"Mehr Lebensqualität für Burgkunstadt" titelte das Obermain Tagblatt in seiner heutigen Ausgabe. Wie sieht dieses Mehr an Lebensqualität aus? Gibt es neue Busverbindungen im 20-Minuten-Takt? Oder eine Fußgängerzone mit Einkaufspassage? Nein, das kommt leider nicht. Die Lebensqualität in Burgkunstadt wird mit ein paar Blechschildern und einer Sitzgruppe am Marktplatz gesteigert. Und natürlich gibt es noch ein Logo für die Corporate Identity für schlappe 10.650 €. Ich fühle schon, wie das Logo unser aller Lebensqualität steigern wird.
Seit 2019 haben wir einen Innenstadt-Manager. Er soll Konzepte erstellen, wie die Burgkunstadter Innenstadt belebt werden kann. Auch damals sollte Burgkunstadt schon aufgewertet werden. Leider habe ich noch nicht viel von der Aufwertung mitbekommen, außer, dass ein paar leere Schaufenster mit Ausstellungsstücken geschmückt wurden. Ich kritisiere nicht die Arbeit der Bürger, die in ihrer Freizeit in der Lenkungsgruppe Maßnahmen zur Verschönerung der Stadt erarbeitet haben; ihr Engagement verdient großes Lob. Ich kritisiere den professionellen Innenstadt-Manager, der für gutes Geld sehr wenig liefert.
Seit Jahren veröden die Innenstädte, nicht nur in Burgkunstadt. Wer kann, sucht sich eine Wohnung mit begrünter Umgebung. Den Einzelhandel, der früher in der Innenstadt angesiedelt war, gibt es praktisch nicht mehr. In meiner Jugend gab es am Marktplatz und seiner näheren Umgebung zwei Bäcker, zwei Metzger, drei Lebensmittelgeschäfte, einen Fahrradhändler, fünf Gasthäuser und weitere Geschäfte. Viel ist davon nicht mehr übrig. Man kann das bedauern, es hilft aber nichts, weil sich unser Lebensstil in den letzten 60 Jahren stark gewandelt hat. Zurück in die gute alte Zeit will ich jedenfalls nicht, so gut war sie nämlich auch nicht, obwohl die Innenstadt belebt war.
Die Innenstadtbelebung, die uns der Innenstadt-Manager für gutes Geld verkauft, ist Augenwischerei. Der Marktplatz wird zwar durch ein paar Blumentöpfe, Bänke und Schilder hoffentlich etwas schöner, das war es aber dann. Mit Innenstadtbelebung ist aber Belebung mit Menschen gemeint. Weil eine Belebung mit Geschäften nicht mehr funktioniert, sollten wir dafür sorgen, dass die leerstehenden Geschäfte in Wohnungen umgewandelt werden. Die Innenstadt muss fußgänger- und fahrradfreundlich umgestaltet und begrünt werden. Und mit Begrünen meine ich nicht, einen Baum in die Stein- und Teerwüsten zu pflanzen, sondern wirklich die Versiegelungen zu beseitigen und zu renaturieren. Wenn die Steinwüste Marktplatz weniger auto-, aber dafür mehr menschenfreundlich gestaltet wird, wird sie auch von Menschen belebt. Wie wär's mit einer großen Grünfläche im Zentrum des Marktplatzes mit einem Kinderspielplatz? Dann kämen sogar sehr junge Menschen. Die bisher beschlossenen Maßnahmen sind nur ein Herumdoktern an Symptomen, aber wenig zielführend.
Bevor wir uns nur Gedanken über die Aufwertung der Stadt machen, sollten wir auch einmal darüber nachdenken, wie wir ihrer Abwertung entgegenwirken. Hier zwei Beispiele:
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