13. April 2021

Es grünt so grün

 Ich mag keine Schottergärten. Ich mag auch keinen Englischen Rasen und pinke Hausfassaden. Ich mag so vieles nicht. Was ich mag, ist das Grundgesetz, besonders auch Art. 2 Abs. 1: "Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt." Schottergärten, Englischer Rasen und pinke Hausfassaden verletzen in Burgkunstadt die Rechte anderer nicht, sie nerven höchstens.

Die Grünen im Burgkunstadter Stadtrat sind da anscheinend nicht so tolerant wie ich. Sie meinen, nachdem sie vor einem Jahr in den Stadtrat eingezogen sind, Burgkunstadt sei nicht grün genug. Deshalb glauben sie, sie müssten mit einer Freiflächengestaltungssatzung die Burgkunstadter missionieren und ihnen den Glauben an Dach- und Fassadenbegrünung aufzwingen. Sie sollen auch jeglichen Schottergärten und betonierten Garageneinfahrten abschwören, weil das der reinen Ökologielehre widerspricht. Ich kann Bürgermeisterin Christine Frieß nur beipflichten. Laut Obermain-Tagblatt zweifelte sie an, ob in einer ländlich geprägten Stadt wie Burgkunstadt mit vielen Freiflächen derartige Vorgaben erforderlich seien. Frieß hat sich diplomatisch ausgedrückt, ich sage dazu: Eine solche Satzung für eine Kleinstadt im Grünen ist höherer ideologischer Blödsinn.

Burgkunstadt ist keine Betonwüste mit mehrstöckigen Hochhäusern, sondern eher durch Eigenheime zersiedelt. Es können sich daher in heißen Sommern auch keine großen Hitzestaus in der Stadt bilden. Dagegen würde eine Dachbegrünung helfen. Aber man muss keine Abhilfe für Dinge schaffen, die es nicht gibt. Bei uns sterben auch keine Insekten, weil sie in Schottergärten keine Nahrung finden. Die Bienen sind so schlau und fliegen einfach in den Nachbargarten - falls dort kein Englischer Rasen angelegt ist. Aber dagegen richtet sich die Freiflächengestaltungssatzung ja nicht. Wenn Insekten bei uns sterben, dann an Monokulturen, zu Tode gepflegten Ziergärten mit Millimeterrasen und an Pestiziden.

Bernarda Callens begründete den Antrag auch mit dem Klimaschutz. Mit Klimaschutz hat die Dachbegrünung nichts zu tun, wohl aber etwas mit dem Schutz vor den Folgen des Klimawandels. Das gilt aber eher für Großstädte, nicht für eine ländlich geprägte Kleinstadt wie Burgkunstadt. Eine gute Wärmedämmung hilft allemal mehr, die Heizkosten und den CO₂-Ausstoß zu senken, als ein begrüntes Dach.

Die Dachbegrünung kostet beim Anlegen ca. 25 bis 100 €/m². Dazu kommt noch die Pflege. Schließlich wächst das Grünzeug. Nachdem seit einiger Zeit Regenwasser und Abwasser getrennt abgerechnet werden, bietet die Stadt einen finanziellen Anreiz, Flächen nicht zu versiegeln, sondern das Regenwasser auf dem eigenen Grundstück versickern zu lassen. Ich finde, man soll es jedem Bürger selbst überlassen, wie er sein Haus gestaltet. Es gibt dazu schon genügend Vorschriften. Da braucht es nicht noch eine Freiflächengestaltungssatzung und auch keine Grünzeugvorschrift in Bebauungsplänen, wie Günter Knorr (CSU) vorgeschlagen hat.

"Wenn man nicht mehr weiter weiß, gründet man 'nen Arbeitskreis." Daran hat sich der Stadtrat prompt erinnert und die Gründung eines Ausschusses beschlossen, der Leitlinien für eine klimafreundliche Freiflächengestaltung erarbeiten soll. Vielleicht schläft er ja ein und es bleibt uns allen eine sinnlose Vorschrift erspart.

10. April 2021

Ein neuer Bagger für unsere Jungs vom Bauhof

"Wer baggert da so spät noch am Baggerloch?
Das ist Bodo mit dem Bagger und der baggert noch."

Diese Zeilen aus Mike Krügers Baggerlied kam mir in den Sinn, als ich im Obermain Tagblatt las, dass der Burgkunstadter Bauhof für 130.000 € einen neuen Bagger bekommt, weil der alte wirtschaftlichen Totalschaden erlitten hat. Nun weiß ich von meinem vierjährigen Enkel, dass ein Bagger das Höchste für alle Jungs ist. Er kann mir auch immer sehr wortreich erklären, warum er einen neuen Bagger braucht. Unsere großen Jungs vom Bauhof sind natürlich auch nicht dumm und haben ihrem Chef Thomas Kinscher die Argumente für einen neuen Bagger geliefert, der sie gerne dem Stadtrat vorgetragen hat. 

Aus den Sitzungsunterlagen konnte ich entnehmen, dass der kaputte Bagger 2006 angeschafft wurde. Die geschätzten Reparaturkosten betragen 23.000 € bei einem Restwert von 20.000 €. Seit 2016 sind schon für 22.500 € Reparaturen angefallen. Der Bagger hat 6.500 Betriebsstunden auf dem Buckel

Die Verwaltung hat Kosten für einen neuen Bagger und für Baggermiete angefragt. Es gibt aber natürlich auch gebrauchte Bagger zu kaufen, beispielsweise hier. Oder wenn's ein Terex sein soll, wie der alte Bagger, dann wird man beispielsweise hier fündig. Soviel Arbeit wollte sich die Verwaltung aber nicht machen. 

Wie lange ein Bagger hält, kommt auf den Baggerfahrer und auf das Einsatzgebiet an. Im Bauforum24 diskutieren Fachleute, wie lange so ein Bagger halten muss. Sie meinen, dass 10.000 h früher üblich waren. Sie würden allerdings heute oft schon nach 5.000 h ersetzt, weil sie dann abgeschrieben seien. Eine Betriebszeit von 6.500 h liegt also nicht über dem normalen Mittelwert der erzielbaren Laufzeit.

In den Sitzungsunterlagen steht: "Eine Anmietung im Rahmen der kommunalen Zusammenarbeit (Altenkunstadt oder Weismain) gestaltet sich ebenfalls schwierig, da der Bagger nur mit Personal vermietet wird und auch nur dann, wenn er nicht im eigenen Wirkungskreis benötigt wird. Bei Anfrage am Freitag konnte der Bagger erst am Donnerstag der folgenden Woche in Aussicht gestellt werden." Da fragt man sich doch, ob alle Gemeinden gleichzeitig baggern müssen. Wenn man annimmt, dass der Bagger gleichmäßig über die Jahre eingesetzt wurde, wurde er pro Jahr ca. 430 h genutzt. Bei werktäglichem Baggern sind das im Schnitt 1 bis 2 Stunden pro Werktag. Es entsteht auch nicht in allen Gemeinden gleichzeitig nachts ein Wasserrohrbruch, sodass dann akuter Baggermangel herrschen würde, wie Kinscher argumentierte. Warum der Bagger 6 Tage vorher bestellt werden muss, erschließt sich  mir nicht. So viel zum Thema "Kommunale Zusammenarbeit".

Der kleine Thomas hat an der Kasse gequengelt und Mama und Papa Stadtrat haben dem Quengeln unbesehen nachgegeben, damit sie ihre Ruhe haben. Ich bin gespannt, wie oft Bodo - äh, Thomas - nachts mit dem neuen Bagger am Baggerloch anzutreffen sein wird. Wenn es nach Kinscher ginge, müssten wir schon jetzt den Baggernotstand ausrufen, weil der neue Bagger ja vielleicht erst in einem halben Jahr geliefert wird. Da wäre vielleicht doch ein gebrauchter Bagger von Vorteil.