27. September 2023

Rätselraten im Kreisausschuss

Der Kreisausschuss des Landkreises Lichtenfels rätselte über das Defizit von Regiomed und insbesondere über das Defizit des Lichtenfelser Krankenhauses und des medizinischen Versorgungszentrums. Gut, dass in der Sitzung ein Mitglied des Aufsichtsrats vertreten war - das leider auch nichts wusste. Das Mitglied, das ich meine, ist Landrat Christian Meißner. Meißner war übrigens 2022 noch Vorsitzender des Aufsichtsrats. Damals wurde eine Kapitalerhöhung von 20 Mio. € notwendig. Diese Kapitalerhöhung ist mit dem Defizit von 17,3 Mio. € ziemlich weg. Vermutlich wird demnächst wieder eine Kapitalerhöhung notwendig.

Schon 2020 forderte der Neustadter Oberbürgermeister Frank Rebhan, den Aufsichtsrat mit Fachleuten zu besetzen. Anscheinend ist das nicht passiert, wie man der Seite von Regiomed entnehmen kann: alles verdiente Politiker und ein Chefarzt. Aufgabe des Aufsichtsrats ist es, „den Vorstand zu beraten, insbesondere aber zu überwachen und zu kontrollieren“  (Wikipedia). Anscheinend ist der Aufsichtsrat seiner Aufgabe nicht gewachsen. Kein Wunder, denn um jemand zu beraten, muss man auch eine gewisse Ahnung von der Materie - nämlich Betriebswirtschaft - haben.

Meißner gibt sich jetzt kämpferisch: „Wir brauchen eine tabulose Darstellung, denn so hoch, wie das Defizit ist, kann es auf Dauer nicht bleiben.“ Er will ja schließlich wieder gewählt werden. Aber leider kommt die Kampfeslust ein bisschen spät: Er und mit ihm der Aufsichtsrat hatten seit der Kapitalerhöhung ein Jahr Zeit, sich um die Entwicklung von Regiomed zu kümmern und dem Geschäftsführer, den auch der Aufsichtsrat eingestellt hat, auf die Füße zu treten. Das Rätselraten im Kreisausschuss, wie das Defizit beseitigt werden könne, ist wenig zielführend, wenn man die Ursachen nicht kennt.


24. September 2023

Bullshit am Obermain

Was ist Bullshit? Bullshit wurde auch schon vor Internet und Social Media verzapft. Eine gute Definition lieferte in den 80er Jahren der amerikanische Philosoph Harry Frankfurt, der heuer im Alter von 94 verstorben ist, nachzulesen in "Bullshit. Weder Wahrheit noch Lüge": "Bullshit ist Gerede, bei dem es dem Sprecher egal ist, ob es stimmt. Im Unterschied zum Lügner versuchen Bullshitter nicht, anderen gezielt eine Unwahrheit einzureden. Wahr oder unwahr, das kümmert sie wenig. Sie wollen Eindruck schinden." An diese Definition musste ich denken, als ich Obermain-Tagblatt den Bericht "Lichtenfels: Gegenwind für Projekte auf dem Jura" über eine sogenannte Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative Gegenwind für Windkraft am Obermain las. Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, dass die Bürgerinitiative Mobilfunkstandort Altenkunstadt  die größten Bullshitter am Obermain sind, aber die Bürgerinitiative Gegenwind für Windkraft am Obermain schießt den Vogel ab.

Nach Ansicht des Vorsitzenden der Bürgerinitiative, Heiko Betz, würden die geplanten Windräder enorme Schäden im In- und Ausland verursachen. Als Beispiel nannte er das Isoliergas SF6, das in den Schaltschränken verwendet wird. SF6 ist ein extrem schädliches Klimagas, wenn es in die Atmosphäre gelangt. Allerdings wird das Gas in den Schaltschränken gekapselt, sodass es nicht entweichen kann. Seine Konzentration in der Luft ist daher vernachlässigbar. Das Gas wird natürlich nicht nur in Windrädern verwendet, sondern generell in Mittel- und Hochspannungsschaltanlagen, weil man damit die Größe der Schaltanlagen reduzieren kann. SF6 wurde auch in Schallschutzscheiben verwendet und in Autoreifen gefüllt. Warum also SF6 in Schaltanlagen für Windräder schlimm ist, aber in allen anderen Schaltanlagen und Anwendungen nicht, erklärt Betz nicht. Und natürlich wird daran gearbeitet, SF6-freie Schaltanlagen auf den Markt zu bringen.

Schrecklich ist auch, laut Betz, dass die Rotoren der Windräder nicht recycelt werden können. Die Rotoren bestehen aus glas- bzw. kohlefaserverstärktem Epoxidharz. Es wird an Verfahren gearbeitet, mit denen das Epoxid wiederverwendet werden kann. Epoxidharz wird natürlich nicht nur für Windräder verwendet, sondern auch im Boots- und Flugzeugbau, als Leiterplattenmaterial für Elektronik, als Klebstoff oder auch als Schutzanstrich. Wir lernen: Wenn Epoxid aus Rotorblättern nicht recycelt werden kann, ist das schlimm, in allen anderen Anwendungsfällen gilt: Schwamm drüber!

In den Generatoren werden nicht mehrere Tonnen Neodym verbaut, wie Betz behauptet, sondern etwa maximal 200 kg/MW, bei einem durchschnittlichen Windrad mit 6 MW Nennleistung also etwa 1,2 t, bei großen Anlagen 2 bis 3 t. Es gibt auch Windräder mit deutlich weniger bzw. gar keinem Neodym. Der Abbau von Neodym in China erfolgt ohne Rücksicht auf Umweltschäden. Die beim Abbau anfallenden radioaktiven Elemente Uran und Thorium gelangen in die Umwelt. Natürlich wird auch Neodym nicht nur in Windrädern verwendet, sondern überall dort, wo man starke Magneten benötigt: Elektromotore, Generatoren, Lautsprecher, Magnetresonanztomographen. 2020 wurden weltweit Windräder mit einer Nennleistung von 94 GW installiert. Dafür wurden 3,2 % der weltweit geförderten Seltenen Erden, zu denen Neodym gehört, verwendet. Auch hier stellt sich wieder die Frage, warum Neodym in Windrädern schlecht, in allen anderen Anwendungen aber gut sein soll.

Auch die Angst vor gesundheitlichen Auswirkungen durch Infraschall ist Bullshit. Die Windkraftgegner stützten sich auf eine Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, die den von Windkraftanlagen ausgehenden Infraschalldruck falsch umgerechnet hat. Dr. Stefan Holzheu von der Universität Bayreuth hat diesen Fehler aufgedeckt. Trotzdem reiten die Windkraftgegner weiter auf dieser offensichtlich fehlerhaften Studie herum. Infraschall entsteht auch durch Meeresbrandung, starken Wind oder beim Schließen einer Tür. Wer Angst vor Infraschall hat, sollte keinesfalls mit dem Auto fahren: Dort ist der Infraschalldruck um Größenordnungen höher als bei 300 m Abstand von einem Windrad.

Natürlich sind Windräder auch Vogelschredderanlagen. Schätzungen gehen von bis zu 100.000 durch Windräder getöteten Vögel in Deutschland aus. Hört sich nach viel an, ist aber relativ wenig im Vergleich zu den 18 Millionen Vögeln, die an Glasscheiben zu Tote kommen. Hinzu kommen noch die geschätzt 200 Millionen Vögel, die Katzen zum Opfer fallen. Auch hier gilt wieder: Vögel, die von Windrädern getötet werden, sind schlimm, alle anderen toten Vögel machen nichts aus.

Selbstverständlich darf die Warnung vor Krebs nicht fehlen: Ein Physiotherapeut aus dem Publikum behauptete, dass Menschen, die in der Nähe von Windrädern lebten, mitunter häufiger von Krebs betroffen seien. Wie er zu dieser Auffassung kommt, erklärt uns der Physiotherapeut leider nicht.

Gegner neuer Technologien - wie Windkraft oder Elektroautos - verfolgen gerne die Strategie, schädliche Auswirkungen der neuen Technologie zu betonen, aber zu verschweigen, dass diese schädlichen Auswirkungen bei anderen Technologien genauso oder in noch höherem Maße vorhanden sind. Kobalt in E-Auto-Motoren ist des Teufels, in den Ventilen von Verbrennermotoren ist es aber okay. 100.000 tote Vögel durch Windräder sind inakzeptabel, an 18 Millionen tote Vögel durch Glasscheiben haben wir uns gewöhnt. Beton für Windradfundamente sind ein Umweltfrevel, Beton in Brücken, Hochhäusern oder Mauern ist ganz nett.

Windräder emittieren Geräusche und Infraschall und erzeugen Schattenwurf. Dafür sind Grenzwerte festgelegt, die eingehalten werden müssen. Jede technische Anlage und jedes Produkt, das wir herstellen, hat negative Auswirkungen auf die Umwelt. Es kommt darauf an, die negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren. Wenn wir die Klimaerwärmung einigermaßen begrenzen wollen, müssen wir weg von fossilen Energien hin zu erneuerbaren Energiequellen. Und das sind Sonne, Wind und Wasser. Jeder freut sich, wenn der Strom aus der Steckdose kommt. Aber irgendwie muss er auch erzeugt werden.

17. September 2023

Mehr Grün und Sitzgelegenheiten in Burgkunstadt für 210.000 € Beraterhonorar

"Mehr Grün und Sitzgelegenheiten in Burgkunstadt" - so betitelte das Obermain-Tagblatt den Bericht über die letzte Stadtratssitzung in Burgkunstadt. Damit ist auch schon gut zusammengefasst, was das Stadtumbaumanagement gebracht hat. Besonders hervorgehoben haben die beiden Architekten Edith Obrusnik und Franz Ullrich von plan&werk diese Aktionen:

  • Stadtleitsystem
  • Zukunftswerkstatt
  • Schuhfenster
  • Ortsbegehungen
  • Pflanzaktionen
  • Kathi-Baur-Garten
  • Stadtbegrünung
  • Aufwertung Schustermuseum.

Das Stadtleitsystem besteht aus Wegweisern und Hinweistafeln. Die Zukunftswerkstatt war im Schustermuseum untergebracht, ist aber schon wieder ausgezogen. Übrig geblieben ist nur der misslungene Wortwitz "DIE WERK-STADT" an der Außenfassade des Schustermuseums. Die Schrift werden wir wohl demnächst überpinseln lassen müssen. Ich schlage vor "DAS STADT-CAFÉ", am besten abwisch- oder auswechselbar. Man weiß ja nie, wann wieder etwas Neues kommt.

Eine herausragende Pflanzaktion war sicher die Robinie am Marktplatz. Leider hat man vergessen, den Baum regelmäßig zu wässern. Das hat er leider nicht überlebt. Mittlerweile wurde er durch Robinie II ersetzt, die sich, dank günstigen Wetters, ganz gut entwickelt hat. Und dann war da noch die Aufwertung der Terrasse vor der Kirche für schlappe 45.000 €. Leider konnte man bei der Planung nicht erkennen, dass das vorgesehene Karussell nicht mehr hinpasst. Das wurde erst festgestellt, als man versuchte, es aufzubauen. Und weil das doofe Grünzeug nur Arbeit macht, hat man gleich die pflanzenfreie Zone verdoppelt.

Das bayerische Bauministerium gibt als Richtwert für den Stundensatz des Auftragnehmers 121 € an. Nehmen wir mal an, plan&werk ist ganz besonders gut und rechnet mit 200 €/Stunde. Im Haushaltsplan der Stadt sind von 2021 bis 2023 jeweils 70.000 € für den Citymanager (dahinter verbirgt sich wohl das Stadtumbaumanagement) vorgesehen, in drei Jahren also 210.000 €. Dafür kann man mindestens 1.050 Arbeitsstunden eines sehr guten Bauingenieurs erwarten. Bei einer 40-Stundenwoche sind das 26 volle Arbeitswochen. Kann es sein, dass die Stadt für das sehr überschaubare Ergebnis ein bisschen viel bezahlt hat?

Ich weiß nicht, ob bei der Beauftragung des Stadtumbaumanagements ein detailierter Tätigkeitsnachweis vereinbart wurde. Ich befürchte, dass das nicht geschehen ist. Falls der Stadtrat wider Erwarten doch noch einer Verlängerung des Vertrags für das Stadtumbaumanagement zustimmen sollte, sollte wenigstens vereinbart werden, dass ein Tätigkeitsnachweis mit stundengenauer Zeiterfassung und Abrechnung erfolgt.

 

Schon gewusst? Die Müllabfuhr kommt jede Woche

Anscheinend leben bei uns ganz arme Menschen, die keinen Mülleimer besitzen und auch niemand kennen, der einen hat. Wie anders ist es zu erklären, dass der Abfallbehälter an der Sitzgruppe am Waldwirtschaftsweg nach Kaltenreuth immer wieder zum Entsorgen des Hausmülls missbraucht wird?

Es kann natürlich sein, dass ich mich täusche. Den Chipstüten und Alkoholikaflaschen nach zu urteilen, könnte es sich auch um die Überreste einer Freiluftparty handeln.

Liebe gedankenlose Mitmenschen, Sie bereiten den Bauhofmitarbeitern keine besondere Freude, wenn sie jede Woche Ihren Hausmüll aus den Abfallbehältern einsammeln dürfen. Die Behälter sind nicht als Ersatz oder Ergänzung für die eigene Mülltonne gedacht. Fragen Sie doch einfach mal im Landratsamt oder in der Stadtverwaltung nach, wie man seinen Müll ordnungsgemäß gegen eine vierteljährliche Gebühr entsorgen lassen kann. Sie sparen sich dann auch den Weg zur Sitzgruppe und die Schlepperei, weil der Müll direkt bei Ihnen jede Woche zuhause abgeholt wird. Ist alles im Preis enthalten.

16. September 2023

18 s Lebenszeitgewinn

An der Kirchleiner Straße in Burgkunstadt führt entlang des Gartenbachs ein Spazierweg Richtung Kaltenreuth. Kurz vor der Abzweigung nach Kaltenreuth biegt der Weg zur Kirchleiner Straße ab und verläuft wenige Meter parallel zur Straße, um dann in den Forstwirtschaftsweg nach Kaltenreuth einzumünden. Der Abschnitt vom Bachlauf bis zur Straße ist ca. 25 m lang.

Jetzt gibt es anscheinend Zeitgenossen, die unbedingt eine Abkürzung brauchen. Deshalb haben sie quer durch eine angrenzende Wiese einen Trampelpfad angelegt. Der Trampelpfad und der reguläre Weg parallel zur Straße bis zum Schnittpunkt mit dem Trampelpfad bilden ungefähr ein gleichschenkliges Dreieck. Mit dem Trampelpfad spart man also 25 m ein.

 


Ich bin nicht mehr so gut zu Fuß und bewege mich mit 3 km/h fort. Wenn ich diese Abkürzung gehen würde, würde ich also 25/3000 h = 0,00833 h oder 30 s einsparen. Dabei ist allerdings nicht eingerechnet, dass man am Ende des Trampelpfads noch eine mit Gestrüpp bewachsene Böschung überwinden muss. Jemand, der noch gut zu Fuß ist, legt 5 km/h zurück. Für den beträgt die Zeiteinsparung dann 18 s. Es gibt also bei uns Menschen, die wegen 18 s Zeitersparnis eine Wiese zertrampeln - gewonnene Lebenszeit. Und natürlich wirkt dann der Herdentrieb: Wenn ein Schaf die Wiese zertrampelt, dann machen es die anderen Schafe natürlich nach.

Nachtrag vom 18.09.2023: Mittlerweile haben auch die Radfahrer schon die Abkürzung durch die Wiese entdeckt. Die Zeitersparnis dürfte hier eher im einstelligen Sekundenbereich liegen, weil das Gras noch nicht gründlich niedergetrampelt ist.

25. August 2023

Umleitung - ein gelungenes Beispiel für Kaizen?

Kaizen ist eine japanische Methode, um Prozesse und Produkte zu verbessern. Es bedeutet "Veränderung zum Besseren". Anscheinend hat die Stadtverwaltung dieses Verfahren für sich entdeckt und übt es anhand der Umleitung für den Schindgraben ein.

Wie mittlerweile alle Burgkunstadter und Gäste aus Nah und Fern aus leidvoller Erfahrung wissen, ist der Schindgraben seit 8. August gesperrt. Auf die im Obermain-Tagblatt am 10. August angekündigte Umleitungsausschilderung warten wir bis heute vergeblich. Aber halt! Damit ich niemandem Unrecht tue: Es gab ein einsames Umleitungsschild am Bones, das ins Nirgendwo zeigte.

Etwa eine Woche später wanderte dieses Schild auf die Verkehrsinsel. Es wurde sogar ein Schildchen mit der Aufschrift "Kirchlein" angebracht. Mit einiger Anstrengung konnte man das Schild aus 1 m Entfernung auch lesen. Ein weiterer kleiner Verbesserungsschritt in Sachen Umleitung war getan, ganz im Sinne von Kaizen.

Und schon war der nächste Verbesserungschritt fällig. Ein mitdenkender Mitarbeiter, wahrscheinlich im Besitz eines Führerscheins der Klassen B oder höher, hatte erkannt, dass man den Hinweis "Kirchlein" aus dem fahrenden Auto heraus nicht erkennen kann. Jetzt prangt "Kirchlein" in großer Schrift unter dem Umleitungsschild.

Jetzt weiß der von der Ebnether Straße kommende LKW-Fahrer endlich, wie er nach Kirchlein kommt. Leider erfährt er aber immer noch nicht, wie er die Richard-Wagner-Straße erreicht. 

Aber die kontinuierlichen Verbesserungen in der Umleitungsfrage kommen nicht zum Stillstand: Seit gestern informiert die Stadtverwaltung über Facebook die Bürger darüber, dass sich die Sperrungen in Burgkunstadt häufen. Es gibt sogar ein Luftbild, in dem die gesperrten Straßen markiert sind. Zu einer Umleitungsempfehlung in die Richard-Wagner-Straße hat es leider nicht gereicht. In diesem Facebook-Beitrag erfährt man auch, dass die Kreuzung an der Liebesinsel ab 29. August wieder befahrbar sein soll. Leider muss man einen Facebook-Account haben, um an die Information zu gelangen. Auf die Homepage der Stadt hat es diese Information bis heute nicht geschafft.

Wenn die kontinuierlichen Verbesserungsmaßnahmen in diesem Tempo weitergehen, wird auch zum Ende der Bauarbeiten kein Umleitungskonzept vorliegen, geschweige denn ausgeschildert sein. Irgendetwas, liebe Verwalter der Bauten, Straßen und des Verkehrs in Burgkunstadt, habt ihr an Kaizen noch nicht so richtig verstanden. Ein Ziel von Kaizen ist nämlich Schnelligkeit. Und die Kundenorientierung darf natürlich auch nicht fehlen.




11. August 2023

Ausgeklügelte Fremdenfalle

Die Kreisstraße Schindgraben in Burgkunstadt ist seit 8. August gesperrt. Am 10. August hat die Stadtverwaltung die Leser des Obermain-Tagblatts auf Seite 17 noch einmal auf diese Tatsache mit einer kurzen Notiz hingewiesen. Neu an dieser Meldung ist für die Burgkunstadter nur der verschämte Satz: "Eine Umleitung wird ausgeschildert." Leider erfährt der geneigte Leser weder wann die Umleitung ausgeschildert wird, noch wird die Umleitungsstrecke beschrieben. Die Burgkunstadter wissen mittlerweile, dass die Straße gesperrt ist, die Ortsfremden sind weiterhin hilflos. Besonders doof ist es, wenn ein LKW plötzlich vor der Absperrung steht und nicht mehr vor- und rückwärts kommt und der Fahrer des Deutschen nicht ganz mächtig ist.

Nicht dass es in der Stadtverwaltung keine Abteilung gäbe, die für Bauverwaltung und Verkehrswesen zuständig ist. Auch fallen Termine für Straßenbauarbeiten nicht einfach vom Himmel; die Baufirma ruft nicht am Freitagnachmittag im Rathaus an und sagt: "Am Montag graben wir den Schindgraben auf." Woran kann es also liegen, dass zu Beginn der Straßensperrung noch keine Planung für eine Umleitung vorlag? Waren die Verantwortlichen zu sehr damit beschäftigt, sich für 14. August einen Brückentag für die gesamte Stadtverwaltung zu genehmigen? Oder handelt es sich um latente Fremdenfeindlichkeit? So nach der Devise: "Wir lassen sie alle in die Falle fahren; dann wird es ihnen schon vergehen, unser liebliches Burgkunstadt mit ihren Autos und LKWs heimzusuchen."

Für die letzte These spricht, dass Fremde durch Wegweiser direkt zur Baustelle geführt werden, beispielsweise an der Städelgasse.

Alle, die dem Wegweiser nach Kulmbach und Lichtenfels folgen, landen unweigerlich in der Falle.

Andererseits zeigte sich die Baufirma gegenüber den Bewohnern der Geheimrat-Püls-Straße sehr fürsorglich. Es handelt sich bei der Straße um eine Sackgasse, die ca. 5 m vor der unübersehbaren Absperrung von der Kathi-Baur-Straße abzweigt. Wenn jemand in die Geheimrat-Püls-Straße fährt und nach längerem Aufenthalt vergessen hat, dass ihn links eine Straßensperrung erwartet, so erinnert ihn dieses etwas interpretationsbedürftige Schild bei der Ausfahrt wieder daran:

Es stimmt schon: In der Geheimrat-Püls-Straße leben viele ältere Menschen. Aber so sehr geistig eingeschränkt sind wir auch wieder nicht, dass wir uns nicht merken können, dass wir nur noch rechts abbiegen können. Das Schild bewirkt nur, dass es die Sicht auf das Schild Vorfahrt gewähren verdeckt und dass die schmale Fahrbahn noch ein bisschen schmäler wird. Aber man muss halt das nehmen, was einem beim Wühlen in der Schilderkrabbelkiste unter die Finger kommt.

9. August 2023

Rätselraten an Absperrungen


Ich finde es schön, dass die Wasserleitung im Schindgraben erneuert wird. Die Straßensperrung verhilft mir zu einer ungestörten Nachtruhe: keine Idioten mehr, die nachts um 1:00 Uhr mit Vollgas die Straße hochbrettern, kein Martinshorn, kein Hupen. Als Einwohner Burgkunstadts konnte ich mich, dank Informationen über Internet und Tagespresse, auf die Straßensperrung vorbereiten.

Aber stellen Sie sich meine Überraschung vor, als mir auf der Kirchleiner Straße ein Fahrzeug mit dem Kennzeichen KG (Kissingen) begegnete. Die Leute standen dann tatsächlich ratlos vor der Absperrung. Sie mussten dringend zu Regens Wagner.   

 
Ei der Daus! Es gibt anscheinend fremde Menschen, die Burgkunstadt besuchen, vorher keine Zeitung lesen und noch dazu etwas anderes vorhaben, als unser liebreizendes Städtchen touristisch mit Muße zu erkunden. Wir sollten diesen exotischen Wesen vielleicht doch einen Hinweis vor Ort geben, wie man den gesperrten Schindgraben umfahren kann. Dafür gibt es sogar in der Straßenverkehrsordnung besondere Schilder, beispielsweise das Zeichen 454 (Umleitungswegweiser).

Natürlich gibt es auch an der Städelgasse und an der Kathi-Baur-Straße kein Umleitungsschild.


Am Bones steht zwar noch ein einsames Umleitungsschild. Allerdings leitet es den Ortsunkundigen ins Nirgendwo.


Es wäre schön, wenn unsere Stadtverwaltung die Menschen, die von auswärts zu uns kommen, nicht weiterhin hilflos vor gesperrten Straßen Rätsel raten ließe, sondern für eine Umleitungsbeschilderung sorgte. Man hätte das natürlich schon längst in die Wege leiten können, weil die Straßensperrung ja kein unvorhersehbares Naturereignis war.

13. Juli 2023

Zuständigkeitsfrage geklärt

Anscheinend konnte jetzt ganz fix die Zuständigkeitsfrage für die Entwässerungsrinne am Schulzentrum geklärt werden: Als ich heute dort vorbeiging, war die Abdeckung auf der Rinne wieder angebracht und eine Absperrung verhinderte das Betreten und Befahren der Rinne. Danke den Personen, die sich darum gekümmert haben.



9. Juli 2023

Unlösbares Zuständigkeitsproblem

Tagtäglich betreten und verlassen unzählige Schüler, Lehrer, Schulleiter und Hausmeister Realschule und Gymnasium in Burgkunstadt. Seit mehreren Wochen übersehen sie dabei geflissentlich, dass die Abdeckung der Entwässerungsrinne zwischen Gehsteig und Vorplatz der Schulen die Rinne nicht mehr abdeckt, sondern in der Rinne liegt.

Die Entwässerungsrinne stellt eine Gefahrenquelle dar. Fahrzeuge, die darüber fahren, könnten beschädigt werden. Fußgänger könnten sich, wenn sie versehentlich in das Loch treten, verletzen. Anscheinend fühlt sich niemand für die Rinne zuständig. Es scheint sich um ein unlösbares Problem handeln.

Zunächst müsste geklärt werden, ob die Rinne zum Gehsteig oder zum Schulgrundstück gehört. Für den Gehsteig ist vermutlich die Stadt Burgkunstadt zuständig. Wenn die Rinne allerdings auf dem Schulgrundstück liegt, ist der Schulaufwandsträger, der Landkreis Lichtenfels, zuständig. Für die Instandhaltung der Gebäude und Anlagen beschäftigen beide Schulen Hausmeister. Im Schulglossar des Gymnasiums sind die Aufgaben des Hausmeisters schön beschrieben:

"Der Hausmeister ist der wichtigste Mann im Haus, denn ohne ihn geht gar nichts: Unser Hausmeister kümmert sich um das Schulgebäude und seine Außenanlagen, u.a. um Technik und Mobiliar in den Klassenzimmern, um den Reinigungsdienst, um die Beschilderung im Haus und um das ganze Drumherum bei Schulveranstaltungen (z. B. Schulfest, Elternabende, Ausstellungen) u.v.m."

Diese Aufgabenbeschreibung gilt sicher auch für den Hausmeister der Realschule. Man müsste natürlich zunächst klären, welcher Hausmeister für die Entwässerungsrinne zuständig ist. Der Vorplatz der Schulen wird schließlich gemeinsam genutzt. Allerdings liegt die besagte Entwässerungsrinne näher am Gymnasium. So gesehen wäre der Hausmeister des Gymnasiums zuständig, andererseits werden auch Realschüler manchmal von dieser Seite das Schulgrundstück betreten. Ich schlage daher vor, dass die Leitungsgremien beider Schulen in einer gemeinsamen Nachtsitzung beraten und sich auf einen zuständigen Hausmeister einigen.

Notfalls kann auch der Schulaufwandsträger diese Angelegenheit im Kreistag beraten lassen. Ich sehe sie schon vor mir, die europaweite Ausschreibung: Anheben und Aufsetzen einer Abdeckung für eine Entwässerungsrinne, Arbeitsaufwand 5 Minuten. Ich bin gespannt, wer den Zuschlag bekommt. Polnische und rumänische Firmen sollen besonders günstig arbeiten.

4. Juli 2023

Die Blechsteinwüste Marktplatz dehnt sich aus

Nach knapp einem Jahr ist die Blechsteinwüste Burgkunstadter Marktplatz schon wieder aufgewertet worden und attraktiver als je zuvor. Die kleine Terrasse vor der katholischen Pfarrkirche wurde neu gestaltet. Wenn Sie eine kleine Erinnerungsstütze brauchen, wie es dort vor einem Jahr aussah, finden Sie hier die Bilder. Das Stadtumbaumanagement meint dazu im neuen Burgkunstadt aktuell auf Seite 7: "Einige Teilnehmende am ProjektTreff wünschen sich hier mehr Grün, welches leider aufgrund von baulichen Gegebenheiten etwas eingeschränkt werden musste. Die Anpflanzungen werden sich in
den nächsten Monaten und Jahren entwickeln, sodass in Zukunft blühendes Grün über die Mauer rankt."

Die baulichen Gegebenheiten haben sich innerhalb des vergangenen Jahres nicht geändert. Warum vor einem Jahr viel Grün möglich war, jetzt aber nicht mehr, erschließt sich mir nicht. Es kann an den Pflastersteinen liegen, mit denen die Terrasse praktisch komplett zugepflastert wurde.

Leider konnte das kleine Karussell für die Kinder in der linken Ecke nicht aufgestellt werden. Soviel ich gehört habe, sprachen Sicherheitsgründe dagegen. Man konnte ja nicht ahnen, dass man ein Karussel nicht direkt in einer Mauerecke platzieren kann, weil sich spielende Kinder sonst verletzen könnten. Immerhin wurde das Untergestellt vorsichtshalber schon mal auf- und wieder abgebaut, weil man so etwas nicht in einen Plan einzeichnen kann.

Wie Sie auf den Fotos vom letzten Jahr sehen können, ist damals schon "blühendes Grün über die Mauer" gerankt. Leider musste dieses Grün weichen. Wir dürfen uns dann darauf freuen, dass in 10 Jahren wieder etwas rankt. Wer sich im Sommer auf den Platz setzen will, sollte das keinesfalls tagsüber tun: Es gibt dort keinerlei Schatten. Es wurde zwar ein Alibibäumchen vor die Mauer und den mächtigen Nadelbaum gepflanzt, als Schattenspender ist es aber untauglich (Bild unten, weißer Strich hinter der mittleren Bank).

Ach ja, das berühmte Fernrohr, mit dem die Kinder den Marktplatz erkunden sollen, hätte ich beinahe vergessen. Man kann damit tatsächlich nicht in die Fenster der anliegenden Häuser schauen. Es handelt sich bei dem Fernrohr nur um ein Holzrohr. Wie man die Generation Smartphone damit zum Erkunden des Marktplatzes animieren will, ist mir schleierhaft. Phantasievolle Kinder haben mittlerweile erkannt, dass man das Fernrohr prima zum Blasinstrument umfunktionieren kann. Vielleicht kann man auch Wasser hineingießen oder das Rohr mit Müll zustopfen. Kleine Kinder bekommen mit dem Fernrohr allerdings ein Problem: Es ist für sie ohne Trittleiter unerreichbar.

Ich habe auch noch eine neue Ecke für die Burgkunstadtaufwerter gefunden, der sie sich umgehend widmen sollten. Auch hier gibt es zu viel Grün, das man unbedingt durch Steine ersetzen sollte: der Platz an der Ecke Städelgasse/Pentzer Tor.

Die Mitglieder des ProjektTreffs geben sich wirklich redlich Mühe, konstruktive Vorschläge zur Gestaltung Burgkunstadts zu machen. Leider werden aber anscheinend ihre Vorschläge vom Stadtumbaumanagement nicht entsprechend umgesetzt (siehe Zitat im ersten Absatz).



9. Mai 2023

Desinformationsabend der BI Mobilfunkstandort Altenkunstadt

"Infoabend der BI Mobilfunkstandort Altenkunstadt" überschrieb das Obermain-Tagblatt einen Artikel über eine Versammlung der BI-Wissenschaftsleugner und Faktenverdreher. Die BI rühmt sich, dafür gesorgt zu haben, dass der neue Mobilfunkmast an einem strahlungsminimierten Standort am Külmitz errichtet wurde. Leider kann von strahlungsminimiertem Standort keine Rede sein. Damit die notwendige Strahlungsleistung für einen guten Empfang in Altenkunstadt ausreicht, muss der Mast mit einer entsprechend höheren Leistung betrieben werden. Was die Wissenschaftsleugner auch nicht berücksichtigen ist, dass die Mobiltelefone in Altenkunstadt jetzt ebenfalls mit einer höheren Sendeleistung betrieben werden müssen, weil sie sonst den Mobilfunkmast gar nicht erreichen. Wenn man noch weiß, dass etwa 90 % der elektromagnetischen Strahlung in einem Gebiet von den Mobiltelefonen erzeugt wird und nur 10 % von den Mobilfunkbasisstationen, dann sieht man schnell, dass die BI mit ihrer Quatschwissenschaft dafür gesorgt hat, dass die elektromagnetische Belastung in Altenkunstadt eher gestiegen als gesunken ist.

Ihre Weisheiten bezieht die BI vom Verein "diagnose:funk" und seinem Vorsitzenden Jörn Gutbier. Er durfte in der Versammlung solchen Unsinn behaupten wie, dass drei viertel der weltweiten Forschung zu elektromagnetischen Feldern negative Auswirkungen auf Mensch und Natur belegten. Wenn dem wirklich so wäre, müsste sich das in den im EMF-Portal der RWTH Aachen aufgeführten Studien widerspiegeln. Tut es aber nicht. Genauso wenig konnten die dort abrufbaren Studien erhöhte Tumorzahlen durch Mobilfunk belegen.

Gutbier bezeichnete Augmented Reality als eine Technologie für Spiele. Dafür brauche man den neuen Mobilfunkstandard 5G. Augmented Reality ist eine computergestützte Erweiterung der Realität. Man kann sie auch für Spiele benutzen. Die Hauptanwendungen liegen aber im professionellen Bereich wie Reparatur komplexer Maschinen oder komplizierte Operationen. Solche unqualifizierten Aussagen zeigen, wie wenig Ahnung Gutbier von der Materie hat.

Der strahlenminimierte Mobilfunk ist schon Realität. Jedes Watt gesparte Sendeleistung erspart den Mobilfunkbetreibern Kosten und im Mobilgerät hat der Akku eine längere Laufzeit. Mobilgerät und Basisstation senden daher nur mit der notwendigen Leistung und vermeiden die maximal zulässige Sendeleistung wo es nur geht. Die Mobilfunkstrahlung kann wasserhaltiges Gewebe höchstens erwärmen, darüber hinaus gibt es keine Wirkung. Es wurde noch niemand durch die maximal zulässige Mobilfunkstrahlung messbar erwärmt.

Und weil Gutbier anscheinend die Argumente ausgehen, ist Mobilfunk jetzt auch noch Brandbeschleuniger der Klimakatastrophe. Vielleicht sind eher die Mobilfunkschwurbler Brandbeschleuniger der Klimakatastrophe, weil sie partout Basisstationen aus besiedelten Gebieten verbannen wollen, damit die Geräte mit höherer Sendeleistung betrieben werden müssen.

Warum das Obermain-Tagblatt solchen unwissenschaftlichen Unsinn unkommentiert verbreitet, erschließt sich mir nicht. Seit 2016 betreibt die ansonsten seriöse Tageszeitung das Geschäft der Aluhutträger. Würde sie mit dem gleichen Eifer über Versammlungen der Flacherdler berichten? Ich fürchte beinahe: ja!


23. März 2023

Stadtrat entdeckt sein Herz für die Sicherheit der Fußgänger

Schön, dass der Burgkunstadter Stadtrat jetzt sein Herz für die Sicherheit der Fußgänger entdeckt hat, deren Ortschaften von der Bundesstraße B289 durchschnitten werden. Ich hatte schon in der Bürgerversammlung 2021 den Antrag gestellt, dass sich der Stadtrat mit diesem Thema befasst:

"Der Stadtrat möge Maßnahmen beraten und beschließen, die es den Einwohnern der Ortsteile, durch die die Bundesstraße B289 führt, ermöglicht, die Straße gefahrlos zu überqueren.

Begründung: Die stark befahrene B289 zerschneidet die Ortsteile Neuses, Weidnitz, Theisau und Mainroth. Dort gibt es weder Querungshilfen noch Fußgängerüberwege. Besonders für unbegleitete Schulkinder oder alte Menschen ist das Überqueren der Fahrbahn äußerst gefährlich. Querungshilfen oder  Fußgängerüberwege könnten die Gefahr mindern."

Leider hat die Bürgerversammlung mit großer Mehrheit alle meine Anträge mit großer Mehrheit abgelehnt. Vielleicht entdecken Sie auf dem Foto im Pressebericht den einen oder anderen, der sich jetzt um die Sicherheit der Bürger in den Ortsteilen Sorgen macht, es aber in der Bürgerversammlung nicht für nötig hielt, für meinen Antrag zu stimmen.

5. März 2023

Niemand wird durch Mobilfunkstrahlung erhitzt

Ich bringe hier mal ein kleines Beispiel, wie man ohne allzu große Rechnerei die Märchen der Wissenschaftsleugner entlarven kann. Gestern hat mir jemand erzählt, dass die Grenzwerte für die Mobilfunkstrahlung mithilfe eines wassergefüllten Luftballons festgelegt worden seien. Die Grenzwerte wurden so gewählt, dass sich das Wasser bei Bestrahlung mit dem Grenzwert im Ballon maximal um 1 Grad erwärmt. Kann das stimmen?

Nehmen wir an, der Ballon ist näherungsweise kugelförmig und hat einen Durchmesser von 20 cm. Dann beträgt das Volumen des Ballons 4,2 l, die Querschnittsfläche 0,031 m². Das Wasser im Ballon wiegt 4,2 kg. Wieviel Energie braucht man, um das Wasser um 1 Grad zu erwärmen? Dazu muss man die Masse des Ballons mit der spezifischen Wärme des Wassers multiplizieren: 4,2 * 4190 J (Joule). 1 J ist eine Ws (Wattsekunde). Umgerechnet in Wattstunden (Wh) braucht man 4,2 * 4190 / 3600 Wh = 4,88 Wh.

Der maximal zulässige Grenzwert für Mobilfunkstrahlung beträgt 10 W/m². Die maximale Strahlungsleistung, die durch den Ballonquerschnitt dringen kann, beträgt damit 0,031 * 10 W = 0,31 W. Ein großer Teil der Strahlung wird vom Wasser reflektiert und der Ballon gibt natürlich, während er aufgeheizt wird, auch wieder Wärme ab. Um die Rechnung zu vereinfachen, berücksichtigen wir das nicht, sondern nehmen an, dass der Ballon die gesamte Strahlung, die auf ihn trifft, in Wärme umwandelt und nichts davon wieder abstrahlt. Dann bräuchte das Wasser im Ballon für 1 Grad Erwärmung 4,88 / 0,31 h = 15,5 h (h = Stunden).

Zum Vergleich: An einem sonnigen Mittag beträgt die Strahlungsleistung der Sonne bei uns ca. 900 W/m². Bei gleichen Annahmen (alle Strahlung wird in Wärme umgewandelt, nichts wird abgestrahlt) erwärmt sich das Wasser im Ballon in ca. 20 s (Sekunden) um 1 Grad.

Die Grenzwerte wurden natürlich nicht mit einem wassergefüllten Ballon festgelegt. Man hat vielmehr festgestellt, ab welcher Leistung eine biologische Wirkung auf das menschliche Gewebe festgestellt werden kann. Die einzige biologische Wirkung, die die Mobilfunkstrahlung hervorrufen kann, ist die Erwärmung des menschlichen Gewebes. Dazu muss sich das Gewebe in 30 Minuten um 1 Grad erwärmen. Das entspricht einer Leistung von 4 W/kg Körpergewicht. Die deutschen Grenzwerte liegen bei 1/50 dieses Wertes, also bei 0,08 W/kg. Damit ist sichergestellt, dass niemand eine Erwärmung spürt oder messen kann, auch wenn er dauerhaft diesem Grenzwert ausgesetzt ist.

Bei meiner Rechnung oben ergibt sich mit dem Luftballon eine Leistung von 0,31 / 4,2 W/kg = 0,075 W/kg. Also scheint meine Überschlagsrechnung ganz gut zu sein.

Merke: Der Grenzwert wurde nicht so gewählt, dass sich das Wasser in einem Ballon um 1 Grad erwärmt, er wurde vielmehr auf 1/50 dieses Wertes begrenzt.

4. März 2023

"Wer nichts weiß, muss alles glauben"

Für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) gibt es in Deutschland ein digitales Funksystem. Über dieses System kommunizieren Feuerwehr, Polizei, Katastrophenschutz und Rettungsdienste bundesweit und organisationsübergreifend. Das Funknetz ist ähnlich wie das Mobilfunksystem aufgebaut. Allerdings benötigt es weniger Funkzellen und damit weniger Sendemasten als der Mobilfunk. In Deutschland liegt die Sendefrequenz bei 380 MHz bis 400 MHz, also deutlich unter der niedrigsten Mobilfunkfrequenz von 890 MHz.

Anscheinend hat es sich herausgestellt, dass die Funknetzabdeckung des BOS-Netzes in der Umgebung von Gärtenroth nicht ausreicht, um eine sichere Kommunikation zu gewährleisten. Deshalb soll dort ein Funkmast errichtet werden. Bei einer Informationsveranstaltung mit mehr als 30 Teilnehmern äußerten die Bürger darüber ihren Unmut. Argumentiert wurde gegen den Funkmast mit Angst vor Strahlung und Verschandelung der Landschaft. Dass Feuerwehr und Polizei vielleicht gelegentlich einen Einsatz in der Gärtenrother Umgebung haben könnten, schien die Teilnehmer nicht zu beeindrucken.

Ich weiß, es ist sinnlos darauf hinzuweisen, dass von den Funkwellen keine Gefahren für die Gesundheit ausgehen, ich mache es trotzdem. Gefährlich für die Gesundheit sind erst Strahlungen ab dem ultravioletten Bereich. Davon kann man nämlich Hautkrebs bekommen. Das ist wissenschaftlich nachgewiesen. Ich habe das alles schon in meinem Beitrag Die Strahlenangst geht um in Altenkunstadt beschrieben und erspare mir daher eine Wiederholung.

Frank Müller aus Eben weiß anscheinend mehr als das Bundesumweltamt, wenn er sagt: "Die Strahlung ist da, und ich gehe von anderen Werten aus als das Bundesumweltamt." Woher er sein Wissen hat, geht aus dem Artikel das Obermain Tagblatts leider nicht hervor. Natürlich hat er auch ein Mobiltelefon, das er aber nur einschaltet, wenn er es braucht. Leider weiß der Mobilfunkmast nichts davon, dass Herr Müller aus Eben gerade sein Telefon nicht nutzen will und sendet deshalb munter weiter. Es soll zudem auch noch andere Nutzer neben Herrn Müller geben, die auch telefonieren wollen.

Ortssprecher Bernd Weich weiß auch mehr, als Polizei und Feuerwehr. Er weiß, dass der Funkmast gar nicht gebraucht wird und fordert, dass neue Messungen gemacht werden. Er weiß das deshalb, weil ihm keine Funkprobleme bekannt sind. Das Argument geht also so: Ich weiß es nicht und deshalb kann es nicht richtig sein. Und Stadtrat Thomas Barnickel von den Grünen benutzt das immer wieder gerne angeführte Argument "Anlage bauen ja, aber woanders", in diesem Fall in Mainleus.

Man muss kein naturwissenschaftliches Studium absolvieren, um einfache physikalische Zusammenhänge zu verstehen. Es reicht, wenn man in der Schule in den naturwissenschaftlichen Fächern ein bisschen aufpasst. Dann ist man dem Unfug, der von allen möglichen esoterisch angehauchten Pseudoexperten verbreitet wird, nicht hilflos ausgeliefert. Dieser Satz von Marie Freifrau Ebner von Eschenbach ist heute aktueller denn je: "Wer nichts weiß, muss alles glauben."

Wir merken uns also: Strahlung ab der Frequenz von ultraviolettem Licht und höher ist gesundheitsschädlich bis tödlich, wie z. B. die Gamma-Strahlung. Funkwellen haben keine Auswirkungen auf die Gesundheit.

17. Januar 2023

Klimaneutralitätsverhinderer

Im Burgkunstadter Stadtrat haben die Gegner der Energiewende wieder einmal die Oberhand behalten. Von vier Freiflächenfotovoltaikanlagen wurde nur eine genehmigt. Die Gründe für die Ablehnung sind an Absurdität kaum zu überbieten. Den Vogel schoss Dieter Schmiedel (SPD) ab: Die Bürger in Ebneth seien schon durch einen Funkmast und eine Stromtrasse belastet und es sollten noch fünf Windräder errichtet werden. Welche Belastungen von der Stromleitung und vom Funkmast ausgehen, erfährt der Zeitungsleser leider nicht. Auch die zusätzliche Belastung durch Fotovoltaik wird nicht näher benannt. Vermutlich handelt es sich um die eingebildeten Gefahren durch Funkstrahlung und elektrische Felder. Vielleicht wird auch das ästhetische Empfinden der Ebnether durch die Solarpanele beleidigt.

Susanne Bock von Wülfingen (Freie Wähler) meinte, Solarpanele wären auf Dachflächen sinnvoller. Leider bauen die Inhaber der Dachflächen nicht genügend Anlagen auf ihre Dächer. Zudem sind die Kosten für große Anlagen pro 1 kWp (Kilowatt Peak) niedriger als bei kleineren Dachanlagen. Große Anlagen sind auch langlebiger.

2022 hat der Stadtrat beschlossen, dass Burgkunstadt bis 2040 klimaneutral werden soll. Anscheinend war einigen Stadträten nicht klar, dass man, um das Ziel zu erreichen, auch etwas dafür tun muss. Wenn es Firmen gibt, die auf eigenes Risiko mit Fotovoltaikanlagen ihren Beitrag dazu leisten, dass dieses Ziel erreicht wird, sollte man sie gewähren lassen, anstatt den Ausbau der erneuerbaren Energien zu blockieren.

Klimaneutralität ist kein Selbstzweck, sondern bittere Notwendigkeit. Der Sommer 2022 hat auch in Burgkunstadt gezeigt, welche schlimmen Auswirkungen die Erderwärmung haben wird: Borkenkäfer, Waldsterben, Wassermangel, Ernteeinbußen. Und dabei wurde die 1,5-Grad-Marke Erderwärmung gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter noch gar nicht erreicht.

Brieföffnungsmitarbeiter überlastet

1820 verkaufte der Buch- und Papierwarenhändler S. K. Brewer in Brighton die ersten handgefertigten Briefumschläge. Bis zu dieser Zeit wurden Briefe so gefaltet und versiegelt, dass kein Unbefugter den Inhalt lesen konnte. Die Erfindung des Briefumschlags machte solche Faltkünste überflüssig. Bereits 1844 wurde die erste Maschine zur Produktion von Briefumschlägen in London gebaut. Es ist ein guter Brauch, Briefe in einen Briefumschlag zu stecken, auch wenn man den Brief direkt beim Empfänger in den Briefkasten wirft und nicht mit der Post verschickt.

Etwas befremdlich empfand ich daher diese Aufschrift auf dem Briefkasten der Stadt Burgkunstadt:

Was soll der arme Mensch jetzt tun, der seinen Ablesebrief für den Wasserverbrauch ordentlich in ein Kuvert gesteckt hat? Soll er ihn wieder auspacken und seinen Umschlag mit nach Hause nehmen? Leider ist niemand auf den klugen Gedanken gekommen, bereits auf dem Ablesebrief darauf hinzuweisen, dass er ohne Umschlag eingeworfen werden soll.

Anscheinend wird der mit der Wasserzählerstandserfassung betraute Mitarbeiter mit der zeitraubenden Brieföffnungstätigkeit total überlastet. Hinzu kommt auch noch das Lochen der Ablesebriefe. Zur weiteren Arbeitserleichterung schlage ich deshalb vor, dass jeder seinen Ablesebrief selbst locht, bevor er ihn ohne Kuvert in den Briefkasten steckt. Ein Versand per Briefpost - bei dem ja ein Umschlag zwingend notwendig  ist - ist bis auf weiteres zu unterlassen.

Wegen des immensen Briefanfalls empfehle ich dem Stadtrat, der Verwaltung eine Hochleistungsposteingangssystem zu spendieren, das 10.000 Briefe pro Tag öffnet und digitalisiert. Schecks und Formulare erkennt das Posteingangssystem PBAS7200i automatisch. Aber vielleicht tut es auch ein guter alter Brieföffner mit Handbetrieb.


15. Januar 2023

Obermain erleben

Der Burgkunstadter Stadtrat hat beschlossen, dass sich die Stadt an einer gemeinsamen Tourismus-Homepage für Burgkunstadt, Altenkunstadt und Weismain beteiligen soll. Laut dem Weismainer Bürgermeister Michael Zapf fühlen sich die Kommunen im östlichen Landkreis auf der Internet-Plattform der Tourismus-Region Obermain-Jura nicht angemessen vertreten. Könnte es nicht sein, dass es im östlichen Landkreis keine touristischen Highlights gibt, die in irgend einer Weise erwähnenswert wären? Aber halt, wir haben doch in Burgkunstadt eine Skaterbahn, um die uns alle beneiden. Und am Kordigast  gibt es sogar einen Keltenspielplatz. Was ist dagegen schon die Obermain Therme in Bad Staffelstein!

Stadträtin Dr. Ulrike Dinglreiter vom Bürgerverein forderte eine Tourismusstrategie ein, bevor man Geld für einzelne Maßnahmen ausgibt. Dem kann ich nur zustimmen. Bevor man eine Homepage in Auftrag gibt, sollte man sich doch darüber Gedanken gemacht haben, was man auf der Homepage überhaupt vermarkten will. Aber die Stadtratsmehrheit liebt es anscheinend, Pferde vom Schwanz her aufzuzäumen. Die Frage, wie viele Touristen überhaupt nach Burgkunstadt kommen, welche Übernachtungsmöglichkeiten es gibt, was man den Touristen bieten kann - alles Nebensache. Hauptsache es gibt eine Homepage.

Den Fremdenverkehrsprospekt, von dem einmal 2016 die Rede war, habe ich auf der Homepage der Stadt Burgkunstadt unter der Rubrik "Freizeit & Tourismus" vergeblich gesucht. Unter "Obermain erleben" steht - nichts. Anscheinend gibt es hier nichts zu erleben. "Mein Aktiv-Urlaub" fordert die Touristen auf: "Gehen Sie auf Entdeckungsreise - mit dem Fahrrad, zu Fuß oder auch mit dem Pferd. Mit Leib und Seele." Und dann gibt es noch einen Hinweis, wo man für zwei Tage sein Wohnmobil abstellen kann.

Der Bahnhof wirkt immer noch abschreckend auf potentielle Touristen, es gibt dort immer noch keine öffentliche Toilette. Neuestes Abschreckungsmittel für Touristen sind die überquellenden Altglascontainer beim Fußballplatz. Hier der Zustand vor einer Woche:

Und hier der Zustand heute:

Touristen wollen nicht in verlotterten Ortschaften Urlaub machen. Bevor wir uns über eine Tourismus-Homepage Gedanken machen und Geld für nichts versenken, sollten wir erst einmal unsere Hausaufgaben machen und wenigstens den Müll wegräumen.