17. Januar 2023

Klimaneutralitätsverhinderer

Im Burgkunstadter Stadtrat haben die Gegner der Energiewende wieder einmal die Oberhand behalten. Von vier Freiflächenfotovoltaikanlagen wurde nur eine genehmigt. Die Gründe für die Ablehnung sind an Absurdität kaum zu überbieten. Den Vogel schoss Dieter Schmiedel (SPD) ab: Die Bürger in Ebneth seien schon durch einen Funkmast und eine Stromtrasse belastet und es sollten noch fünf Windräder errichtet werden. Welche Belastungen von der Stromleitung und vom Funkmast ausgehen, erfährt der Zeitungsleser leider nicht. Auch die zusätzliche Belastung durch Fotovoltaik wird nicht näher benannt. Vermutlich handelt es sich um die eingebildeten Gefahren durch Funkstrahlung und elektrische Felder. Vielleicht wird auch das ästhetische Empfinden der Ebnether durch die Solarpanele beleidigt.

Susanne Bock von Wülfingen (Freie Wähler) meinte, Solarpanele wären auf Dachflächen sinnvoller. Leider bauen die Inhaber der Dachflächen nicht genügend Anlagen auf ihre Dächer. Zudem sind die Kosten für große Anlagen pro 1 kWp (Kilowatt Peak) niedriger als bei kleineren Dachanlagen. Große Anlagen sind auch langlebiger.

2022 hat der Stadtrat beschlossen, dass Burgkunstadt bis 2040 klimaneutral werden soll. Anscheinend war einigen Stadträten nicht klar, dass man, um das Ziel zu erreichen, auch etwas dafür tun muss. Wenn es Firmen gibt, die auf eigenes Risiko mit Fotovoltaikanlagen ihren Beitrag dazu leisten, dass dieses Ziel erreicht wird, sollte man sie gewähren lassen, anstatt den Ausbau der erneuerbaren Energien zu blockieren.

Klimaneutralität ist kein Selbstzweck, sondern bittere Notwendigkeit. Der Sommer 2022 hat auch in Burgkunstadt gezeigt, welche schlimmen Auswirkungen die Erderwärmung haben wird: Borkenkäfer, Waldsterben, Wassermangel, Ernteeinbußen. Und dabei wurde die 1,5-Grad-Marke Erderwärmung gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter noch gar nicht erreicht.

Brieföffnungsmitarbeiter überlastet

1820 verkaufte der Buch- und Papierwarenhändler S. K. Brewer in Brighton die ersten handgefertigten Briefumschläge. Bis zu dieser Zeit wurden Briefe so gefaltet und versiegelt, dass kein Unbefugter den Inhalt lesen konnte. Die Erfindung des Briefumschlags machte solche Faltkünste überflüssig. Bereits 1844 wurde die erste Maschine zur Produktion von Briefumschlägen in London gebaut. Es ist ein guter Brauch, Briefe in einen Briefumschlag zu stecken, auch wenn man den Brief direkt beim Empfänger in den Briefkasten wirft und nicht mit der Post verschickt.

Etwas befremdlich empfand ich daher diese Aufschrift auf dem Briefkasten der Stadt Burgkunstadt:

Was soll der arme Mensch jetzt tun, der seinen Ablesebrief für den Wasserverbrauch ordentlich in ein Kuvert gesteckt hat? Soll er ihn wieder auspacken und seinen Umschlag mit nach Hause nehmen? Leider ist niemand auf den klugen Gedanken gekommen, bereits auf dem Ablesebrief darauf hinzuweisen, dass er ohne Umschlag eingeworfen werden soll.

Anscheinend wird der mit der Wasserzählerstandserfassung betraute Mitarbeiter mit der zeitraubenden Brieföffnungstätigkeit total überlastet. Hinzu kommt auch noch das Lochen der Ablesebriefe. Zur weiteren Arbeitserleichterung schlage ich deshalb vor, dass jeder seinen Ablesebrief selbst locht, bevor er ihn ohne Kuvert in den Briefkasten steckt. Ein Versand per Briefpost - bei dem ja ein Umschlag zwingend notwendig  ist - ist bis auf weiteres zu unterlassen.

Wegen des immensen Briefanfalls empfehle ich dem Stadtrat, der Verwaltung eine Hochleistungsposteingangssystem zu spendieren, das 10.000 Briefe pro Tag öffnet und digitalisiert. Schecks und Formulare erkennt das Posteingangssystem PBAS7200i automatisch. Aber vielleicht tut es auch ein guter alter Brieföffner mit Handbetrieb.


15. Januar 2023

Obermain erleben

Der Burgkunstadter Stadtrat hat beschlossen, dass sich die Stadt an einer gemeinsamen Tourismus-Homepage für Burgkunstadt, Altenkunstadt und Weismain beteiligen soll. Laut dem Weismainer Bürgermeister Michael Zapf fühlen sich die Kommunen im östlichen Landkreis auf der Internet-Plattform der Tourismus-Region Obermain-Jura nicht angemessen vertreten. Könnte es nicht sein, dass es im östlichen Landkreis keine touristischen Highlights gibt, die in irgend einer Weise erwähnenswert wären? Aber halt, wir haben doch in Burgkunstadt eine Skaterbahn, um die uns alle beneiden. Und am Kordigast  gibt es sogar einen Keltenspielplatz. Was ist dagegen schon die Obermain Therme in Bad Staffelstein!

Stadträtin Dr. Ulrike Dinglreiter vom Bürgerverein forderte eine Tourismusstrategie ein, bevor man Geld für einzelne Maßnahmen ausgibt. Dem kann ich nur zustimmen. Bevor man eine Homepage in Auftrag gibt, sollte man sich doch darüber Gedanken gemacht haben, was man auf der Homepage überhaupt vermarkten will. Aber die Stadtratsmehrheit liebt es anscheinend, Pferde vom Schwanz her aufzuzäumen. Die Frage, wie viele Touristen überhaupt nach Burgkunstadt kommen, welche Übernachtungsmöglichkeiten es gibt, was man den Touristen bieten kann - alles Nebensache. Hauptsache es gibt eine Homepage.

Den Fremdenverkehrsprospekt, von dem einmal 2016 die Rede war, habe ich auf der Homepage der Stadt Burgkunstadt unter der Rubrik "Freizeit & Tourismus" vergeblich gesucht. Unter "Obermain erleben" steht - nichts. Anscheinend gibt es hier nichts zu erleben. "Mein Aktiv-Urlaub" fordert die Touristen auf: "Gehen Sie auf Entdeckungsreise - mit dem Fahrrad, zu Fuß oder auch mit dem Pferd. Mit Leib und Seele." Und dann gibt es noch einen Hinweis, wo man für zwei Tage sein Wohnmobil abstellen kann.

Der Bahnhof wirkt immer noch abschreckend auf potentielle Touristen, es gibt dort immer noch keine öffentliche Toilette. Neuestes Abschreckungsmittel für Touristen sind die überquellenden Altglascontainer beim Fußballplatz. Hier der Zustand vor einer Woche:

Und hier der Zustand heute:

Touristen wollen nicht in verlotterten Ortschaften Urlaub machen. Bevor wir uns über eine Tourismus-Homepage Gedanken machen und Geld für nichts versenken, sollten wir erst einmal unsere Hausaufgaben machen und wenigstens den Müll wegräumen.