Mit der Initiative Lass den Klick in deiner Stadt! will das Obermain-Tagblatt den Einzelhandel stärken. Im Interview mit Burgkunstadts Bürgermeisterin Frieß stellte Gerhard Herrmann die Frage, ob Frau Frieß ein schlechtes Gewissen habe, wenn sie im Internet einkaufe. Was soll so eine Frage?
Zunächst einmal ist die Frage falsch gestellt. Niemand kauft im Internet ein. Man gibt nur eine Bestellung bei einem Versandhändler auf. Was man früher mit einem Versandkatalog und einem Bestellschein per Briefpost erledigen musste, macht man heute mit einem Online-Katalog und einem Mausklick. Es hat sich also nichts am Prinzip Versandhandel geändert, die moderne Technik hat nur das Verfahren für alle Beteiligten bequemer gemacht.
Ich will nur an den Burgkunstadter Ehrenbürger Dr. h. c. Friedrich Baur erinnern, der schon in den zwanziger Jahren einen Schuhversandhandel aufgezogen hat, damals eine großartige unternehmerische Pionierleistung. Er hat damit in Burgkunstadt hunderte neue Arbeitsplätze geschaffen.
Die Frage des Reporters suggeriert, dass Versandhandel via Internet etwas Böses sei. Warum sollte man sonst ein schlechtes Gewissen haben? Das einzig Böse am Versandhandel aber ist, dass er dem Einzelhändler vor Ort Konkurrenz macht, und zwar hauptsächlich über die Produktvielfalt und dem Preis.
Der Einzelhändler kann auf diesem Gebiet nicht mit dem Versandhandel konkurrieren. Dafür muss er sich eben Felder suchen, die der Versand nicht abdecken kann. Das sind hauptsächlich guter Service und fachkundige neutrale Beratung. Neutrale Beratung heißt für mich, dass er mir das für meine Bedürfnisse passende Produkt verkauft, nicht das teuerste, an dem er am meisten verdient. Produkte, für die keine Beratung und Service erforderlich sind, kann man halt im Einzelhandel nur noch schlecht verkaufen.
Im Sommer wollte ich mal wieder den Klick in meiner Stadt Burgkunstadt lassen. Ich wollte werktags um ca. 15:00 Uhr Blumen für einen Krankenbesuch kaufen. Zwei Geschäfte hatten Sommerurlaub, das dritte öffnete erst um 16:00 Uhr (wegen der Ferienzeit). Ich musste dann den Klick in Kulmbach lassen.
Noch ein Randthema aus dem Interview mit Frau Frieß. Sie sagte, dass sich die Skateranlage als wichtiges Projekt der Städtebauförderung herausgestellt habe. Die Idee Skateranlage ist infolge der Betroffenheitsrhetorik anlässlich des tödlichen Unfalls eines Schülers entstanden. Diese Idee hat sich mittlerweile verselbstständigt und ist aus den Köpfen der Stadträte nicht mehr ohne Weiteres heraus zu bekommen. Wirklich wichtige Themen sind die Sanierung der vorhandenen verfallenen Infrastruktur, der öffentliche Nahverkehr und die Telekommunikation, weil sie Grundvoraussetzungen für ein modernes Gemeinwesen bilden und alle etwas davon haben. Auf einer Skaterbahn kann man sich höchstens die Knochen brechen.
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