5. Juni 2014

Die Strahlenangst geht um in Altenkunstadt

Eigentlich ist es sinnlos, gegen die Strahlenangst der Bevölkerung anzuschreiben, genauer: gegen die Angst vor Mobilfunkstrahlung. Man muss sich schon vor Strahlung in acht nehmen, um gesund zu bleiben, aber das ist eine andere Art von Strahlung.

Das Obermain Tagblatt berichtete am 05.06.2014 unter der Überschrift "Gegen Funkantennen in Wohngebieten" über die Aktion der Bürgerinitiative gegen Mobilfunkmasten in Wohngebieten. Die Kinder sangen "Wir stehen im Strahlenregen" und "zu viele Strahlen machen krank". Damit wird suggeriert, dass Mobilfunkstrahlen wie Regen auf die ungeschützten Menschen fällt, ähnlich wie radioaktiver Fall-Out. Das ist natürlich Blödsinn.

Mobilfunkstrahlung ist, wie Rundfunk- und Fernsehwellen, Wärmestrahlung und Licht, eine elektromagnetische Welle. Die Frequenz, d. h. die Anzahl der Schwingungen pro Sekunde, liegt bei 1 GHz; das sind 1 Milliarde Schwingungen pro Sekunde.

Elektromagnetische Wellen haben unterschiedliche Auswirkungen auf Materie und damit auch auf den menschlichen Körper. Die Wellen können Materie direkt erwärmen oder erhitzen: Infrarotstrahlung, also Wärmestrahlung, erwärmt einen Körper. Diese Strahlung kann für den menschlichen Körper gefährlich werden. Das weiß jeder, der schon einmal zu nahe am Ofen gestanden hat oder sich mit seiner Infrarotlampe den Rücken verbrannt hat.

Dann gibt es noch die Erwärmung von elektrisch leitender Materie durch Mikrowellen; dazu gehören Metalle, Wasser oder auch der menschliche Körper, der zum größten Teil aus Wasser besteht. Dabei wird in der Materie ein elektrischer Strom angeregt, der die Atome zu Schwingungen veranlasst. Diese Schwingungen sind nichts anderes als Wärme. Wenn die Wärme zu groß wird, treten Verbrennungen auf. Also niemals die Katze in der Mikrowelle trocknen!

Anders verhält es sich mit der sogenannten ionisierenden Strahlung. Vor 100 Jahren bereits haben Einstein, Planck (der auf dem Zweimarkstück) und andere Physiker festgestellt, dass Licht Elektronen aus Metallen im Vakuum freisetzen kann. Dabei kommt es nicht auf die Intensität des Lichts an, sondern nur auf die Frequenz der Lichtstrahlung. Die Frequenz des sichtbaren Lichts liegt im Bereich von 500 THz (Terahertz); diese Frequenz ist 500 000 mal höher als die Frequenz der Mobilfunkstrahlung.

Für den Menschen gefährlich wird Strahlung, die noch kurzwelliger ist als das Licht, nämlich die ultraviolette Strahlung. Warum ist diese Strahlung gefährlich? Unabhängig von der Stärke der Strahlung werden aus den Atomen, aus denen auch unser Körper besteht, Elektronen freigesetzt. Das kann dazu führen, dass die komplexen Moleküle des Erbguts aufgebrochen werden. Es können kleine Stücke abbrechen oder auch größere. Die Körperzellen mit dem beschädigten Erbgut können sich nicht mehr vermehren oder können zu Krebszellen entarten.

Das heimtückische an der ultravioletten Strahlung (und an jeder noch kurzwelligeren Strahlung wie Röntgen- oder Gammastrahlung) ist, dass man sie nicht wahrnimmt und das schon eine geringe Intensität ausreicht, um bleibende Schäden hervorzurufen. Daher predigen die Hautärzte jeden Sommer, dass man sich nicht ungeschützt im Freien aufhalten soll. Und jedes Jahr ignorieren Millionen Deutsche diese Aufforderung. Es ist nachgewiesen, dass UV-Licht zu vorzeitiger Hautalterung führt und die Hauptursache für Hautkrebs ist.

Was noch niemand nachgewiesen hat, ist, dass von Mobilfunkstrahlung eine gesundheitliche Gefahr ausgeht. Wie bereits oben ausgeführt: Radiowellen führen bei hoher Intensität (wie in der Mikrowelle) dazu, dass sich Materie erhitzt. Das sich Menschen in der Nähe von Mobilfunkmasten erwärmen oder selbst entzünden, ist noch nicht berichtet worden. Mobilfunkmasten führen nur dazu, dass sich die Gemüter unnötigerweise erhitzen.

Wer das jetzt alles nicht glaubt, sollte wenigstens eines bedenken: Die Strahlung eines am Kopf gehaltenen Mobiltelefons ist um das Zigtausendfache höher, als die Strahlung, die der Körper abbekommt, wenn er in der Nähe eines Mobilfunkmastes steht. Die Mobilfunksender sind so ausgelegt, dass sie mit möglichst wenig Leistung auskommen. Wenn ein Mobiltelefon weit weg vom nächsten Sender betrieben wird, erhöht der Sender - und auch das Mobiltelefon - die Sendeleistung. Um die Sendeleistung in einer Gemeinde niedrig zu halten, wäre es also notwendig, ein möglichst dichtes Sendernetz aufzubauen. Die Aussage von Stephanie Dittrich (Grüne), durch eine neue Antenne auf dem Dach des Hochhauses würde sich die Strahlung erhöhen, gehört damit auch in die Kategorie Märchen.

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