7. August 2022

Burgkunstadt wertet auf, koste es, was es wolle

Die Aufwerteritis am Burgkunstadter Marktplatz geht weiter, koste es, was es wolle. Jetzt soll die kleine Terrasse mit dem Brunnen vor der katholischen Pfarrkirche für 45.000 € umgestaltet werden. Als Grund nennt das Obermain Tagblatt: "Weil die Bepflanzung einen großen Teil der kleinen Anlage zugewuchert hat, soll sie neu gestaltet werden, um zum Verweilen einzuladen." Die kleine Anlage (ca. 48 m²) ist nicht zugewuchert, sondern dicht bewachsen. Wenn sich jemand daran stört, dass die Büsche zu dicht wachsen, dann könnte sie der Bauhof zurückschneiden oder einzelne Pflanzen entfernen.

Dem Pflasterbelag fehlt überhaupt nichts, wie man auf dem Bild sehen kann. Aber nein, er muss erneuert werden, vielleicht mit Carrara-Marmor. Irgendwie müssen ja die 45.000 € gerechtfertigt werden.

Wenn ich mich recht entsinne, hat der Bauhof vor ca. 50 Jahren den Platz in Eigenregie gestaltet, gepflastert, bepflanzt und den Brunnen gebaut. Natürlich sollte man in 50 Jahren ein paar Erhaltungsmaßnahmen durchführen. Der Abfallkorb ist sicher kein Schmuckstück mehr.

Den beiden Ruhebänken täte auch ein neuer Anstrich gut. Es wäre schon ein gutes Stück Aufwertung, wenn der Platz regelmäßig gereinigt würde. Die Zigarettenkippen und Papierchen, die hinter die Bänke geworfen werden, sind keine Visitenkarte für Burgkunstadt.

Die Schmutzfinken, die ihren Müll einfach in die Landschaft werfen, werden sich auch durch eine Neugestaltung des Platzes nicht davon abhalten lassen, den Platz zu vermüllen.

Leider haben wir es in Burgkunstadt nicht so mit der Pflege von Einrichtungen und Anlagen. Mir ist noch gut die Mainbrücke in Theisau in Erinnerung, die so lange nicht gepflegt wurde, bis sie irreparabel war und durch einen Neubau ersetzt werden musste.

Bisher hinderte der dichte Bewuchs die Menschen daran, an den Rand der Terrasse zu treten und von der Mauer zu stürzen.

Wenn jetzt allerdings ein Teil der Büsche einer Wippe und einem Fernrohr weichen soll, muss natürlich ein Geländer als Absturzsicherung angebracht werden. Ob das Geländer schöner ist als immergrüne Büsche und die Blumenkästen, liegt im Auge des Betrachters.

Mit dem Fernrohr sollen Kinder die Steinwüste Marktplatz mit ihren Baudenkmälern erkunden. Angeblich ist es nicht möglich, mit dem Fernrohr in die Fenster der Häuser zu blicken. Entweder handelt es sich um ein Fernrohr mit künstlicher Intelligenz, das Fenster erkennt und die Bildausschnitte mit Fenstern automatisch ausblendet, oder die Vergrößerung ist so gering, dass man mit einer Pappröhre ohne Optik genauso viel sieht wie mit Fernrohr. Ein Fernrohr braucht man, um damit in die Ferne zu sehen, besonders dann, wenn man das, was in der Ferne liegt, nicht ohne weiteres besuchen kann. Man betrachtet mit Fernrohren beispielsweise den Mond oder das Umland um einen Aussichtspunkt herum. Die Baudenkmäler am Marktplatz hingegen kann man fußläufig in 10 Minuten alle abklappern.

Mein Dank gilt Stadtrat Michael Doppel (FW), der als einziger gegen diese groteske Form der Geldverschwendung gestimmt hat.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen