Da wollte sich die Burgkunstadter CSU mal einen grünen Anstrich geben - und hat dabei gar nicht gemerkt, dass ihre tolle Idee bereits vor einem Jahr vom Stadtumbaumanagement in die Wege geleitet wurde. Laut Antrag der CSU-Fraktion sollte die Verwaltung die Aufstellung einer E-Bike-Ladesäule am Marktplatz prüfen. Zweite Bürgermeisterin Susanne Bock von Wülfingen wusste, dass die Stadtverwaltung schon an dieser Aufgabe arbeitet. Die Umsetzung hänge davon ab, ob Fördermittel bewilligt würden, erklärte Jörg Weiß von der Verwaltung.
Chefin der Verwaltung ist übrigens Bürgermeisterin Christine Frieß von der CSU. Redet sie vielleicht nicht mit ihren Parteifreunden der CSU-Stadtratsfraktion? Oder liest sie vielleicht die Berichte des Stadtumbaumanagements nicht? Es kann natürlich auch sein, dass sie sich für ihre Mitarbeiter in der Verwaltung und ihre Arbeit nicht besonders interessiert.
Anstatt den peinlichen Fehler einzugestehen, versuchte Stadtrat Marco Hennemann (CSU) noch, den Antrag damit zu retten, dass die Aufstellung der Ladesäulen mit dem Antrag beschleunigt werden solle. Sollten bei der CSU Zweifel an der Kompetenz der Verwaltung bestehen? Solche Zweifel dichtet die Bürgermeisterin doch gerne mal dem Bürgerverein an.
Anders als bei Elektroautus gibt es keine Standardladestecker für E-Bikes. Ich fahre selbst ein E-Bike. Bei meinem Fahrrad muss man beispielsweise den Akku abnehmen, damit er überhaupt geladen werden kann. Daher bestehen manche Ladestationen nur aus 230-V-Steckdosen, an die man sein mitgeführtes Ladegerät anschließen kann, bei anderen kann man seinen Akku in einem Schließfach laden und dann gibt es noch Stationen mit mehreren Ladekabeln. Welche Station soll's denn nun sein?
Warum braucht Burgkunstadt eine E-Bike-Ladesäule? Laut Hennemann gehe es darum, "dass Burgkunstadt vom Trend profitiere, dass immer mehr Menschen, auch Urlauber, mit dem E-Bike unterwegs sind". Wie Burgkunstadt davon profitiert, verrät er uns leider nicht. Aber ich hab's: Mit der Ladesäule werden die Innenstadt belebt und der Marktplatz aufgewertet.
Der überregionale Mainradweg verläuft über die Kreuzung Bahnhofstraße - Bundesstraße. Radtouristen werden also, wenn sie nicht gerade einen Abstecher zum Marktplatz machen, von der Ladestation nicht viel haben. Sollten sie - wider Erwarten - doch zum Marktplatz radeln und dann auch noch das Bedürfnis verspüren, den Akku zu laden, kommt das nächste Problem: Die Ladezeit für einen E-Bike-Akku liegt bei zwei bis vier Stunden. Was machen die armen Touristen während der Ladezeit? Sie können die Steinwüste Marktplatz mit den malerischen Fachwerkhäusern besichtigen, Dauer ca. 10 Minuten. Natürlich können sie auch dem Schustermuseum einen Besuch abstatten, falls es denn geöffnet haben sollte. Ein kleiner Imbiss oder ein Kaffee in einem malerischen Restaurant? Fehlanzeige! So bleibt ihnen nur übrig, zwei Stunden lang das Pflaster des Marktplatzes und die Häuser anzustarren.
Normalerweise ist jeder Gastwirt gerne bereit, einem E-Biker, der bei ihm einkehrt, eine Steckdose zum Laden seines Akkus zur Verfügung zu stellen. Mein Akku hat beispielsweise eine Kapazität von 0,5 kWh. Das vollständige Laden kostet also etwa 20 Cent.
Merke: Eine E-Bike-Ladestation an einem Platz, wo niemand hinkommt und wo es weder Speis' noch Trank noch etwas zu besichtigen gibt, ist so überflüssig wie ein Kropf.
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