18. November 2021

Schmutziger Kampf ums Lehrschwimmbecken

Die DLRG-Schneiders machen noch einmal mit Leserbriefen für den Bau eines Lehrschwimmbeckens in Altenkunstadt mobil, bevor die Altenkunstadter am 21. November über das Projekt in einem Bürgerentscheid abstimmen. Die Gemeinde Altenkunstadt hat Informationen zum Projekt ins Internet gestellt. Leider sind die Angaben auf der Internetseite Altenkunstadts und die Ausführungen im Leserbrief "Warner vor dem Badbau sollen Farbe bekennen" nicht deckungsgleich.

In der Betriebskostenübersicht der Gemeinde verursacht das Bad jährlich laufende Kosten in Höhe von 234.700 € mit DLRG, was anscheinend bedeutet, dass die DLRG die Badeaufsicht übernimmt. Hinzu kommen noch 20.000 € für den Unterhalt der Technik und 40.000 € für den Unterhalt des Gebäudes, insgesamt also 295.000 € jährlich. Wenn die Gemeinde das Bad betreibt, fallen zusätzlich jährlich 39.000 € an. Die Kosten für Abschreibung und Verzinsung muss man bei Bädern nicht veranschlagen, sie fallen aber natürlich trotzdem an.

Thomas Schneider schreibt in seinem Leserbrief, dass der Betrieb des Bades ausgeschrieben werden solle und damit die Betriebskosten vom Betreiber übernommen würden. Diesen Betreiber gibt es aber anscheinend nicht, sonst würde die Gemeinde ja wohl in ihren Unterlagen darauf verweisen. Bereits 2017 war von einem geheimnisvollen Plan der DLRG die Rede, nach dem der Betrieb des Bades fast nichts kostet. Schneider verlangt von den Badgegnern Zahlen. Wie wäre es, wenn die DLRG den Bürgern vor dem Entscheid mal ihre Zahlen vorlegen würde? Der Unterschied zwischen 334.000 € jährlich und fast nichts ist doch schon gewaltig. Leider sagen die Unterlagen auch nichts über die erwarteten Einnahmen aus. Wie verantwortungsvolle Bürger bei einer solch spärlichen und widersprüchlichen Informationslage eine vernünftige Entscheidung treffen sollen, kann ich mir nicht vorstellen.

2020 sind laut DLRG in Deutschland 378 Menschen ertrunken. Leider erfährt man nicht, wie viele der Ertrunkenen tatsächlich Nichtschwimmer waren. Aus der ungleichmäßigen Aufteilung der Toten nach Geschlechtern (80 % Männer) darf man wohl schließen, dass es sich häufig um testosterongesteuerte Unfälle handelt: Selbstüberschätzung, Alkohol, Leichtsinn. 

Es ist wichtig, dass Kinder Schwimmen lernen. Das bestreite ich keinesfalls. Es gibt Ertrinkungsunfälle, bei denen Kinder oder Erwachsene unbeabsichtigt in Lebensgefahr geraten, weil sie ins Wasser fallen und nicht schwimmen können. Leider verrät uns aber die DLRG nicht, wie viele Ertrunkene tatsächlich nicht schwimmen konnten. Vielleicht, weil dann das Narrativ nicht mehr so stark zieht, dass man Bäder bauen muss, damit nicht mehr so viele Menschen ertrinken? Von den 378 Ertrunkenen des Jahres 2020 waren 292 älter als 20 Jahre. Von erwachsenen Menschen kann man erwarten, dass sie nicht ins Wasser springen, wenn sie nicht schwimmen können und das sie Warnhinweise und Badeverbote beachten.

Werner Schneider schreibt in seinem Leserbrief "Nein zum Schwimmbad wäre fatal für die Sicherheit": "Sie als Bürger haben es jetzt in der Hand, ob Sie für dieses Zukunftsprojekt stimmen oder für einen Sparhaushalt zu Lasten Ihrer Kinder und deren Schwimmfähigkeit und Sicherheit sowie zu Lasten der Gesundheit der Bevölkerung in unserer Region." Das ist übelste Propaganda, keine Information. Auf der einen Seite sind die bösen geizigen Sparfüchse, auf der anderen die Guten, die um Sicherheit und Gesundheit besorgt sind. Schneider spielt hier mit der Angst um das Wohl der Kinder und der Sorge der Bevölkerung um ihre Gesundheit, um Stimmung für das Bad zu machen. Er stellt die Bürger vor eine falsche Wahl: Entweder das Bad wird gebaut oder Kinder und Gesundheit sind in Gefahr. Das ist natürlich völliger Quatsch.

Selbstverständlich kann den Kindern auch weiterhin in den umliegenden Bädern Schwimmunterricht erteilt werden. Der Schwimmunterricht ist leider coronabedingt ausgefallen, da hätte auch ein Lehrschwimmbecken in Altenkunstadt nichts daran geändert. Und ich werde auch nicht kränker, wenn das Bad nicht gebaut wird, weil ich ebenfalls die vorhandenen Bäder nutzen oder auch anderweitig Sport treiben kann. Übrigens ist Radfahren genauso gesund wie Schwimmen.

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