12. März 2017

Kritiker sind böse

Professor Ralf Georg Czapla beklagt sich in einem Artikel des Obermain-Tagblatts darüber, dass er die Auseinandersetzung mit seinem Vortrag zu Kuni Tremel-Eggert als Hetzkampagne empfand: "... folgte in den Wochen darauf vor allem im Internet eine Auseinandersetzung, die nicht nur der Professor als 'Hetzkampagne' empfand." Hier stellt sich dem geneigten Leser natürlich die Frage, wer die Auseinandersetzung noch als Hetzkampagne empfand. Czapla klagte weiter, dass "jedes Argument abgeblockt ..." wurde. Er beschuldigt seine Kritiker, dass sie ihn bewusst missverstehen wollten. Einen Beleg dafür bleibt er schuldig. Kann es sein, dass der Professor keine Kritik verträgt oder nicht mit Kritik umgehen kann?

Es habe ihn besonders getroffen, dass Dr. Marcus Dinglreiter seinen Vortrag aufgenommen und Teile daraus ins Netz gestellt habe, so der Professor laut Zeitungsbericht. Das ist natürlich ein Verstoß gegen Art. 53 des Gesetzes über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte. Nachdem Dinglreiter den Eintrag in Facebook zwischenzeitlich gelöscht hat, zeugt die Drohung des Professors, er behalte sich rechtliche Schritte vor, von kindischer Rachsucht.

Bezirksheimatpfleger Dr. Günter Dippold stößt ins gleiche Horn: "Die Kritiker wollen nicht verstehen, sondern verteufeln – das ist kein wissenschaftliches Arbeiten.“ Die Kritiker sind keine Germanistikstudenten im 18. Semester, Seminar "Kuni Tremel-Eggert - eine differnzierte Aufarbeitung mithilfe einer Aufspaltung der Dichterin in eine private und öffentliche Person", sondern interessierte Personen (manche sogar mit Universitätsabschluss). Diesen Personen unterstellt der Bezirksheimatpfleger, sie wollten nicht verstehen, sondern verteufeln.

Lieber Herr Dippold, es gibt noch andere Möglichkeiten, das Unverständnis dieser Personen zu erklären. Die Kritiker wollten beispielsweise verstehen, haben es aber nicht, weil:
  • sie zu dumm waren,
  • die Materie für sie fremd war,
  • der Referent die Materie für ein Laienpublikum nicht geeignet darstellte.
Vielleicht haben die Kritiker aber auch richtig verstanden, und der Herr Professor verstand ihre Argumentation nicht, aus welchen Gründen auch immer.

Weil Dippold diese Fragen aufgeworfen hat: Man soll Ludwig Thoma wegen seiner antisemitischen Ausfälle ebenso hinterfragen, wie Kuni Tremel-Eggert. Hindenburgstraßen passen ebenfalls nicht mehr in unsere Zeit. Auch demokratisch gewählte Stadträte, die 1958 die Straße in Kuni-Tremel-Eggert-Straße umbenannt haben, könnten einen Fehler gemacht haben, den man nach heutigem  Kenntnisstand korrigieren muss.

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