Der Stadtrat war gleich Feuer und Flamme, als es um die Sanierungsvorschläge für das Haus Kulmbacher Straße 32 in Burgkunstadt ging. Es sei ein Schandfleck, so Stadtrat Thomas Müller. Ich kenne noch ein paar marode sanierungsbedürftige Gebäude in Burgkunstadt, beispielsweise Lichtenfelser Straße 8. Stadtrat Wolfgang Sievert war auch gleich mit von der Sanierungspartie, obwohl für ihn doch der Burgweg schon Priorität A hat. Oder hat alles für ihn Priorität A? Welche Priorität hat eigentlich noch das Alte Brauhaus in Mainroth? Vermutlich Z.
Der Architekt Franz Ullrich hat die Möglichkeiten für die Gebäudesanierung und -nutzung in den schönsten Farben gezeichnet. Man könne "die Räume entweder zur öffentlichen Nutzung einrichten – etwa als
Geschichtswerkstatt mit Museumscharakter – oder für eine wirtschaftliche
Nutzung zur Verfügung stellen – etwa als Ingenieurbüro oder
Physiotherapiepraxis. Ullrichs dritte Variante sieht eine horizontale
Teilung nach Stockwerken vor, in denen man zum Beispiel eine Pension
unterbringen könnte – für Wanderer, Radfahrer oder Geschäftsleute."
Eine Geschichtswerkstatt mit Museumscharakter will eingerichtet und betreut werden. Das kostet Geld. Wir haben schon ein Schustermuseum, das man sicher auch zur Geschichtswerkstatt - was immer das auch sei - ausbauen kann. Für eine Physiotherapiepraxis benötigt man großzügige Räume, die mit Trainingsmöglichkeiten ausgestattet sein müssen. Menschen, die eine solche Praxis aufsuchen, sind krank und in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt. Sie werden sich nicht eine enge Holztreppe in einem denkmalgeschützten Gebäude hochquälen wollen. Zudem gibt es schon zwei solcher Praxen in Burgkunstadt.
Es gibt auch ausreichend Übernachtungsgelegenheiten für Wanderer, Radfahrer und Geschäftsleute in Burgkunstadt. Damit mehr Geschäftsleute oder Radfahrer kommen, müssen sich zuerst mehr Geschäfte - sprich Firmen - in Burgkunstadt ansiedeln oder Attraktionen für Radfahrer entstehen. Ach ja, ich vergaß die Riesenattraktion Skaterbahn. Leider hat der Denkmalschützer Ulrich Kahle zu den Plänen des Architekten geschwiegen. Er hat sicher einige Einwände gegen einen totalen Umbau des Gebäudes. Warum hat der Architekt nicht vorgeschlagen, das Haus dafür zu verwenden, wofür es gebaut wurde, nämlich als Wohnhaus? Ich befürchte, dass aus einem nichtsanierten Leerstand mit Schandfleckcharakter ein sanierter schöner Leerstand wird.
Warum Kahle von der Kulmbacher Straße als "unterprivilegiertem Stadtteil" sprach, ist mir nicht klar. Menschen können unterprivilegiert sein, aber keine Stadtteile. Vielleicht meinte er, dass die Bewohner der Kulmbacher Straße unterprivilegiert seien. Aber welche Privilegien haben die anderen Bewohner Burgkunstadts, die die Bewohner der Kulmbacher Straße nicht haben? Sind sie entrechtet? Dann hilft auch keine Gebäudesanierung.
Kahle sagte, Voruntersuchung sowie Sanierung könnten mit bis zu 90 % gefördert werden. Ich vermute mal, nach dem hervorgerufenen Begeisterungssturm zu urteilen, dass die Stadträte das "bis zu" überhört haben und gleich von 90 % Förderung ausgegangen sind. Die einfache Lösung wäre, dem aktuellen Eigentümer das Haus sanieren zu lassen und ihm die Förderung zu gewähren, wenn es denn wirklich so ein einzigartiges Baudenkmal ist. Alternativ kann man es auch abreißen und ein paar Bäume pflanzen.
Sicher hoffen jetzt alle Burgkunstadter, die eine Ruine ihr Eigen
nennen, auf die Aufnahme in das neue Denkmalschutzprogramm der Stadt.
Der Immobilienspekulation sind Tür und Tor geöffnet!
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