12. Februar 2019

Auch die Bienen gerettet?

Seit 10.000 Jahren ist wieder ein gewaltiges Artensterben im Gange. Manche behaupten, es sei mit den fünf großen Artensterben der Erdgeschichte vergleichbar. Dass das so ist, wissen wir seit ein paar Jahrzehnten. Die Ursachen kennen wir auch. Die Arten sterben aus, weil wir uns die Erde untertan machen wollen, koste es, was es wolle. Viele Wirbeltierarten wurden bereits von unseren steinzeitlichen Vorfahren durch exzessive Bejagung ausgerottet. Neulich habe ich in eine Sendung über Nashörner reingezappt: Wilderer knallen die Nashörner ab, weil irgendwelche Idioten lieber Nashorntinktur als Viagra schlucken.

Aktuell ist aber der exzessive Naturverbrauch der Hauptgrund für das Artensterben: Wir schränken den Lebensraum für wilde Pflanzen und Tiere täglich mehr ein, durch Städte, Straßen, Abholzung von Regenwäldern und intensive Landwirtschaft. Knapp 8 Milliarden Menschen wollen halt etwas zum Futtern, und wir in den reichen Ländern wollen nicht nur Kartoffeln, Reis oder Brot, sondern Schnitzel und Bratwürste und das möglichst billig. Oder um Bertold Brecht zu zitieren: "Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral."

Da ist es doch toll, dass wir in Bayern Bienen, andere Insekten und Tiere retten, und zwar mit ein paar simplen Änderungen im Bayerischen Naturschutzgesetz. Ich meine das Volksbegehren "Rettet die Bienen". Ich habe mir mal die Mühe gemacht, die beantragten Änderungen im Gesetz zu lesen.

Gleich der einleitende Paragraf soll um eine Zielsetzung zur ökologischen Landwirtschaft auf 30 % der Fläche ergänzt werden. Im Ackerbau muss die ökologische Landwirtschaft auf synthetisch hergestellte Pflanzenschutzmittel, Mineraldünger und Grüne Gentechnik weitgehend verzichten. Den Insekten ist es aber egal, ob sie durch synthetische oder natürliche Pflanzenschutzmittel getötet werden. Man kann auch mit ökologischem Ackerbau eine Weizen- oder Maiswüste erzeugen, auf der keine Biene etwas zu Fressen bekommt.

Die Kinder sollen über "Folgen des Stickstoffeintrags", die "Bedeutung der Fruchtfolge-Entscheidung" und andere interessante Themen aufgeklärt werden. Falls die meisten Schüler Ökobauern werden, ist das sicher eine sinnvolle Ergänzung des Lehrplans. Bis diese Schüler aber Ökolandwirte geworden sind, sind die Bienen schon gestorben.

Die Änderungen zu Art. 3 BayNatschG , im Wesentlichen eine Verbotsliste für Landwirte, dienen sicher dem Naturschutz. Damit wird aber nur der gegenwärtige Status für das Beiwerk Büsche, Totholz oder Feldraine festgeschrieben. Es werden keine neuen Feldraine gefordert. Die Maiswüste bleibt Maiswüste. Gut ist, dass wenigstens wieder ein paar Wiesenpflanzen die Chance bekommen sollen zu blühen.

Der neue Art. 11a ist unklar gefasst: "Eingriffe in die Insektenfauna durch künstliche Beleuchtung im Außenbereich sind zu vermeiden." Sind damit auch Straßenbeleuchtungen gemeint? Künstliche Beleuchtung ist eine Seuche und eine tötliche Gefahr für Insekten. Die Insekten werden aber nicht nur durch Beleuchtungen im Außenbereich in die Falle gelockt, sondern auch durch beleuchtete Fenster und Autoscheinwerfer. Wie dunkel müssen unsere Städte werden, damit "die Ziele des Artenschutzes berücksichtigt werden"?

In Art. 16 soll ein Uferrandstreifen von 5 m freigehalten werden. Das ist nett gemeint, allerdings wird die Nitratscheiße trotzdem in das Gewässer gelangen. Zusätzlich wäre ein Auffanggraben für das im Acker versickernde Wasser nötig.

Es gibt natürlich auch ein Bundesnaturschutzgesetz. Es wäre den Bienen vielleicht schon geholfen, wenn die geltenden rechtlichen Bestimmungen eingehalten und überwacht würden. Aber dafür fehlt sicher mal wieder das Personal.

Artenschutz und Klimawandel sind die Themen, die die Tagespolitik bestimmen müssten. Die führenden Wissenschaftler müssten Konzepte entwickeln, die diese drohenden Gefahren zumindest abmildern. Politiker müssten entschlossen diese Konzepte weltweit umsetzen. Leider schaffen wir das nicht einmal in Deutschland, geschweige denn weltweit. Unsere Politiker beschäftigen sich lieber mit Brexit, Respektrente und Flüchtlingen. Und dann gibt's noch ein paar, die die Ökosau durch's Dorf treiben und den Leuten einreden, mit einer Änderung im Bayerischen Naturschutzgesetz würden sie die Bienen retten.

Das Volksbegehren ist gut gemeint, aber selbst wenn es Gesetz wird, werden dadurch weder Insektensterben, noch Artensterben oder der Klimawandel aufgehalten werden. Dazu bedarf es viel einschneidenderer Maßnahmen, die uns allen richtig weh tun. Noch schlimmer wird es, wenn wir Artensterben und Klimawandel nichts entgegensetzen. Ich befürchte aber, dass die Menschheit sich zu keinem gemeinsamen Vorgehen aufraffen kann, siehe Regenwaldabholzung, Flächenversiegelung, CO2-Ausstoß und was es sonst noch alles gibt. Vielleicht wird auch der Mensch letztendlich Opfer des sechsten großen Artensterbens.



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