischen NSDAP, sondern auch für Positives. Die demokratische Bundesrepublik Deutschland nutzt den Adler als Wappentier, genau wie die Vereinigten Staaten von Amerika." Der Adler an der Schule hat nichts, aber auch gar nichts, mit dem Bundesadler zu tun. Mit derselben Begründung könnte ich auch sagen, dass das Hakenkreuz auch für etwas Positives stehe: In Indien ist es nämlich ein Glückssymbol. Da hätte man es doch nicht entfernen müssen. Leider erfahren wir nicht, für welche positiven Dinge der Eichenkranz und das Schwert stehen. Mit einer kurzen Internetrecherche habe ich vor acht Jahren mehr über die Symbolik herausgefunden als die Fachleute - oder waren es gar keine? - in zwei Jahren.

Jeder blamiert sich eben, so gut er kann. Ich kann nur sagen: Setzen! Sechs!

2. Juni 2022

Waldfrevler bekommen einen MTB-Trail

Der Klimawandel setzt auch dem Burgkunstadter Stadtwald zu, wie in der letzten Stadtratssitzung zu hören war. Trockenheit und Borkenkäfer sind schon genug Belastung für den Wald. Hinzu kommen aber jetzt noch ein paar Mountainbiker, die wilde Parcours im Wald angelegt haben. Mit ihrem rücksichtslosen Tun verdichten sie den Waldboden, scheuchen das Wild auf und gefährden Spaziergänger. Anstatt dem Treiben Einhalt zu gebieten, ist der Stadtrat auf die glorreiche Idee gekommen, für diese paar rücksichtslosen Idioten einen "Trail für ihr Training" einzurichten. Dazu soll ein "Ortstermin mit allen Betroffenen" einberufen werden.

Anscheinend sind die Waldfrevler bekannt, sonst könnte man ja keinen Ortstermin mit ihnen vereinbaren. Es wäre also ein Leichtes, sie dazu zu verdonnern, ihre Hindernisse wieder abzubauen. Ich frage mich sowieso, warum der Trail unbedingt im Wald verlaufen muss. Vielleicht, damit die Armen nicht der sengenden Sonne ausgesetzt sind?

"In einer Tourismusregion mit mehreren Radsportvereinen sei das Angebot eines MTB-Trails sinnvoll, meinte auch Zweite Bürgermeisterin Susanne Bock von Wülfingen." Ich sehe sie schon, die Touristenströme, die extra wegen des MTB-Trails nach Burgkunstadt reisen. Warum muss ich bei dieser Sache nur immer an die Skater-Bahn denken? Ach ja, auch dieses tolle Projekt sollte Touristenströme anziehen. Falls es den Mountainbikern langweilig wird: Wie wär's mit einem Motocross-Parcour? Da kommen dann sicher noch mehr Touristen!

Nur mal so ein Gedanke: Angenommen, es tun sich ein paar Leute zusammen und pinkeln regelmäßig wild am Bahnhof. Baut die Stadt dann dort ein Klohäuschen, um das Wildpinkeln zu unterbinden? Für eine Tourismusregion mit einem Bahnhof ohne Klo ist das Angebot eines Klohäuschens sinnvoll, meint Rentner Bernd Weickert.

Abzocken und abkassieren?

Wozu gibt es Gesetze? Gesetze regeln das friedliche Zusammenleben von Bürgern in einem Staat. Sie sorgen dafür, dass der Schwache nicht benachteiligt wird. Sie schützen Gesundheit und Leben der Menschen. Das gilt natürlich auch für die Gesetze, die den Straßenverkehr reglementieren. Ohne diese Gesetze und Verordnungen wäre ein moderner Straßenverkehr nicht möglich.

Bereits 1910 trat in Deutschland der Vorläufer des heutigen Straßenverkehrsgesetzes inkraft. Geläufiger dürfte allen Kraftfahrern die Straßenverkehrsordnung sein. Jedem Führerscheininhaber sollte § 1 StVO noch im Gedächtnis sein:

"(1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.
(2) Wer am Verkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird."

Leider nützen die schönsten Gesetze und Verordnungen nichts, wenn ihre Einhaltung durch den Staat und seine Organe nicht überwacht wird und Regelverstöße nicht geahndet werden. Wir Menschen neigen eben dazu, uns nicht an Regeln zu halten, wenn wir meinen, Regelverstöße bringen uns einen Vorteil und niemand erwischt uns beim Brechen der Regeln.

Die mit Abstand häufigsten Verstöße gegen Verkehrsregeln sind Geschwindigkeitsverstöße. Bei den Unfallursachen liegen zu geringer Abstand und nicht angepasste Geschwindigkeit an dritter und vierter Stelle in der Statistik.

Der Burgkunstadter Stadtrat hat in seiner letzten Sitzung eine  semistationäre Geschwindigkeitsüberwachung abgelehnt. Das kann man tun, wenn man anderweitig dafür Sorge trägt, dass sich die Fahrzeugführer an die vorgeschriebene Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Etwas seltsam mutet allerdings die Begründung der zweiten Bürgermeisterin Susanne Bock von Wülfingen an: "'Wir wollen die Bürger nicht abkassieren, wenn nicht klar ist, was wir damit erreichen', kritisierte zweite Bürgermeisterin Susanne Bock von Wülfingen (FW). Sie forderte stattdessen, zusammen mit der bereits eingesetzten kommunalen Verkehrsüberwachung ein Konzept zu erarbeiten, 'das die Bürger nicht abzockt.'“

Bei einer Ahndung von Geschwindigkeitsüberschreitungen von "abkassieren" und "abzocken" zu sprechen, ist völlig daneben. Mit der Überwachung der Geschwindigkeit sollen Autofahrer nicht abkassiert und abgezockt werden, sie sollen vielmehr dazu angehalten werden, sich an die Verkehrsregeln zu halten, zum Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmer. Gesetze werden nicht gemacht, um Menschen zu quälen und abzukassieren, sondern um die Schwachen zu schützen. Und wenn die Gemeinde die Einhaltung der Gesetze nicht überwacht, macht sie sich mitschuldig an den Folgen der Gesetzesverstöße.

 



26. Mai 2022

Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht?

Vor über zwei Jahren hatte ich in der Bürgerversammlung beantragt, die Kuni-Tremel-Eggert-Straße wegen der nationalsozialistischen Vergangenheit der Namensgeberin umzubenennen. Leider konnte sich die Versammlung nur dazu durchringen, dass eine Tafel aufgestellt wird, die auf die zweifelhafte Vergangenheit der Schriftstellerin hinweist. Jetzt ist es endlich so weit. Hier ist das großartige Werk:

Der beschönigende Hinweis, dass bei Tremel-Eggert "in ihrem Werk eine Nähe zur nationalsozialistischen Weltanschauung erkennbar" sei, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie eine überzeugte Nationalsozialistin und Antisemitin war. Schon im Sommer 1933, als die Nazis erst ein halbes Jahr an der Regierung waren, wollte Tremel-Eggert Juden von einer ihrer Lesungen ausschließen. Der Veranstalter hat ihr daraufhin abgesagt.

Der weiterführende Text, den man mit dem QR-Code im Internet abrufen kann, schließt mit den Worten: "Dennoch muss angemerkt und vielleicht sogar anerkannt werden, dass zumindest Indizien existieren, die dafürsprechen, dass Kunigunde Tremel-Eggert dieses menschenverachtende System am Ende hinterfragen und durchschauen konnte." Aha, es exisitieren Indizien, dass Tremel-Eggert am Ende dieses menschenverachtende System hinterfragen und durchschauen konnte. Leider erfahren wir nicht, ob sie es tatsächlich hinterfragt und durchschaut hat. Wir erfahren auch nicht, ob ihr diese Erkenntnis kam, weil Deutschland und Europa in Schutt und Asche lagen oder weil sie der Naziideologie aus tiefster Überzeugung abgeschworen hatte.

Dem unbedarften Besucher unseres lieblichen Städtchens am Obermain stellt sich sicher die Frage, warum zum Teufel die Burgkunstadter eine Straße nach einer Nazidichterin benannten und dann langwierig und wenig überzeugend erklären müssen, dass sie vielleicht doch nicht ganz so schlimm war. Ich finde, es wäre doch sinnvoller, die Straße einfach umzubenennen.

6. Mai 2022

Dank Ladesäulen 12 € Mehreinnahmen pro Jahr

Öffentliche Ladestationen für Elektroautos sind noch dünn gesäht. Die von Burgkunstadt aus nächstgelegene Ladestation ist in Küps, sonst gibt es nur noch Stationen in Lichtenfels oder Kulmbach. Daher finde ich es gut, dass der Stadtrat in seiner letzten Sitzung beschlossen hat, in Burgkunstadt zwei Ladesäulen bauen zu lassen. Allerdings sind die Konditionen, zu denen die Ladestation gebaut und betrieben werden soll, etwas merkwürdig.

Gebaut werden die Ladesäulen von der Firma N-Ergie, einem regionalen Energieversorger mit Sitz in Nürnberg. Mehrheitseigentümer der N-Ergie ist die Stadtwerke Nürnberg GmbH. Die Baukosten belaufen sich auf 13.209 €. 80 % der Baukosten werden von einem Bundeszuschuss gedeckt. Die Stadt verpachtet die Ladesäulen für 928,20  €/Jahr an N-Ergie und erstattet N-Ergie im Gegenzug Wartungs- und Instandhaltungskosten von 916,13 € jährlich. Die Nettoeinnahmen der Stadt belaufen sich also auf 12,07 €. Auch wenn Burgkunstadt nur 2.642,80 € für die Anlage bezahlt, gilt doch, dass alles aus Steuergeldern bezahlt wird.

Der Preis für die Kilowattstunde Strom, den N-Ergie an der Ladesäule verlangt, beträgt für Personen, die keine N-Ergie-Kunden sind, zwischen 38 und 42 Cent. An den Strombörsen kostete die Kilowattstunde vor einem Jahr ca. 5 Cent, mittlerweile ca. 16 Cent. Ich mache mit diesen Zahlen mal eine kleine Überschlagsrechnung mit ein paar Annahmen, Steuern lasse ich weg:

Der Durchschnittspreis für die Kilowattstunde betrage im Schnitt 40 Cent, der Einkaufspreis für die Kilowattstunde 10 Cent. Netto nimmt N-Ergie also 30 Cent pro Kilowattstunde ein. Wenn pro Tag 100 kWh an der Ladestation abgenommen werden, sind das 30 €/Tag oder 10.950 €/Jahr. Selbst wenn N-Ergie die Instandhaltungskosten selbst tragen würde, blieben noch 10.000 €/Jahr übrig. 100 kWh braucht man etwa, um zwei Autos zu laden. Und wir dürfen sicher sein: Wenn die Strompreise an den Börsen dauerhaft steigen, werden die Mehrkosten an den Endverbraucher weitergegeben - auch an den Ladesäulen.

Ich weiß, gegen diese Überschlagsrechnung kann man viel einwenden: Ich habe keine Steuern berücksichtigt, keine Betriebskosten und keine Preissteigerungen an der Strombörse und vielleicht kommt nur ein Auto am Tag. Aber selbst wenn N-Ergie nur 1.000 € im Jahr einnimmt, ist das ein leicht verdientes Geld ohne jegliches unternehmerische Risiko. N-Ergie verdient gleich dreifach: am Bau der Ladesäulen, an den Wartungskosten und am Strom. Was verdient Burgkunstadt? 12 €/Jahr! Ich finde, da hat sich Burgkunstadt ganz schön über den Tisch ziehen lassen.

 

30. April 2022

Wir brauchen Klimaaktivisten anstatt Klimaattentisten

Was ist ein Aktivist? Ein Aktivist ist - nach Wortbedeutung.info - eine "engagierte, zielbewusst, häufig gesellschaftlich oder politisch handelnde Person". Demnach ist ein Klimaaktivist eine engagierte, häufig gesellschaftlich oder politisch handelnde Person, die sich für den Klimaschutz einsetzt. Landrat Christian Meißner ist der Ansicht, er könne es sich nicht leisten, Klimaaktivist zu sein. So stand es im Bericht des Obermain Tagblatts über die letzte Kreistagssitzung, in der der Kreishaushalt verabschiedet wurde.

Der aktuelle Bericht des Weltklimarates IPCC ist ein Weckruf an die Politiker und an uns alle: Wenn wir die Erderwärmung noch auf 1,5 °C begrenzen wollen, müssen wir jetzt sofort grundlegende Maßnahmen ergreifen. Das erfordert engagierte, gesellschaftlich und politisch handelnde Personen. Warum  es sich Meißner angesichts der drohenden Klimakatastrophe nicht leisten kann, ein Klimaaktivist zu sein, ist mir rätselhaft. Liest er keine Zeitung - außer der Bildzeitung - oder sieht er keine Nachrichten oder hält er die Warnungen vor der Erderwärmung für Quatsch? In dieser kritischen Lage brauchen wir überall Aktivisten - keine Attentisten, die abwarten und nichts tun.

Wir müssen auf jeder politischen Ebene - Bund, Land, Bezirk, Kreis und Gemeinde - einen spürbaren Beitrag dazu leisten, dem Klimawandel zu begegnen. Natürlich kostet das Geld. Aber die Auswirkungen des Klimawandels werden uns ein Vielfaches kosten - und es kostet umso mehr, je weniger wir uns dem Klimawandel entgegenstellen.

15. April 2022

Die unendliche Geschichte

In seiner Ausgabe vom Donnerstag erinnert das Obermain Tagblatt mit einem Artikel von Andreas Motschmann auf Seite 3 an die umstrittene Schriftstellerin Kuni Tremel-Eggert. 2020 hatte ich in der Bürgerversammlung den Antrag gestellt, die Kuni-Tremel-Eggert-Straße in Burgkunstadt umzubenennen. Leider wurde mein Antrag abgelehnt. Allerdings beauftragte die Versammlung Bürgermeisterin Christine Frieß, am Geburtshaus der Dichterin eine Hinweistafel anbringen zu lassen, die auf die Verbindung Tremel-Eggerts zum Naziregime verweist. Den Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit in Burgkunstadt hatte ich bereits 2014 und 2015 hier in meinem Blog thematisiert.

Wer sich jetzt die Hinweistafel zu Tremel-Eggert ansehen will, sollte es lieber bleiben lassen. Es gibt sie nämlich nicht. Es wird immer noch nach einem passenden Text gesucht.

Motschmann erinnert in seinem Artikel auch an den Vortrag des Literaturprofessors Ralf Georg Czapla in Burgkunstadt. Czapla entschuldigte Tremel-Eggert damit, dass sie in ihren Tagebüchern keine Nähe zur Nazi-Ideologie zeigte. Kritik an seiner verqueren Logik fasste Czapla als Hetzkampagne auf.

7. April 2022

Bauen im Hochwasserrisikogebiet - ein neuer Trend?

Es wäre sicher schön, wenn in Burgkunstadt bezahlbare barrierefreie Wohnungen gebaut werden würden. Ob allerdings der Festplatz der geeignete Ort für solche Wohnungen ist, wage ich zu bezweifeln, obwohl der Stadtrat die Idee in der letzten Sitzung einstimmig für gut befand.

Weil die Stadt etwas knapp bei Kasse ist, soll ein Investor gesucht werden, der die Wohnungen baut. An und für sich keine schlechte Idee. Nur muss man dem Investor dafür auch etwas bieten. Warum will ein Investor investieren? Richtig, er will, dass er mit möglichst wenig Kapitaleinsatz einen Haufen Gewinn macht. Von Geldwäschern und Menschheitsbeglückern, die es sicherlich auch gibt, will ich einmal absehen. Wie kann man den Kapitaleinsatz gering halten? Richtig, indem man möglichst geringe Baukosten hat.

Leider wird das Bauen auf dem Festplatz durch die Lage in einem Überschwemmungsgebiet etwas teurer als normal. Der Platz liegt in einem Gebiet, das mit dem Hochwasserrisiko HQ 100 eingestuft ist. Das heißt, im Schnitt wird der Platz einmal in hundert Jahren überschwemmt. Es kann natürlich sein, dass er auch öfters überschwemmt wird. Wenn der Klimawandel so weitergeht, werden wir auch bei uns mit häufigeren Überschwemmungen rechnen müssen. Der Bayernatlas weist für den Festplatz Überschwemmungen bis zu 50 cm Wassertiefe aus, an einigen Stellen bis zu 1 m. Warum der Architekt meint, es reiche, das Erdgeschoss 80 cm über Bodenkante zu legen, erschließt sich mir nicht ganz. Vielleicht füllt er die tieferliegenden Stellen doch noch auf. Wenn die Bewohner der Häuser dann tatsächlich von Hochwasser eingeschlossen werden, sind sie zwar auf ihrer Warft noch im Trockenen, allerdings sind die Häuser dann nur noch mit dem Boot erreichbar.

Bedauerlicherweise liegt direkt neben dem Festplatz der Fußballplatz und dahinter die stark befahrene Bundesstraße. Daher entstehen zusätzliche Aufwendungen für den Lärmschutz. Wenn das alles einen Investor nicht abschreckt, dann vielleicht doch die wunderbare Idee von Stadtrat Marco Hennemann (CSU), eine Mietpreisgrenze festzulegen. Auf solche Investorenabschreckungsmaßnahmen kommen sonst eigentlich nur die Sozis.

17. März 2022

Anmerkungen zum Haushalt 2022

Der Burgkunstadter Stadtrat hat in seiner letzten Sitzung den Haushalt für 2022 verabschiedet. Es ist überflüssig zu sagen, dass der Stadtrat damit wieder einmal gegen die Gemeindeordnung für den Freistaat Bayern, Art. 65 verstoßen hat. Die Haushaltssatzung muss demnach der Aufsichtsbehörde bis 30. November des Vorjahres vorgelegt werden. Es gibt Kämmerer, die es ihrem Gemeinderat ermöglichen, diesen Termin einzuhalten. Die Burgkunstadter Kämmerin Heike Eber kann es nicht.

Wie der Haushalt zu planen ist, regelt die Verordnung über das Haushalts-, Kassen- und Rechnungswesen der Gemeinden, der Landkreise und der Bezirke nach den Grundsätzen der Kameralistik (Kommunalhaushaltsverordnung – Kameralistik – KommHV-Kameralistik). Art. 22  KommHV-Kameralistik sagt eindeutig aus: "Die Zuführung zum Vermögenshaushalt muß mindestens so hoch sein, dass damit die ordentliche Tilgung von Krediten gedeckt werden kann, soweit dafür keine Einnahmen nach § 1 Abs. 1 Nrn. 2 bis 4 zur Verfügung stehen." Einfach ausgedrückt bedeutet das, dass die Stadt mindestens so viel Geld - nach Abzug der laufenden Ausgaben - einnehmen muss, dass sie ihre Schulden bezahlen kann - eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Stadtrat Thomas Müller hat daher völlig recht, wenn er kritisiert, dass wegen der fehlenden Mindestzuführung zum Vermögenshaushalt freiwillige Leistungen gestrichen werden müssen.

Es war auch nicht in Ordnung, dass Bürgermeisterin Christine Frieß bereits Geschenkartikel zum Verkauf im Freibad für 13.000 € bestellen ließ, wie Stadträtin Dr. Ulrike Dinglreiter monierte. Art. 69 der Gemeindeordnung verbietet es der Gemeinde, in der haushaltslosen Zeit Kosten auszulösen, zu denen sie nicht verpflichtet ist. Noch dazu, da Frieß die Kosten einfach in der Annahme ausgelöst hat, dass sie schon im Haushaltsplan berücksichtigt werden würden. Das ist eine Missachtung des Stadtrats und der demokratischen Spielregeln. Dass die Stadtratsmehrheit sich das einfach so gefallen lässt, ist schon sehr verwunderlich.

Wie Stadtrat Günther Knorr (CSU) auf den Gedanken kommt, dass die Kosten für Vorhaben sinken würden, ist mir schleierhaft. Jeder, der einigermaßen am Weltgeschehen teilhat, weiß, dass die Baupreise seit Jahren rasant steigen und dass wir heuer mit mindestens 4 % Inflation rechnen müssen. Wegen des Überfalls Russlands auf die Ukraine wird die Teuerung sicher noch höher ausfallen.

„Es ist Populismus, wenn man jetzt den Haushalt ablehnt, nur um den Bürgern zu zeigen, dass man gegen einige Vorhaben ist“, meinte Knorr an Dinglreiter gerichtet. Ich empfehle Knorr, sein großes Lat(r)inum ein bisschen aufzufrischen: Populismus leitet sich aus dem Lateinischen populus (das Volk) ab. Populismus ist eine mit politischen Absichten verbundene, auf Volksstimmungen gerichtete Themenwahl und Rhetorik oder - kurz gesagt - der Populist redet den Leuten nach dem Mund. Das ist genau das Gegenteil von dem, was Dinglreiter mit ihrem Abstimmungsverhalten getan hat.

Populismus ist beispielsweise ein Feuerwehrhaus für Theisau für 800.000 € in den Haushalt einzuplanen, obwohl der finanzielle Spielraum der Stadt gleich Null ist. Das Feuerwehrhaus für Hainweiher kostete 2019 noch 425.000 € - dank Eigenleistung der Feuerwehrleute. So hoch ist die Inflation nun auch wieder nicht, dass das Theisauer Feuerwehrhaus beinahe doppelt so teuer wird wie das Hainweiherer. Populist Marco Hennemann (CSU) wunderte sich: „Sollen wir die Fenster weglassen, wenn das Geld nicht reicht?“ Nein, lieber Herr Henneman. Sie sollen nicht die Fenster weglassen, sondern die goldenen Wasserhähne und Marmorkloschüsseln.

Die geplante Bebauung des Festplatzes ist so überflüssig wie ein Kropf. Der Festplatz wurde im Umweltatlas Bayern als Hochwassergefahrenfläche HQ100 eingestuft. Statistisch kann man also davon ausgehen, dass das Gebiet einmal in 100 Jahren überschwemmt wird. Angesichts des Klimawandels, der auch in Burgkunstadt vermehrt Starkregenereignisse und Hochwasser bringen wird, kann man davon ausgehen, dass in Zukunft mit mehr als einer Überschwemmung in 100 Jahren zu rechnen ist. Es ist daher klug, für die Bebauung Pfahlbauten vorzusehen. Die 20.000 €, die im Haushalt für eine Planung durch die Stadt vorgesehen sind, sind zum Fenster hinausgeworfenes Geld.

Ich dachte, wir haben einen Stadtbaumeister, der ausgebildeter Bauingenieur ist und sich um die städtischen Liegenschaften und Bauprojekte kümmern soll. Jetzt musste ich lernen, dass eine zusätzliche Stelle für einen Bauingenieur zur Bewältigung des Schulbergprojekts im Stellenplan vorgesehen wurde. Gute Ingenieure wachsen nicht auf Bäumen. Zudem müssen sie Kündigungsfristen einhalten, außer natürlich schlechte Bauingenieure oder Berufsanfänger - aber die sind für diese Aufgabe nicht geeignet. Und was passiert mit dem Bauingenieur, wenn das Schulbergprojekt beendet ist?

Ich kann der zweiten Bürgermeisterin Susanne Bock von Wülfingen nur beipflichten, wenn sie sagt: „Ich sehe es kritisch, was wir uns auf die Fahnen geschrieben haben: Die Kosten werden uns auffressen.“


6. März 2022

Mobilfunkschwurbler raunen von Gefahr

 Ich hatte schon gedacht, dass sich die Altenkunstadter Mobilfunkschwurbler Bürgerinitiative Mobilfunkstandort Altenkunstadt (BI) aufgelöst haben, nachdem sie es geschafft haben, dass die Mobiltelefone in Altenkunstadt mit höherer Leistung senden müssen, weil der Mobilfunkmast jetzt am Külmitz steht. Aber nein, es gibt sie noch. Und das Obermain Tagblatt macht sich wieder zum willigen Helfer bei der Verbreitung von Falschinformationen.

BI-Sprecher Dietmar Schuberth raunt von Ärzten und Wissenschaftlern, die die Schutzwirkung der deutschen Grenzwerte anzweifelten. Leider sagt er nicht, welche oder wieviele Wissenschaftler das sind. Es gibt auch sogenannte Wissenschaftler, die Corona als harmlosen Schnupfen bezeichnen oder den menschengemachten Klimawandel leugnen. Zudem handelt es sich nicht um deutsche Grenzwerte, sondern um Grenzwerte, die die EU empfiehlt. Die EU folgte in ihrer Empfehlung wiederum der Internationalen Strahlenschutzkommission ICNIRP. Es gibt ein paar Länder, die niedrigere Grenzwerte anwenden, die meisten folgen jedoch der ICNIRP-Empfehlung.

Es mag sein, dass das EMF-Portal der RWTH Aachen mehrere 100 Studien zu möglichen negativen gesundheitlichen Folgen von elektromagnetischer Strahlung enthält. Allerdings umfasst die Datenbank mehr als 30.750 wissenschaftliche Publikationen und andere relevante Arbeiten. Wenn also weniger als 1 % der Publikationen auf mögliche negative Auswirkungen auf die Gesundheit hinweisen, dann ist das doch ein bisschen wenig, um daraus zu schließen, dass Mobilfunk ungesund ist. Für Hirntumore und andere Krebserkrankungen durch Mobilfunk ergaben sich beispielsweise keine Hinweise.

Dann muss Schuberth natürlich noch darauf hinweisen, dass die WHO (eigentlich die IARC, eine Organisation der WHO) Mobilfunk als "möglicherweise krebserregend" eingestuft hat. Wie ich schon 2014 ausgeführt habe, bedeutet das, dass man nicht nachweisen kann, dass Mobilfunkstrahlung nicht krebserregend ist. Zu den möglicherweise krebserregenden Dingen zählt die IARV beispielsweise Aloe Vera, Zimmerer- und Schreinerarbeiten, Staubwischen oder das Metall Nickel. Sicher krebserregend sind beispielsweise alkoholische Getränke und die Sonnenstrahlung. Vielleicht sollte Schuberth lieber aufs Biertrinken verzichten, anstatt den Leuten mit seiner Strahlenphobie Angst zu machen.

Was jetzt Glasfaseranschlüsse mit WLAN und 5G-Mobilfunk zu tun haben sollen, erschließt sich mir nicht. Wenn die Altenkunstadter Grundschule einen Glasfaseranschluss hat, ist das schön. Aber der Glasfaseranschluss ersetzt nicht WLAN. Man kann auch mit Glasfaseranschluss per WLAN auf das Internet zugreifen oder mit Kupferanschluss auf WLAN verzichten. Wenn ich mobil mit meinem Laptop Zugang zum Internet haben will, nützen mir keine in Altenkunstadt vergrabenen Glasfasern, sondern ich brauche eine Mobilverbindung über LTE oder 5G.

Anscheinend fürchtet sich Schuberth auch vor der abgeschalteten Mobilfunkantenne auf dem Altenkunstadter Hochhaus. Er will, dass sie abgebaut wird und durch ein Storchennest ersetzt wird. Aber hat er dabei bedacht, dass Storchenkot vielleicht gesundheitsschädlich - wenn nicht gar krebserregend - ist?

25. Februar 2022

Burgkunstadt und die Verwaltung 2.0

Unter der Überschrift "Unser Netzbetreiber bittet um Ihre Mithilfe" fand ich in Burgkunstadt aktuell vom Februar diese kuriose Meldung: "Sollten Sie einen Defekt an einer Laterne feststellen, notieren Sie sich bitte die an der Laterne angebrachte Nummer und geben Sie diese bei der Stadt Burgkunstadt, Frau Monika Petterich unter Telefon (0 95 72) 388-13 an." - "Was soll daran kurios sein?", werden Sie sich vielleicht fragen. Ich habe neben der Angabe der Telefonnummer noch die Faxnummer vermisst. - Nein, natürlich nicht!

Heutzutage laufen die Leute nicht mit Papier und Bleistift in der Tasche herum, sondern mit einem Ding namens Smartphone. Damit kann man sogar Fotos machen. Diese Fotos kann man auch verschicken, auch von unterwegs. Wenn sich die Stadtverwaltung dazu aufraffen könnte, ihre Kontaktseite so einzurichten, dass man auch Fotos an seinen Text anhängen kann, wäre das eine schöne Sache. Ein Bild sagt eben mehr als tausend Worte.

Ich habe das schon mehrmals per Internet bei der Stadtverwaltung angeregt. Leider habe ich weder eine Antwort bekommen, noch hat jemand meine Anregung umgesetzt. So werden wir weiter mit Papier und Bleistift durch Burgkunstadt streifen müssen, damit wir Frau Petterich anrufen können, um ihr die Nummer einer defekten Straßenlampe mitzuteilen - aber nur während der Öffnungszeiten des Rathauses!

Werbe-Ikone empfiehlt Fast Food

Anscheinend hat unsere Bürgermeisterin Christine Frieß Spaß an ihrem neuen Job als Influencerin gefunden. In Burgkunstadt aktuell vom Februar macht sie schon wieder auf der Titelseite Werbung, diesmal für Fast Food. Fast Food ist ein schneller Imbiss, also das Zeug, vor dem man normalerweise die Leute, insbesondere Kinder, warnt, weil es ungesund ist. Die Bürgermeisterin gerät total ins Schwärmen: "Hochwertige Burger, diverse Variationen an Pommes und vegetarische Gerichte werden vor den Augen der Gäste - immer frisch und ansprechend - zubereitet."

Na, dann muss es ja gesund sein, wenn die Burger hochwertig, die Pommes variiert und vor den Augen der Gäste in das Fett getaucht werden. "... für die Chili Cheese Pommes wird ausschließlich nur Bio Rinderhack verwendet!" Auf dem Prospekt der Firma Heinz' BBQ, das Burgkunstadt aktuell beilag, konnte ich leider keinen Hinweis auf Bio-Rinderhack finden.

Heinz' BBQ gehört anscheinend einem gewissen Heinz Krysiak in Heinersreuth bei Bayreuth. Auch auf der Online-Speisekarte steht nichts von Bio-Rinderhack. Vielleicht meint die Bürgermeisterin ja, dass alles bio sein müsse, was vor den Augen der Gäste zubereitet wird. Oder es hat ihr der Veggie Burger angetan. Aber auch bei dem ist nicht von bio die Rede.

Kein Wunder, dass die Bürgermeisterin neben ihrer Tätigkeit als Influencerin nicht so nebensächliche Dinge wie den Haushalt für 2022 vorbereiten (lassen) kann. Die Stadt Weismain, die finanziell nicht gut dasteht, hat es geschafft, ihren Haushalt noch im Februar zu verabschieden. Der Weismainer Bürgermeister ist aber auch kein Influencer.


Lichtenfels schon auf Platz 3 der Bundesschlechtestenliste

Schon gewusst? Corona ist noch lange nicht vorbei. Im Landkreis Lichtenfels erklimmen die Inzidenzzahlen - entgegen dem bundesweiten Trend - täglich neue Höchststände. Heute, am 25. Februar liegt die 7-Tage-Inzidenz im Landkreis bei 2.774. Zum Vergleich: Im Bundesdurchschnitt beträgt die Inzidenz 1.259, also weniger als die Hälfte. Mittlerweile belegen wir in der Bundesschechtestenliste hinter den Landkreisen Regensburg (3.522) und Donau-Ries (3.060) den dritten Platz.

Ich fände es angebracht, dass sich unser Landrat Christian Meißner oder auch unsere Bürgermeisterin Christine Frieß zur Situation im Landkreis äußerten. Aber vielleicht haben sie besseres zu tun, als sich um die Gesundheit ihrer Bürger zu kümmern.

30. Januar 2022

Bürgermeisterin als Influencerin

Unsere Bürgermeisterin Christine Frieß ist jetzt auch noch Influencerin. Eigentlich betätigen sich Influencer im Internet. Sie bewerben dort Produkte, Dienstleistungen oder einen bestimmten Lebensstil. Die Bürgermeisterin ist da etwas bodenständiger. Sie macht ihre Werbung auf der Titelseite von Burgkunstadt aktuell: eine komplette Titelseite mit Werbung für den Regionalladen RÜBE.

Man kann Regionalläden toll finden, auch als Bürgermeisterin. Allerdings sind der Bürgermeister und die Gemeinde dem Gebot zur neutralen und objektiven Amtsführung verpflichtet. Das gilt natürlich auch für Werbung. Mit dieser Titelseite macht die Gemeinde Burgkunstadt unverblümt Werbung für einen bestimmten Betrieb.

Die Bürgermeisterin verstößt mit ihrem Werbetext nicht nur gegen das Gebot der neutralen Amtsführung, sondern auch gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG), sie betreibt nämlich Schleichwerbung. Art. 5a, Abs. 6 UWG beschreibt diesen Tatbestand etwas vornehmer: "Unlauter handelt auch, wer den kommerziellen Zweck einer geschäftlichen Handlung nicht kenntlich macht, sofern sich dieser nicht unmittelbar aus den Umständen ergibt, und das Nichtkenntlichmachen geeignet ist, den Verbraucher zu einer geschäftlichen Entscheidung zu veranlassen, die er andernfalls nicht getroffen hätte."

Der kommerzielle Zweck der geschäftlichen Handlung ist hier, dass der Regionalladen beworben wird und die Leser dazu veranlasst werden sollen, in dem Geschäft einzukaufen. Das ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Kenntlich machen hätte man den Text beispielsweise mit dem deutlichen Hinweis Werbung.

Art. 3, Abs. 1 UWG sagt klipp und klar: " Unlautere geschäftliche Handlungen sind unzulässig". Damit ist auch Schleichwerbung unzulässig. Und damit haben auch die Mitbewerber von RÜBE einen Schadensersatzanspruch gegenüber der Stadt Burgkunstadt. Also, liebe Hofladenbesitzer und Direktvermarkter aus Nah und Fern, holt euch ein bisschen Geld von der Stadt Burgkunstadt. Ihr könnt zunächst mit einer Abmahnung beginnen (Art. 13 UWG).


16. Januar 2022

CSU goes green

Da wollte sich die Burgkunstadter CSU mal einen grünen Anstrich geben - und hat dabei gar nicht gemerkt, dass ihre tolle Idee bereits vor einem Jahr vom Stadtumbaumanagement in die Wege geleitet wurde. Laut Antrag der CSU-Fraktion sollte die Verwaltung die Aufstellung einer E-Bike-Ladesäule am Marktplatz prüfen. Zweite Bürgermeisterin Susanne Bock von Wülfingen wusste, dass die Stadtverwaltung schon an dieser Aufgabe arbeitet. Die Umsetzung hänge davon ab, ob Fördermittel bewilligt würden, erklärte Jörg Weiß von der Verwaltung.

Chefin der Verwaltung ist übrigens Bürgermeisterin Christine Frieß von der CSU. Redet sie vielleicht nicht mit ihren Parteifreunden der CSU-Stadtratsfraktion? Oder liest sie vielleicht die Berichte des Stadtumbaumanagements nicht? Es kann natürlich auch sein, dass sie sich für ihre Mitarbeiter in der Verwaltung und ihre Arbeit nicht besonders interessiert.

Anstatt den peinlichen Fehler einzugestehen, versuchte Stadtrat Marco Hennemann (CSU) noch, den Antrag damit zu retten, dass die Aufstellung der Ladesäulen mit dem Antrag beschleunigt werden solle. Sollten bei der CSU Zweifel an der Kompetenz der Verwaltung bestehen? Solche Zweifel dichtet die Bürgermeisterin doch gerne mal dem Bürgerverein an.

Anders als bei Elektroautus gibt es keine Standardladestecker für E-Bikes. Ich fahre selbst ein E-Bike. Bei meinem Fahrrad muss man beispielsweise den Akku abnehmen, damit er überhaupt geladen werden kann. Daher bestehen manche Ladestationen nur aus 230-V-Steckdosen, an die man sein mitgeführtes Ladegerät anschließen kann, bei anderen kann man seinen Akku in einem Schließfach laden und dann gibt es noch Stationen mit mehreren Ladekabeln. Welche Station soll's denn nun sein?

Warum braucht Burgkunstadt eine E-Bike-Ladesäule? Laut Hennemann gehe es darum, "dass Burgkunstadt vom Trend profitiere, dass immer mehr Menschen, auch Urlauber, mit dem E-Bike unterwegs sind". Wie Burgkunstadt davon profitiert, verrät er uns leider nicht. Aber ich hab's: Mit der Ladesäule werden die Innenstadt belebt und der Marktplatz aufgewertet.

Der überregionale Mainradweg verläuft über die Kreuzung Bahnhofstraße - Bundesstraße. Radtouristen werden also, wenn sie nicht gerade einen Abstecher zum Marktplatz machen, von der Ladestation nicht viel haben. Sollten sie - wider Erwarten - doch zum Marktplatz radeln und dann auch noch das Bedürfnis verspüren, den Akku zu laden, kommt das nächste Problem: Die Ladezeit für einen E-Bike-Akku liegt bei zwei bis vier Stunden. Was machen die armen Touristen während der Ladezeit? Sie können die Steinwüste Marktplatz mit den malerischen Fachwerkhäusern besichtigen, Dauer ca. 10 Minuten. Natürlich können sie auch dem Schustermuseum einen Besuch abstatten, falls es denn geöffnet haben sollte. Ein kleiner Imbiss oder ein Kaffee in einem malerischen Restaurant? Fehlanzeige! So bleibt ihnen nur übrig, zwei Stunden lang das Pflaster des Marktplatzes und die Häuser anzustarren.

Normalerweise ist jeder Gastwirt gerne bereit, einem E-Biker, der bei ihm einkehrt, eine Steckdose zum Laden seines Akkus zur Verfügung zu stellen. Mein Akku hat beispielsweise eine Kapazität von 0,5 kWh. Das vollständige Laden kostet also etwa 20 Cent.

Merke: Eine E-Bike-Ladestation an einem Platz, wo niemand hinkommt und wo es weder Speis' noch Trank noch etwas zu besichtigen gibt, ist so überflüssig wie ein Kropf.

14. Januar 2022

Blechschilder für mehr Lebensqualität in Burgkunstadt

"Mehr Lebensqualität für Burgkunstadt" titelte das Obermain Tagblatt in seiner heutigen Ausgabe. Wie sieht dieses Mehr an Lebensqualität aus? Gibt es neue Busverbindungen im 20-Minuten-Takt? Oder eine Fußgängerzone mit Einkaufspassage? Nein, das kommt leider nicht. Die Lebensqualität in Burgkunstadt wird mit ein paar Blechschildern und einer Sitzgruppe am Marktplatz gesteigert. Und natürlich gibt es noch ein Logo für die Corporate Identity für schlappe 10.650 €. Ich fühle schon, wie das Logo unser aller Lebensqualität steigern wird.

Seit 2019 haben wir einen Innenstadt-Manager. Er soll Konzepte erstellen, wie die Burgkunstadter Innenstadt belebt werden kann. Auch damals sollte Burgkunstadt schon aufgewertet werden. Leider habe ich noch nicht viel von der Aufwertung mitbekommen, außer, dass ein paar leere Schaufenster mit Ausstellungsstücken geschmückt wurden. Ich kritisiere nicht die Arbeit der Bürger, die in ihrer Freizeit in der Lenkungsgruppe Maßnahmen zur Verschönerung der Stadt erarbeitet haben; ihr Engagement verdient großes Lob. Ich kritisiere den professionellen Innenstadt-Manager, der für gutes Geld sehr wenig liefert.

Seit Jahren veröden die Innenstädte, nicht nur in Burgkunstadt. Wer kann, sucht sich eine Wohnung mit begrünter Umgebung. Den Einzelhandel, der früher in der Innenstadt angesiedelt war, gibt es praktisch nicht mehr. In meiner Jugend gab es am Marktplatz und seiner näheren Umgebung zwei Bäcker, zwei Metzger, drei Lebensmittelgeschäfte, einen Fahrradhändler, fünf Gasthäuser und weitere Geschäfte. Viel ist davon nicht mehr übrig. Man kann das bedauern, es hilft aber nichts, weil sich unser Lebensstil in den letzten 60 Jahren stark gewandelt hat. Zurück in die gute alte Zeit will ich jedenfalls nicht, so gut war sie nämlich auch nicht, obwohl die Innenstadt belebt war.

Die Innenstadtbelebung, die uns der Innenstadt-Manager für gutes Geld verkauft, ist Augenwischerei. Der Marktplatz wird zwar durch ein paar Blumentöpfe, Bänke und Schilder hoffentlich etwas schöner, das war es aber dann. Mit Innenstadtbelebung ist aber Belebung mit Menschen gemeint. Weil eine Belebung mit Geschäften nicht mehr funktioniert, sollten wir dafür sorgen, dass die leerstehenden Geschäfte in Wohnungen umgewandelt werden. Die Innenstadt muss fußgänger- und fahrradfreundlich umgestaltet und begrünt werden. Und mit Begrünen meine ich nicht, einen Baum in die Stein- und Teerwüsten zu pflanzen, sondern wirklich die Versiegelungen zu beseitigen und zu renaturieren. Wenn die Steinwüste Marktplatz weniger auto-, aber dafür mehr menschenfreundlich gestaltet wird, wird sie auch von Menschen belebt. Wie wär's mit einer großen Grünfläche im Zentrum des Marktplatzes mit einem Kinderspielplatz? Dann kämen sogar sehr junge Menschen. Die bisher beschlossenen Maßnahmen sind nur ein Herumdoktern an Symptomen, aber wenig zielführend.

Bevor wir uns nur Gedanken über die Aufwertung der Stadt machen, sollten wir auch einmal darüber nachdenken, wie wir ihrer Abwertung entgegenwirken. Hier zwei Beispiele: