5. Juni 2022

Dilettantische Geschichtsklitterung

Mittlerweile hängt an der Burgkunstadter Grundschule eine Hinweistafel, die die Nazisymbolik am Gebäude geschichtlich einordnen soll.


Leider steht auf dem Schild nicht, wofür die Symbole standen. Die Zeit des Nationalsozialismus als "schwierige Zeit" zu bezeichnen, ist wohl etwas sehr beschönigend. Mir fallen da eher Begriffe wie "Schreckensherrschaft" oder "menschenverachtende Gewaltherrschaft" dazu ein. Es ist zwar schön, dass sich Burgkunstadt nach 77 Jahren auf dem Schild vom Nationalsozialismus distanziert, aber eigentlich wäre es wichtiger gewesen, wenn sich die Stadt von ihrer Nazidichterin Kuni Tremel-Eggert distanziert hätte.

Der weiterführende Text, den man mit dem QR-Code aufrufen kann, soll vermutlich in einfacher Sprache gehalten sein. Leider führt die verwendete Sprache eher zu einer verharmlosenden als zu einer einfach verständlichen Darstellung der Thematik. Im Text ist zwar die Rede von einem verheerenden Krieg, der viele Menschenleben forderte. Aber was sind schon viele Menschenleben? Wer denkt bei "viele Menschenleben" an über 60 Mio. Tote? Die systematische Ermordung der Juden wird mit keinem Wort erwähnt.

Der Hammer ist aber die Verknüpfung der Nazisymbole mit dem Bundesadler: "Doch Adler, Schwert und Eichenkranz stehen nicht nur für die Werte der undemokratischen NSDAP, sondern auch für Positives. Die demokratische Bundesrepublik Deutschland nutzt den Adler als Wappentier, genau wie die Vereinigten Staaten von Amerika." Der Adler an der Schule hat nichts, aber auch gar nichts, mit dem Bundesadler zu tun. Mit derselben Begründung könnte ich auch sagen, dass das Hakenkreuz auch für etwas Positives stehe: In Indien ist es nämlich ein Glückssymbol. Da hätte man es doch nicht entfernen müssen. Leider erfahren wir nicht, für welche positiven Dinge der Eichenkranz und das Schwert stehen. Mit einer kurzen Internetrecherche habe ich vor acht Jahren mehr über die Symbolik herausgefunden als die Fachleute - oder waren es gar keine? - in zwei Jahren.

Jeder blamiert sich eben, so gut er kann. Ich kann nur sagen: Setzen! Sechs!

2. Juni 2022

Waldfrevler bekommen einen MTB-Trail

Der Klimawandel setzt auch dem Burgkunstadter Stadtwald zu, wie in der letzten Stadtratssitzung zu hören war. Trockenheit und Borkenkäfer sind schon genug Belastung für den Wald. Hinzu kommen aber jetzt noch ein paar Mountainbiker, die wilde Parcours im Wald angelegt haben. Mit ihrem rücksichtslosen Tun verdichten sie den Waldboden, scheuchen das Wild auf und gefährden Spaziergänger. Anstatt dem Treiben Einhalt zu gebieten, ist der Stadtrat auf die glorreiche Idee gekommen, für diese paar rücksichtslosen Idioten einen "Trail für ihr Training" einzurichten. Dazu soll ein "Ortstermin mit allen Betroffenen" einberufen werden.

Anscheinend sind die Waldfrevler bekannt, sonst könnte man ja keinen Ortstermin mit ihnen vereinbaren. Es wäre also ein Leichtes, sie dazu zu verdonnern, ihre Hindernisse wieder abzubauen. Ich frage mich sowieso, warum der Trail unbedingt im Wald verlaufen muss. Vielleicht, damit die Armen nicht der sengenden Sonne ausgesetzt sind?

"In einer Tourismusregion mit mehreren Radsportvereinen sei das Angebot eines MTB-Trails sinnvoll, meinte auch Zweite Bürgermeisterin Susanne Bock von Wülfingen." Ich sehe sie schon, die Touristenströme, die extra wegen des MTB-Trails nach Burgkunstadt reisen. Warum muss ich bei dieser Sache nur immer an die Skater-Bahn denken? Ach ja, auch dieses tolle Projekt sollte Touristenströme anziehen. Falls es den Mountainbikern langweilig wird: Wie wär's mit einem Motocross-Parcour? Da kommen dann sicher noch mehr Touristen!

Nur mal so ein Gedanke: Angenommen, es tun sich ein paar Leute zusammen und pinkeln regelmäßig wild am Bahnhof. Baut die Stadt dann dort ein Klohäuschen, um das Wildpinkeln zu unterbinden? Für eine Tourismusregion mit einem Bahnhof ohne Klo ist das Angebot eines Klohäuschens sinnvoll, meint Rentner Bernd Weickert.

Abzocken und abkassieren?

Wozu gibt es Gesetze? Gesetze regeln das friedliche Zusammenleben von Bürgern in einem Staat. Sie sorgen dafür, dass der Schwache nicht benachteiligt wird. Sie schützen Gesundheit und Leben der Menschen. Das gilt natürlich auch für die Gesetze, die den Straßenverkehr reglementieren. Ohne diese Gesetze und Verordnungen wäre ein moderner Straßenverkehr nicht möglich.

Bereits 1910 trat in Deutschland der Vorläufer des heutigen Straßenverkehrsgesetzes inkraft. Geläufiger dürfte allen Kraftfahrern die Straßenverkehrsordnung sein. Jedem Führerscheininhaber sollte § 1 StVO noch im Gedächtnis sein:

"(1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.
(2) Wer am Verkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird."

Leider nützen die schönsten Gesetze und Verordnungen nichts, wenn ihre Einhaltung durch den Staat und seine Organe nicht überwacht wird und Regelverstöße nicht geahndet werden. Wir Menschen neigen eben dazu, uns nicht an Regeln zu halten, wenn wir meinen, Regelverstöße bringen uns einen Vorteil und niemand erwischt uns beim Brechen der Regeln.

Die mit Abstand häufigsten Verstöße gegen Verkehrsregeln sind Geschwindigkeitsverstöße. Bei den Unfallursachen liegen zu geringer Abstand und nicht angepasste Geschwindigkeit an dritter und vierter Stelle in der Statistik.

Der Burgkunstadter Stadtrat hat in seiner letzten Sitzung eine  semistationäre Geschwindigkeitsüberwachung abgelehnt. Das kann man tun, wenn man anderweitig dafür Sorge trägt, dass sich die Fahrzeugführer an die vorgeschriebene Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Etwas seltsam mutet allerdings die Begründung der zweiten Bürgermeisterin Susanne Bock von Wülfingen an: "'Wir wollen die Bürger nicht abkassieren, wenn nicht klar ist, was wir damit erreichen', kritisierte zweite Bürgermeisterin Susanne Bock von Wülfingen (FW). Sie forderte stattdessen, zusammen mit der bereits eingesetzten kommunalen Verkehrsüberwachung ein Konzept zu erarbeiten, 'das die Bürger nicht abzockt.'“

Bei einer Ahndung von Geschwindigkeitsüberschreitungen von "abkassieren" und "abzocken" zu sprechen, ist völlig daneben. Mit der Überwachung der Geschwindigkeit sollen Autofahrer nicht abkassiert und abgezockt werden, sie sollen vielmehr dazu angehalten werden, sich an die Verkehrsregeln zu halten, zum Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmer. Gesetze werden nicht gemacht, um Menschen zu quälen und abzukassieren, sondern um die Schwachen zu schützen. Und wenn die Gemeinde die Einhaltung der Gesetze nicht überwacht, macht sie sich mitschuldig an den Folgen der Gesetzesverstöße.