3. Januar 2024

Die Gläubiger entscheiden über Regiomed, nicht die Eigentümer

Nun ist sie also da, die Regiomed-Insolvenz. Die Verantwortlichen beeilten sich, die Folgen der Insolvenz in der Presse zu beschönigen. Die Gehälter seien von Januar bis März mit dem Insolvenzgeld gesichert, behauptet Geschäftsführer Michael Musick. Leider vergaß er zu erwähnen, dass das Insolvenzgeld dem durchschnittlichen Nettogehalt der letzten drei Monate entspricht und gedeckelt ist. Ein gutverdienender Arzt wird da schon einige Abschläge hinnehmen müssen.

Musick versichert auch: "Die gesamte Gesundheitsversorgung von den Kliniken bis zu den Medizinischen Versorgungszentren ist gesichert und wird ungehindert weiterlaufen." Natürlich hat die Insolvenz Einfluss auf die betrieblichen Abläufe. Alle Mitarbeiter werden sich Gedanken über ihre berufliche Zukunft machen. Es ist mit vermehrten Kündigungen zu rechnen. Vermutlich werden zunächst die kündigen, die in der Insolvenz die höchsten Einbußen erleiden.

Die Unterauftragnehmer und Lieferanten von Regiomed werden nur noch gegen Vorkasse Leistungen erbringen. Sie müssten ja sonst damit rechnen, dass sie kein Geld für ihre Waren und Dienstleistungen bekommen. Die Gläubiger bleiben zum größten Teil auf den Kosten sitzen. Abhängig von der Insolvenzmasse bekommen sie nur einen Bruchteil ausgezahlt. Oder wie Dr. Rainer Eckert so schön meinte, im Insolvenzverfahren würden die Altschulden nicht fällig.

Landrat Christian Meißner benennt einen Schuldigen an der Insolvenz, nämlich Stadt und Landkreis Coburg, und betont: "Ich werde meine Zeit nicht mit Schuldzuweisungen verplempern." Und weiter sagte er laut Obermain-Tagblatt, "sein Ziel sei es, das Klinikum in kommunaler Hand weiterzuführen. Daher werde er genau darauf achten, im Eigenverwaltungsverfahren die Interessen des Landkreises einzufordern, auch wenn er das Heft nicht mehr in der Hand habe."

Stellen wir mal nicht die Frage, wer Schuld an der Insolvenz ist, sondern wer dafür verantwortlich ist. Verantwortlich sind Geschäftsführung, Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung. Wer war denn so im Aufsichtsrat und sogar eine Zeitlang Aufsichtsratsvorsitzender? Ach ja, ein gewisser Christian M., der bei den ersten Verlusten 2018 von nichts wusste. Auch 2019 war Christian M. von den Defiziten überrascht. 2020 wusch Christian M. weiterhin seine Hände in Unschuld. Und im September 2023 zeigten sich die Wissenslücken von Christian M. ganz deutlich wieder im Kreisausschuss. 

Man sieht an den wenigen Beispielen, dass Meißner anscheinend nie das Heft bei Regiomed in der Hand hatte, geschweige denn jetzt. Im Insolvenzverfahren wird ein Insolvenzplan erstellt. Diesem Insolvenzplan müssen die Gläubiger zustimmen. Über die Zukunft von Regiomed entscheiden also die Gläubiger, nicht die Eigentümer. Das Hauptinteresse der Gläubiger liegt darin, einen möglichst hohen Teil ihrer Forderungen ersetzt zu bekommen.

Wenn das Klinikum Lichtenfels in kommunaler Hand bleiben soll, müsste der Landkreis das Klinikum Regiomed abkaufen. Das ganze Desaster wird dem Landkreis und den Gemeinden (über die Kreisumlage) noch sehr teuer zu stehen kommen.


6 Kommentare:

  1. Bitte unbedingt lesen, in diesem Blogbeitrag werden am Beispiel des Krankenhauses in Hofheim am Taunaus noch ganz andere mögliche Aspekte einer Insolvenz erörtert. https://hk-newsletter.de/2024/01/28/krankenhaus-hofheim-und-insolvenz/

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    1. Ich habe den Beitrag gelesen. Das Krankenhaus, um das es da geht, ist noch nicht insolvent. Einer der ersten Lieferanten, der bei der Regiomed-Insolvenz auf seinen Kosten sitzen bleibt, ist ein Caterer, der noch am 14. Dezember die Weihnachtsfeier für die Mitarbeiter ausgerichtet hatte. Es geht um 20.000 €. Stand so in der Neuen Presse: https://www.np-coburg.de/inhalt.regiomed-feier-in-coburg-caterer-bleibt-auf-geld-sitzen.c4e1ffea-8ff5-4f63-b630-252e3cc5f01c.html

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    2. Hofheim ist "nicht insolvent", weil der Kreis MTK bisher die Defizite übernommen hat. Aber warum haben bei uns die fünf Gebietskörperschaften Regiomed nicht vor der Insolvenz bewahrt? War das wirklich so schwierig, die jeweiligen Defizit Anteile der Gebietskörperschaften zu berechnen und auszuzahlen? Irgendwas ist da nicht nachvollziehbar.

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    3. Bisher haben die Gesellschafter mehrmals Geld für Regiomed nachgeschossen, zuletzt 20 Mio. € (https://berndweickert1.blogspot.com/2023/09/ratselraten-im-kreisausschuss.html).

      Regiomed sollte entflochten werden und die Krankenhäuser wieder an die einzelnen Kommunen übertragen werden. Coburg hat nicht mitgemacht, weil sie nach ihrer Rechnung dafür alleine 60 Mio. € aufbringen hätten müssen. Somit war die Insolvenz unausweichlich.

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    4. Das glaube ich nicht.

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    5. Sie können das glauben oder auch nicht, das Insolvenzverfahren läuft weiter.

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