23. Februar 2019

Ein Abenteuer in der Stadt der Gesetzlosen

Ich wusste, es würde gefährlich, die Versammlung, zu der der Sheriff der Stadt der Gesetzlosen gerufen hatte, aufzusuchen. Aber mein fester Glaube an Recht und Gesetz war unerschütterlich. Obwohl ich mich schon früh auf den Weg machte, konnte ich mein Pferd nicht mehr vor dem Saloon Three Crowns anbinden, es war kein Platz mehr. So musste ich wohl oder übel mein Pferd bei der Bank unterstellen.

An der Bar mussten alle ihre Colts abgeben. Mir war natürlich klar, dass so mancher trotzdem noch ein Messer im Stiefel stecken hatte. Trotz der stickigen warmen Luft im Saloon fühlte ich die eiskalten Blicke, als ich eintrat. Ein Duft von Bier und Schnitzel mit Pommes schlug mir entgegen. Ich wählte einen Platz in einer Ecke des Saals, von wo aus ich den Eingang im Blick hatte. Dort bot mein Rücken auch keine ungeschützte Angriffsfläche.

Der Sheriff wollte in froher bierseeliger Runde von seinen Erfolgen des vergangenen Jahres berichten und sich dafür von seinen treuen Untertanen feiern lassen. Da war es natürlich ungeschickt, dass ich ihn nach dem Geld fragte, das die verarmte Stadt dem größten und reichsten Viehzüchter am Ort für den Bau der Stallungen für die Pferde seiner Cowboys zugeschustert hatte.

Richtig schlimm wurde es für mich, als ich den Sheriff darauf hinwies, dass auch in seiner Stadt die Gesetze des Landes gelten würden. Dadurch brachte ich auch den Abgesandten des County Marshalls und den örtlichen Mob gegen mich auf. Als Bezeichnung für den Stab des Sheriffs fiel mir nur das Wort Schlamperhaufen ein. Natürlich hätte ich auch die korrekte Bezeichnung verwenden können: kommunale Verwaltung, die sich gelegentlich nicht an geltendes Recht hält und rechtzeitige Planung vermeidet. Das schien mir aber zu lang und zu sperrig - Schlamperhaufen ist ein allgemein im Wilden Westen gebräuchlicher Ausdruck.

Die Anhänger des Sheriffs forderten mich unter wilden Bravo-Rufen auf, die Stadt binnen einer Stunde zu verlassen. Es nützten auch meine Beteuerungen nichts, dass ich gerne in dieser Stadt leben würde. Ich harrte trotzdem bis zum Ende der Veranstaltung aus. Erst als sich die Reihen lichteten, wusste ich, dass es Zeit war, zu gehen. Es hätte sonst nur wenige Zeugen für einen kleinen "Unfall" gegeben. Auch der Reporter des Upper Creek Daily Paper hatte sich auf die Seite des Sheriffs geschlagen, wie ich dem Blatt am folgenden Tag entnehmen konnte.

Da wachte ich auf, dank eines Drucks in der Blase. Beim Pinkeln überlegte ich, was zu diesem Alptraum geführt hätte. War es das Wasser, das ich vor dem Schlafengehen getrunken hatte? Oder war es gar mein Besuch der Bürgerversammlung?

5 Kommentare:

  1. Sind sie zufrieden das sie in der Stadt der Gesetzlosen auf der Versammlung waren. Wären sie in Dog City gewesen hätte der Mob sie wahrscheinlich gelyncht. Was für ein Glück?

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    1. Ich weiß, Dodge City war viel gefährlicher. Das war aber bevor Wade Hatton wieder für Recht und Ordnung gesorgt hat.

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  2. Klasse geschrieben, ich mag Ihren bissig/sarkastischen Stil. Weiter so!

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