14. März 2020

Verstoß gegen oberstes Gebot des guten Journalismus'


Eines der obersten Gebote des Journalismus‘ lautet: Bericht und Kommentar trennen. Gegen dieses Gebot hat der Redakteur des Obermain-Tagblatts, der meinen Bericht über meine Buchvorstellung am letzten Sonntag bearbeitet hat, in eklatanter Weise verstoßen. Selbstverständlich muss ein Redakteur die eingesandten Berichte überarbeiten, kürzen und sprachlich verbessern. Er darf aber nicht, weil ihm der Vortrag eines Referenten nicht passt, seine eigenen Kommentare einfügen und den Sinn der Aussagen entstellen. Es ist ihm natürlich unbenommen, zum Artikel einen Kommentar zu schreiben und diesen entsprechend zu kennzeichnen.

Meine Kernaussage zum Mobilfunk hat der Redakteur eigenmächtig durch seinen Kommentar verfälscht. Ich hatte geschrieben: „Mobilfunkstrahlung könne, bei ausreichender Intensität, nur zu einer Erwärmung führen.“ Was machte der Redakteur daraus? „Mobilfunkstrahlung könne, bei ausreichender Intensität, nur zu einer Erwärmung führen, lautete seine These. Die von vielen Wissenschaftlern wohl anders gesehen wird.“

Bei meiner Aussage handelt es sich um keine These, sondern um gesicherte naturwissenschaftliche Erkenntnisse. Ich empfehle dem Redakteur und dem interessierten Leser diesen Text der Universität Wuppertal. Ich weiß nicht, wie viele Wissenschaftler der Redakteur kennt, die das anders sehen. Darunter sind gewiss keine Physiker.

Noch mehr hat mich die Unterzeile „Nicht immer Deckungsgleich mit Wissenschaftlern“ in der gedruckten Ausgabe geärgert. Wenn der Redakteur unter dem Begriff Wissenschaftler auch berufsmäßige Esoteriker versteht, dann mag das richtig sein. Richtige Wissenschaftler halten sich an die wissenschaftliche Vorgehensweise: beobachten, messen, nachvollziehbare Versuche. Wer es genauer wissen möchte, wie wissenschaftliches Arbeiten funktioniert, dem sei dieser Vortrag der TU Dresden empfohlen.

Falls jetzt jemand noch Lust hat, meinen Originalartikel zu lesen, hier ist er:

Öffentlichkeit ist vierte Säule der Demokratie

Burgkunstadt.  Am Sonntagabend stellte Bernd Weickert sein Buch „Bernds Sicht der Dinge“ in der Produzentengalerie einem interessierten Publikum vor. Zunächst ging Weickert auf die Entstehungsgeschichte des Buches ein. Das Buch basiere auf seinem gleichnamigen Blog, so der Autor. Die Idee zu seinem Blog sei ihm 2014 gekommen, weil seine Frau es nicht gerne gesehen habe, wenn er Leserbriefe schreibe. Die Demokratie fuße auf den drei Säulen Legislative, Exekutive und Jurisdiktion. Es gebe aber noch eine vierte Säule, nämlich die Öffentlichkeit, hob Weickert hervor. Gerichtlich gegen Missstände vorzugehen, könne sehr kostspielig sein. Daher habe er sich darauf verlegt, Missstände in Burgkunstadt, aber auch überregionale Probleme, in seinem Blog öffentlich zu machen und zu kommentieren.

Sein Blog – und sein Buch – thematisierten die Bereiche „Recht“ und „Vernunft“, fuhr Weickert fort. Moderne Gesellschaften könnten nur existieren, wenn sie sich Regeln in Form einer Rechtsordnung gäben und sie auch einhielten. Leider habe er festgestellt, dass sich staatliche Organe teilweise an die sie betreffenden Gesetze nicht hielten. Als Beispiele nannte der Verfasser das Öffentlichkeitsgebot für Gemeinderatssitzungen und die gesetzlich vorgeschriebene Frist für die Verabschiedung des Gemeindehaushalts. Es gebe Gemeinden, die ihren Haushalt fristgerecht verabschiedeten, beispielsweise Marktheidenfeld und Weidhausen. Es sei aber nicht seine Aufgabe, sich in diesen Gemeinden zu erkundigen, wie das möglich sei, scherzte Weickert in Anspielung auf einen Zwischenruf in der Bürgerversammlung, sondern Aufgabe der Kämmerin, sich kundig zu machen.

Vernünftiges Handeln sieht Weickert dann vorliegen, wenn Entscheider Argumente und Fakten sachlich beurteilten, Informationen notfalls noch einmal hinterfragten und dann einen Beschluss fassten. Für Bauchentscheidungen sei bei wichtigen Angelegenheiten kein Platz.

Weickert kandidiert auf der Liste des Bürgervereins für den Stadtrat. Er habe sich das lange überlegt, aber wenn er sich mit seinem Blog so weit aus dem Fenster lehne, wolle er den Burgkunstadtern doch die Gelegenheit bieten, zu prüfen, ob er tatsächlich einige Dinge besser könne als manche amtierende Stadträte. Seinen Blog werde er aber weiterbetreiben, unabhängig vom Ausgang der Wahl. Auch im Stadtrat würde er seinen Fokus auf Recht und Vernunft legen.

Der Autor gab einige Kapitel aus seinem Buch zum Besten. Unter der Überschrift „Warum wir auf Kunststoffverpackungen nicht verzichten können“ nahm Weickert die Unart mancher Mitmenschen aufs Korn, Obst und Gemüse – insbesondere Tomaten – im Supermarkt zu begrapschen und mit Fingernägeln anzubohren. Einige Zuhörer bestätigten dem Vortragenden, dass sie selbst auch schon diese Beobachtungen gemacht hätten und dass sie ein solches Verhalten als eine Zumutung empfänden.

Das Kapitel „Strahlenangst geht um in Altenkunstadt“ führte naturgemäß zu einer längeren Diskussion. Weickert schilderte auf Nachfrage aus dem Publikum kurz die Auswirkungen von Strahlung auf Materie und auf den menschlichen Körper. Mobilfunkstrahlung könne, bei ausreichender Intensität, nur zu einer Erwärmung führen. Dafür sei aber die Strahlungsleistung von Mobiltelefonen viel zu gering. Gefährlich hingegen sei die ultraviolette Sonnenstrahlung, weil sie Elektronen aus den Molekülen der Haut freisetzen könne. Dadurch werde das Erbgut geschädigt, was zu Hautkrebs führen könne.

Es gebe seit ca. 30 Jahren in Deutschland Mobilfunk. Wenn tatsächlich vom Mobilfunk Gefahren ausgingen, hätten schon vermehrt bestimmte Krankheiten auftreten müssen. Das sei aber nicht der Fall, im Gegenteil: Seit einigen Jahren sei eine bestimmte Art von Gehirntumor in Deutschland auf dem Rückzug. Er käme aber trotzdem nicht auf die Idee, so Weickert, daraus zu schließen, dass Mobilfunkstrahlung gut gegen Gehirntumore sei.

Weickert erläuterte auch die grundsätzliche Problematik, dass man die Nichtexistenz von etwas nicht beweisen könne; man könne daher auch nicht beweisen, dass Mobilfunkstrahlung ungefährlich sei. Wenn eine Person behaupte, ein rosa Einhorn umkreise die Erde, so lasse sich diese Behauptung nicht widerlegen, man könne nur vermuten, dass es dieses Einhorn nicht gebe, weil nur diese eine Person von diesem Einhorn erzähle.

Die Wissenschaft beobachte und messe die Natur und ziehe daraus Schlüsse, erläuterte Weickert die wissenschaftliche Vorgehensweise, sie verkünde aber keine absoluten Wahrheiten. Wenn eine etablierte Theorie durch neuere Erkenntnisse widerlegt würde, so würde die Wissenschaft ihre Theorie daran anpassen. Es müsse aber immer sichergestellt sein, dass auch andere Wissenschaftler diese neuen Erkenntnisse durch Beobachtungen oder Experimente nachvollziehen könnten. Bisher sei es noch keinem Wissenschaftler gelungen, die Gefährlichkeit von Mobilfunkstrahlung durch wiederholbare Experimente nachzuweisen.

Einige Zuhörer wollten noch wissen, was es mit Erdstrahlen und Wasserstrahlen auf sich habe. Weickert erklärte, dass sich solche Strahlung mit Messgeräten nicht nachweisen lasse und diese Strahlung auch im Standardmodell der Quantenphysik nicht vorkomme. Daher müsse man davon ausgehen, dass es diese Strahlung nicht gebe. Der Autor schilderte ein Experiment, bei dem Wünschelrutengänger aus hundert mit Wasser gefüllten bzw. leeren Eimern die gefüllten Eimer herausfinden sollten. Die Wünschelrutengänger erzielten eine Trefferquote von etwa 50 %. Da die Hälfte der Eimer gefüllt gewesen sei, entspräche das einem Zufallstreffer. Trotzdem blieben die Zuhörer bei ihrer Meinung, dass wohl an den Wünschelruten etwas dran sein müsse.

Zum Abschluss las Weickert noch das Kapitel „Die Auswirkung einer Dog Station auf die Anzahl der Hundehaufen – eine episodische Untersuchung“. Dieses Kapitel verwendet die sprachliche Ausdrucksweise von wissenschaftlichen Arbeiten. Weickert wies aber darauf hin, dass es sich um keine wissenschaftliche Arbeit handle, wie der Zusatz „eine episodische Untersuchung“ schon andeute. Weickert stellte fest, dass sogar 1 m neben der Dog Station Hundehaufen gelegen hätten, eine Dog Station also keine höhere Sauberkeit in der Stadt bringe.

Die Teilnehmer spendeten dem Autor für den kurzweiligen Abend dankbar Applaus.

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