23. Dezember 2015

Kordigast wird Rummelplatz

Landrat Christian Meißner will er den schlafenden Riesen Kordigast wecken. Jeder, der seinen Kindergarten erfolgreich abgeschlossen hat, weiß, dass es gefährlich ist, schlafende Riesen zu wecken. Sie mögen das nicht und hauen dem Wecker eine in die Fresse. Außer man macht es wie das tapfere Schneiderlein und weckt zwei Riesen, die sich dann gegenseitig umbringen.

Wenn man schon die Literatur bemühen will, um das Kordigast-Projekt zu umschreiben, fällt mir dazu nur das bekannte Zitat aus Schillers Glocke ein:

Gefährlich ist's den Leu zu wecken,
verderblich ist des Tigers Zahn,
jedoch der schrecklichste der Schrecken
das ist der Mensch in seinem Wahn.

Welcher Wahn hat Landrat und Kreistag befallen, dass jetzt der Kordigast "aufgehübscht" werden muss? Das Plateau soll entbuscht werden, damit ein ungetrübter Panoramablick möglich ist. Aber: Der Panoramablick ist auch ohne Entbuschung möglich. Eine Go-Kart-Bahn mit geländegängigen E-Karts soll entstehen, weil das ganz toll für junge Familien ist. Letztendlich soll der Berg in einen Rummelplatz umgewandelt werden. Wo dann noch der Naturlehrpfad ohne Natur entstehen soll, ist mir rätselhaft.

Der Kordigast ist für Wanderer und Menschen, die Ruhe und Erholung suchen, ein beliebtes Ziel. Es gibt dort seltene Pflanzen und Tiere, beispielsweise Kreuzottern. Wer Lust hat, kann Versteinerungen sammeln. Wer gewinnt? Vielleicht gibt es ein paar Übernachtungen oder Mittagsgäste mehr, wenn die Go-Kart-Bahn gebaut wird. Wer verliert? Wir alle. Mit der Rummelplatzaktion wird ein weiteres Stück Natur unwiederbringlich zerstört.

Wir brauchen auch keine neuen Spielplätze mitten in der Prärie. Spielplätze müssen dort gebaut werden, wo die Kinder wohnen. Es wäre schon hilfreich, wenn die vorhandenen Spielplätze gepflegt und saniert würden. Die Spielplätze in Burgkunstadt sind ein trauriges Beispiel dafür, wie man es nicht machen soll. Leider kann man keine Reden halten und Bänder durchschneiden, wenn man vorhandene Einrichtungen instand hält. Sonst würde mehr für die Instandhaltung getan.

12. Dezember 2015

Wer nichts weiß, muss alles glauben

Im österreichischen Fernsehen läuft das Wissenschaftskabarett Science Busters. Der Untertitel lautet: Wer nichts weiß, muss alles glauben. An diesen Slogan musste ich denken, als ich heute den Bericht Baiersdorf gegen Mobilfunkmast las. Es ist leider wirklich so: Wer nichts weiß, muss alles glauben. Der ganze Artikel basiert auf dem Nichtwissen der Altenkunstadter Bürgerinitiative. In Deutschland herrschen Presse- und Meinungsfreiheit. Eine seriöse Tageszeitung sollte aber trotzdem nicht jeden Blödsinn ungeprüft und unkommentiert verbreiten. Es gibt nämlich auch so etwas wie journalistische Sorgfaltspflicht.

Ich will nur auf ein paar Punkte im Bericht eingehen. Die Bürgerinitiative ist entsetzt, weil die beiden geplanten Masten 20 m bzw. 40 m hoch sein sollen. Wächst die angebliche Gefahr durch Mobilfunkstrahlung mit der Höhe der Masten? In der Sechsundzwanzigsten Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes sind die Grenzwerte für Mobilfunk (einschließlich LTE) festgelegt. Diese Grenzwerte werden generell weit unterschritten. Es kostet nämlich Geld, mit höherer Leistung zu senden, als erforderlich ist.

Nehmen wir mal an, die Standorte der Gemeinde liegen 100 m von der Bebauung entfernt. Die Bürgerinitiative will einen Standort, der 1000 m von der nächsten Bebauung entfernt liegt. Die Leistungsflussdichte (die Strahlungsleistung pro Quadratmeter) nimmt quadratisch mit dem Abstand zur Sendeantenne ab. Wenn also an der Bebauungsgrenze dieselbe Leistungsflussdichte mit einem Sendemast in 1000 m Entfernung erreicht werden soll, wie mit einem Mast, der nur 100 m entfernt ist, braucht man überschlägig die hundertfache Sendeleistung (zehnfache Entfernung entspricht 10 * 10 = 100-fache Leistung).

Man braucht eine minimale Leistungsflussdichte, um noch telefonieren zu können. Also muss die Leistung erhöht werden, wenn die Basisstation weiter entfernt ist. Die Mobilfunk-Basisstationen passen ihre Sendeleistung automatisch an, das spart Strom und Geld.

Wenn man weiß, dass die Leistungsflussdichte quadratisch mit dem Abstand zum Sendemast abnimmt, weiß man auch, dass die Aussage "jeder Zentimeter Abstand zählt" Unfug ist. Wenn die Basisstation vom Ortsrand 100,01 m anstatt 100 m entfernt ist, verringert sich die Leistungsflussdichte auf 99,98 %, bei 1000,01 m Abstand anstatt 1000 m auf  99,998 %

Was die selbsternannten Schützer der Gesundheit unmündiger Kinder nicht bedenken, ist Folgendes: Von der Basisstation zum Handy ist es genauso weit, wie in die Gegenrichtung. Dummerweise muss auch der Sender im Handy den Empfänger in der Basisstation erreichen. Wenn also die Basisstation 1000 m anstatt 100 m entfernt ist, muss das Handy mit 100-fach höherer Leistung senden, um ein Gespräch führen zu können. Das Handy hat man aber am Körper. Daher verursacht eine entfernte Basisstation eine viel höhere Strahlenexposition durch das Handy als eine nahe.

Dann vergleicht die Bürgerinitiative LTE noch mit Glasfaser. Mit Glasfaser kann man leider nicht mobil telefonieren oder mobil Daten übertragen. Schon gewusst? Daher soll LTE auch nicht die Breitbandverkabelung ersetzen. LTE ist nur ein Notbehelf für eine Breitbandversorgung in entlegenen Gebieten. Ich habe einen 16-Mbit/s-DSL-Anschluss. Der ist auch deutlich langsamer als eine 100-Mbit/s-LTE-Verbindung.

Vielleicht sollten die Strahlensensiblen nach Eisenschmitt ziehen. Dort ist eine mobilfunkfreie Zone, leider auch tote Hose, was Handwerk und Gewerbe betrifft.

11. Dezember 2015

Stadt will private Ruinen sanieren

Der Stadtrat war gleich Feuer und Flamme, als es um die Sanierungsvorschläge für das Haus Kulmbacher Straße 32 in Burgkunstadt ging. Es sei ein Schandfleck, so Stadtrat Thomas Müller. Ich kenne noch ein paar marode sanierungsbedürftige Gebäude in Burgkunstadt, beispielsweise Lichtenfelser Straße 8. Stadtrat Wolfgang Sievert war auch gleich mit von der Sanierungspartie, obwohl für ihn doch der Burgweg schon Priorität A hat. Oder hat alles für ihn Priorität A? Welche Priorität hat eigentlich noch das Alte Brauhaus in Mainroth? Vermutlich Z.

Der Architekt Franz Ullrich hat die Möglichkeiten für die Gebäudesanierung und -nutzung in den schönsten Farben gezeichnet. Man könne "die Räume entweder zur öffentlichen Nutzung einrichten – etwa als Geschichtswerkstatt mit Museumscharakter – oder für eine wirtschaftliche Nutzung zur Verfügung stellen – etwa als Ingenieurbüro oder Physiotherapiepraxis. Ullrichs dritte Variante sieht eine horizontale Teilung nach Stockwerken vor, in denen man zum Beispiel eine Pension unterbringen könnte – für Wanderer, Radfahrer oder Geschäftsleute."

Eine Geschichtswerkstatt mit Museumscharakter will eingerichtet und betreut werden. Das kostet Geld. Wir haben schon ein Schustermuseum, das man sicher auch zur Geschichtswerkstatt - was immer das auch sei - ausbauen kann. Für eine Physiotherapiepraxis benötigt man großzügige Räume, die mit Trainingsmöglichkeiten ausgestattet sein müssen. Menschen, die eine solche Praxis aufsuchen, sind krank und in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt. Sie werden sich nicht eine enge Holztreppe in einem denkmalgeschützten Gebäude hochquälen wollen. Zudem gibt es schon zwei solcher Praxen in Burgkunstadt.

Es gibt auch ausreichend Übernachtungsgelegenheiten für Wanderer, Radfahrer und Geschäftsleute in Burgkunstadt. Damit mehr Geschäftsleute oder Radfahrer kommen, müssen sich zuerst mehr Geschäfte - sprich Firmen - in Burgkunstadt ansiedeln oder Attraktionen für Radfahrer entstehen. Ach ja, ich vergaß die Riesenattraktion Skaterbahn. Leider hat der Denkmalschützer Ulrich Kahle zu den Plänen des Architekten geschwiegen. Er hat sicher einige Einwände gegen einen totalen Umbau des Gebäudes. Warum hat der Architekt nicht vorgeschlagen, das Haus dafür zu verwenden, wofür es gebaut wurde, nämlich als Wohnhaus? Ich befürchte, dass aus einem nichtsanierten Leerstand mit Schandfleckcharakter ein sanierter schöner Leerstand wird.

Warum Kahle von der Kulmbacher Straße als "unterprivilegiertem Stadtteil" sprach, ist mir nicht klar. Menschen können unterprivilegiert sein, aber keine Stadtteile. Vielleicht meinte er, dass die Bewohner der Kulmbacher Straße unterprivilegiert seien. Aber welche Privilegien haben die anderen Bewohner Burgkunstadts, die die Bewohner der Kulmbacher Straße nicht haben? Sind sie entrechtet? Dann hilft auch keine Gebäudesanierung.

Kahle sagte, Voruntersuchung sowie Sanierung könnten mit bis zu 90 % gefördert werden. Ich vermute mal, nach dem hervorgerufenen Begeisterungssturm zu urteilen, dass die Stadträte das "bis zu" überhört haben und gleich von 90 % Förderung ausgegangen sind. Die einfache Lösung wäre, dem aktuellen Eigentümer das Haus sanieren zu lassen und ihm die Förderung zu gewähren, wenn es denn wirklich so ein einzigartiges Baudenkmal ist. Alternativ kann man es auch abreißen und ein paar Bäume pflanzen.

Sicher hoffen jetzt alle Burgkunstadter, die eine Ruine ihr Eigen nennen, auf die Aufnahme in das neue Denkmalschutzprogramm der Stadt. Der Immobilienspekulation sind Tür und Tor geöffnet!

10. Dezember 2015

Burgkunstadt braucht ihn - den Citymanager!

Lichtenfels hat einen, Redwitz hat einen, natürlich braucht Burgkunstadt jetzt auch einen: einen Citymanager! Und was macht so ein Citymanager? Er organisiert "Kampagnen, Aktionen und Kulturtage", "wie zum Beispiel das 'Dämmershoppen'". Was "Dämmershoppen" mit Kultur zu  tun hat, erschließt sich mir nicht; vielleicht soll es sich auf "Kampagnen" beziehen. Zweifellos muss die Burgkunstadter Einkaufsmeile keinen Vergleich mit der Düsseldorfer Kö oder der Frankfurter Zeil scheuen. Ich weiß, wovon ich rede, ich habe beide schon besucht.

Wie könnte so ein Dämmershoppen-Event in Burgkunstadt aussehen? Vater, Mutter und Sohn flanieren durch die belebte Fußgängerzone Kulmbacher Straße, im Volksmund Ku genannt (in Anlehnung an ). Der Sohn betritt den Goldankauf, wirft lässig Opas Goldzähne auf den Tresen und verdient sich etwas zum Taschengeld dazu. Anschließend besucht er das Tattoo-Studio nebenan und lässt sich für seinen kleinen Nebenverdienst "I love Mutti" auf den Unterarm tätowieren. Derweilen bummeln Vati und Mutti durch die Apothekenwelt. Sie haben heute abend noch etwas vor. Nachdem sie sich die neueste Kollektion gefühlsechter Kondome haben zeigen lassen, entscheiden sie sich für "Erdbeergeschmack" und ein Probepäckchen Viagra. Zufrieden gehen sie nach Hause. "Das verdanken wir alles unserem neuen Citymanager", flüstert Mutti Vati vor dem Einschlafen zufrieden ins Ohr.

Leider scheint es noch unterschiedliche Auffassungen von den Aufgaben eines Citymanagers zu geben. "Isabel Strehle von der Regierung Oberfranken zufolge ist ein City-Manager das Bindeglied zwischen Wirtschaft, Kultur und Tourismus." Der Stadtrat ist hingegen der Meinung, der Citymanager solle die Umsetzung des Sanierungskonzepts unterstützen. Er glaubt, diese Aufgabe würde im Rahmen von ISEK gefördert. Wenn das mal nur kein Aberglaube ist! Alternativ schlage ich vor, dass Stadtrat und Verwaltung die City von Burgkunstadt selbst managen. Das Altstadtfest managen sie ja zukünftig auch selbst!

ISEK bringt Burgweg ins Rutschen

Gefahr im Verzug! Der Hang am Burgweg kann auf die Häuser rutschen. Das hat er zwar tausend Jahre lang nicht getan, aber jetzt macht Burgkunstadt ISEK, da kommen sogar jahrtausendealte Hänge ins Rutschen und reißen Wohnhäuser in den Abgrund. Und dann hat der Burgweg, laut Stadtrat Sievert, auf der Prioritätenliste ein A. Wir wissen nicht, auf welcher Prioritätenliste das steht, wer sie verfasst hat und wer das A vergeben hat. Sie muss aber Gesetzescharakter haben und in Stein gemeißelt sein. Jedenfalls ist die Sievert'sche Prioritätenliste wichtiger als die bayerische Gemeindeordnung. An die muss man sich nämlich nicht halten, insbesondere nicht, wenn es um die termingerechte Verabschiedung des Haushaltsplans geht.

Und da ist es wieder, mein Problem mit dem Stadtrat: Anstatt einen Haushaltsplan für 2016 aufzustellen und heuer zu verabschieden, befassen sich die Damen und Herren lieber mit der Planung von Wolkenkuckucksheimen - für die dann doch kein Geld da ist. Nur Stadtrat Dr. Markus Dinglreiter hatte soviel Verstand, gegen die vorbereitenden Untersuchungen für das ISEK-Gebiet Bahnhofstraße, zu dem der Burgweg gehört - warum auch immer -, zu stimmen.

Wenn wir schon bei Prioritäten sind: Wo ist die Prioritätenliste für das Haushaltsjahr 2016? Was hat 2016 erste, zweite, dritte Priorität?

Und da war da noch die Bedarfsmitteilung Städtebauförderung für das Jahr 2016. Darin ist auch der Baur-Parkplatz mit 209.000 € aufgenommen. Dem Protokoll des Bürgervereins konnte ich entnehmen, dass die Baumaßnahme Baur-Parkplatz beendet, die Finanzierung aber noch nicht begonnen ist. Im Klartext heißt das, nachdem die Rechnungen sicher schon bezahlt werden mussten, Burgkunstadt hat der Firma Baur den Parkplatz mit 209.000 € mitfinanziert und hofft jetzt, einen Teil davon aus Fördermitteln zurückzubekommen. Aber wenn ich an die lachenden Gesichter der Geschäftsführer auf dem Einweihungsfoto zurückdenke, will ich doch mit meiner Kritik zurückhalten. Ich freue mich immer wieder, wenn ich in lachende Gesichter blicken darf. Zudem war vor der Parkplatzsanierung die westliche Zufahrt nach Burgkunstadt ein Schandfleck, jetzt ist sie ein Schmuckstück. Wer will da über läppische 209.000 € aus Steuermitteln reden? Noch dazu bei einer notleidenden Firma, die wieder einmal nur einige Millionen Gewinn eingefahren hat!