Warum ich erst jetzt etwas über die Bürgerversammlung in
Burgkunstadt schreibe? Ich wollte meine Eindrücke erst einmal etwas sacken
lassen. Es hat aber nichts geholfen. Mein Urteil lautet trotzdem: Sie war
unterirdisch, sogar schlimmer als letztes
Jahr.
Sinn und Zweck der Bürgerversammlung sind in der Gemeindeordnung
für den Freistaat Bayern in Art.
18 Mitberatungsrecht (Bürgerversammlung) beschrieben. Die
Bürgerversammlung muss mindestens einmal jährlich stattfinden. Es dürfen nur
gemeindliche Angelegenheiten besprochen werden. Es dürfen grundsätzlich nur
Gemeindemitglieder das Wort erhalten. Dem Vertreter der Aufsichtsbehörde
(Landratsamt) darf das Wort erteilt werden. Die Bürgerversammlung kann aber
Ausnahmen von dieser Regel beschließen. Stimmberechtigt sind nur Bürger der
Gemeinde. Der Gemeinderat muss innerhalb von drei Monaten Empfehlungen der
Bürgerversammlung beraten.
Wie auch im letzten Jahr fand die Versammlung in einem
Nebenzimmer einer Gaststätte statt. Weil das Nebenzimmer nicht ausreichte,
mussten Bürger in das danebenliegende Zimmer ausweichen, das über einen
Durchgang mit dem ersten Nebenzimmer verbunden ist. Aber auch hier wurde es
eng. Zudem war den Gästen im zweiten Raum der Blick auf die Leinwand verwehrt,
sodass sie dem ellenlangen Diavortrag von Bürgermeisterin Christine Frieß nicht
folgen konnten.
Es gab wieder reichlich alkoholische Getränke und zu
Futtern. Die Luft war wegen der gedrängten Sitzordnung nach einer halben Stunde
zum Schneiden dick, es herrschte also, wie man so sagt, dicke Luft. Die
Antworten auf die Anfragen und Anträge las die Bürgermeisterin gewohnt gekonnt
von den Powerpoint-Folien ab. Nachfragen zu meinen Anfragen wollte sie nicht
zulassen. Als es mir dann doch nach mehreren Anläufen gelang, nachzufragen,
schallte mir aus einer Ecke gleich wieder entgegen, ich solle aus Burgkunstadt
wegziehen. Ich wies die Bürgermeisterin und Moderatorin der Versammlung darauf
hin, doch anstatt den Zwischenrufer in seine Schranken zu weisen, meinte sie
nur, sie habe mich ja nicht beleidigt. Das veranlasste mich zu der rein
rhetorischen Frage, was das für eine Scheißversammlung sei.
Wie auch letztes Mal wurden meine Anträge
unter dem Beifall und Gejohle der Menge nicht angenommen. Das war sicher auch
der Grund dafür, dass die Bürgermeisterin meinte, auf eine Gegenprobe, nämlich
wer gegen meine Anträge sei, verzichten zu können. Gekonnt verlas Frieß die
Stellungnahme der Stadtverwaltung zu meinen Anträgen von den Powerpoint-Folien
ab, gab mir keine Gelegenheit, etwas aus meiner Sicht zu ergänzen und gab auch
keine Gelegenheit zur Aussprache. Ein Lehrstück in Demokratie!
Filips Callens hatte einen Redebeitrag über das
Demokratieverständnis in Burgkunstadt angemeldet. Aber anstatt Callens reden zu
lassen, erklärte Frieß, dass in Burgkunstadt alles bestens sei. Unter dem Punkt
Sonstiges nahm Callens noch einmal
einen Anlauf, um sein Anliegen vorzubringen. Aber auch dieser Versuch wurde
niedergebrüllt. Ich denke, die Burgkunstadter, zumindest ein Teil der
Bürgerversammlungsteilnehmer, hätte doch gut daran getan, sich die Gedanken von
Callens anzuhören.
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