Neulich habe ich einen Stromlieferungsvertrag gefunden, den mein Urgroßvater Andreas Klemenz im Jahr 1907 mit dem Elektrizitätswerk Altenkundstadt abgeschlossen hat. Ja, damals hieß es noch Altenkundstadt und Burgkundstadt. Andreas Klemenz gehörte das Haus mit der heutigen Adresse Lichtenfelser Str. 6, in dem er einen Kolonialwarenladen betrieb und zusätzlich Schuhmacherbedarf verkaufte. Er war nämlich gelernter Schuster. Der Laden bestand bis 1958. Heute ist dort ein Schreibwarengeschäft.
Hier können Sie den Vertrag als pdf-Datei herunterladen. Allerdings ist er in Fraktur geschrieben.
Der Strompreis war nach Beleuchtung und Strom für Motoren gestaffelt. Für Beleuchtungsstrom zahlte man damals 50 Pfennig pro Kilowattstunde, nach heutiger Kaufkraft sind das etwa 3 € (Angabe aus einer Tabelle der Deutschen Bundesbank). Der Vertrag hatte eine Laufzeit von 22 Jahren. Ob das Elektrizitätswerk so lange bestand, weiß ich nicht. Für den Betreiber wäre es jedenfalls spätestens ab 1922 ein schlechtes Geschäft gewesen, weil zu dieser Zeit die Hyperinflation in Deutschland einsetzte. Aber auch schon 1920 entsprachen 50 Pfennig nur noch 0,25 € nach heutiger Kaufkraft.
Strom für Beleuchtung durfte man rund um die Uhr entnehmen. Für Motoren für landwirtschaftliche Maschinen war der Betrieb auf die helle Tageszeit eingeschränkt und speziell vom 15. August bis 15. April auf die Zeit von 9:00 Uhr bis 16:00 Uhr. Industriebetriebe bekamen von 7:00 Uhr bis 19:00 Uhr Strom für Maschinen. Anscheinend war die Leistung des Elektrizitätswerks ziemlich begrenzt.
Alle elektrischen Einrichtungen (Lampen und Motoren) mussten vom Elektrizitätswerk gekauft und genehmigt werden.
Wollen wir mal hoffen, das der Preis für die Kilowattstunde Strom nicht wieder auf 3 € ansteigt.
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