13. April 2019

Die Stadt Burgkunstadt hat jetzt Manager

Ich mag keine Berater. Das liegt an meinen Erfahrungen mit Beratern. Berater sammeln Informationen und Wissen in Unternehmen und präsentieren sie der Unternehmensleitung in schönen Powerpoint-Präsentationen als der Weisheit letzter Schluss, und zwar ihrer Weisheit. Dabei hätte die Unternehmensleitung nur die Mitarbeiter fragen müssen. Ich hatte mal einen Chef, der nannte das den "Nikolauseffekt": Wenn die Eltern den Kindern sagen, sie sollen ihr Zimmer aufräumen, tun sie es nicht. Wenn es aber der Nikolaus sagt, dann tun sie es. An der Faktenlage hat sich dabei nichts geändert, nur der Überbringer der Botschaft ist ein anderer.

In der letzen Stadtratsitzung in Burgkunstadt haben sich zwei Berater, die Architekten Edith Obrusnik und Franz Ullrich, vorgestellt. Sie sind die neuen Innenstadt-Manager. Diese Bezeichnung ist auch wichtig, weil "Manager" irgendwas mit "Macher" zu tun hat, auch wenn es sich nur um einen Macher von Powerpoint-Präsentationen handelt. Sie sollen die Altstadt und die Bahnhofsstraße aufwerten. "Aufwerten" ist auch ein beliebtes Wort aus dem Bullshit-Bingo. Beim Bullshit-Bingo hat man auf einer Karte eine Anzahl Bullshit-Wörter wie "Manager", "Synergieeffekt" oder "aufwerten". Jedesmal, wenn in einer Besprechung ein solches Wort fällt, darf man es ankreuzen. Wer zuerst alle Wörter angekreuzt hat, ruft "Bingo". 2015 sollte es noch ein City-Manager sein.

Man muss den beiden Beratern zugute halten, dass sie erst zwei Monate beraten. Was haben sie bisher entdeckt? 28 Gebäude in der Altstadt stehen leer. Zu dieser Erkenntnis hätte auch die Stadtverwaltung gelangen können. Dafür sollen jetzt ein Leerstands-Management und eine Immobilienbörse eingeführt werden. Früher sagte man nicht "Immobilienbörse" sondern "Makler". Jeder, der Leerstände hat und vermieten will, wird sich wohl an einen Immobilienmakler wenden. Wozu also noch eine Immobilienbörse?

Sanierungsbedürftige oder hässliche Häuser sollen von den Eigentümern saniert werden. Dafür soll ein Förderprogramm aufgelegt werden. Die beiden Berater sind dazu mit einem Mitarbeiter der Stadtverwaltung nach Lichtenfels gefahren und haben dort gefragt, wie das geht. Anscheinend gibt es so etwas schon in Lichtenfels. Der städtische Mitarbeiter hätte die Information natürlich auch allein einholen können, es macht aber mehr her, wenn er dort mit zwei Innenstadt-Managern aufkreuzt. Nicht, dass sie jetzt denken, sie können sich einfach einen neuen Außenputz fördern lassen. Die Umbaumaßnahme muss natürlich den Innenstadt-Managern gefallen und den Förderrichtlinien entsprechen.

Die Schaufenster leer stehender Geschäfte könnten mit Ausstellungen belebt werden. Das ist sicher schön, bringt aber keine neuen Mieter. Der Marktplatz solle belebt werden, bisher sei er nur ein Parkplatz. Wer hätte das gedacht? Und die Bürger sollen natürlich auch einbezogen werden. Ich erinnere mich noch dunkel, dass es vor Jahren eine ISEK-Lenkungsgruppe unter Beteiligung der Bürger gab. Die ist dann wohl 2014 eingeschlafen (das letzte Protokoll ist vom Oktober 2014) und die Vorschläge der Bürger sind vermutlich in der Rundablage gelandet.

Übrigens hat Ullrich schon 2015 im Rahmen von ISEK sein städtebauliches Entwicklungskonzept vorgestellt, aus dem er viele Anregungen für seinen neuen Beraterauftrag entnehmen und der Stadt als neu verkaufen kann. Das machen Berater auch gerne.

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