20. Januar 2018

Ortsteile erster und zweiter Klasse

Heute habe ich gelernt, dass es in Burgkunstadt Ortsteile erster und zweiter Klasse gibt. Ein Ortsteil erster Klasse ist Mainroth. Dort bekommen die Bürger ein Vereinsheim für 1,2 Mio. €. Die Vereine haben zwar Möglichkeiten, sich auch anderweitig zu treffen, macht aber nichts, dafür lebt man ja in einem Ortsteil erster Klasse.

Zu den Ortsteilen zweiter Klasse gehört Ebneth. Die Ebnether haben nur das alte Schulhaus, um sich zu treffen, sie haben keine Gaststätte, nichts. Jetzt wird ihnen auch noch dieser Versammlungsort genommen. Bürgermeisterin Christine Frieß ist da unterbittlich: "Außerdem werde den Vereinen eine Übergangsfrist eingeräumt, um sich andere Räume zu suchen." Da kann man lange suchen, wenn es keine gibt.

Die Ebnether sollen in den Schulungsraum des Hainweiherer Feuerwehrgerätehauses. Leider gibt's den noch nicht. Und wann es den geben wird, steht in den Sternen, denn: "Ob das Vorhaben im Haushalt für 2018 finanziert werden könne, müsse der Stadtrat beschließen." Leider gibt es auch keinen Haushalt 2018. Wann der kommt, wissen auch nur die Götter. Zynismus pur ist auch der Hinweis, dass die Entfernung von einem Kilometer zumutbar sei. Der von Ebneth nach Hainweiher führende geteerte Feldweg nennt sich Ortsverbindungsstraße. Ich möchte dort aber nicht in stockfinsterer Nacht nach Hainweiher gehen.

Was ist nun der Unterschied zwischen Mainroth und Ebneth? In Mainroth leben mehr Wähler als in Ebneth; Mainroth stellt drei Stadträte, Ebneth nur einen. Stadtrat Dieter Schmiedel aus Ebneth ist zwar traurig, weil der Beschluss nicht in öffentlicher Stadtratssitzung diskutiert wurde, aber da sage ich nur: Hätte er mal dafür gesorgt und den Mund aufgemacht.

Stadtratsitzungen müssen laut Gemeindeordnung öffentlich sein, nur in Ausnahmefällen nicht öffentlich. Nach dem Bürgerverein haben sich zwar alle Fraktionen zu mehr Transparenz bekannt, aber dabei handelte es sich offenbar nur um ein Lippenbekenntnis. Laut Gemeindeordnung müsste es auch schon einen Haushaltsplan für 2018 geben. Gesetze interessieren den Stadtrat aber anscheinend nicht, obwohl die Mitglieder geschworen haben, die Gesetze einzuhalten. Aber was ist in diesen Zeiten ein Eid noch wert!


16. Januar 2018

Große Sprünge mit leerem Beutel

Känguruhs machen bekanntlich mit leerem Beutel besonders große Sprünge. Anscheinend glaubt der Burgkunstadter Stadtrat, dass er es dem Känguruh gleichtun kann. Wie ist es sonst zu erklären, dass für das Mainrother Brauhaus gleich die "große Lösung" beschlossen wurde? Nachdem es mit dem Verkauf des alten Brauhauses nicht geklappt hat, erlaubt man sich zu klotzen anstatt zu kleckern.

Es reicht nicht, das Haus zu sanieren, nein, es muss noch ein gläserner Anbau her. Damit nicht genug: Das Lehrerhaus muss auch saniert und mit einem Glasanbau versehen werden. Warum? Weil es, laut Bauamtsleiter Markus Pülz, auf der historischen Friedhofsmauer stehe. Hätte es da nicht gereicht, die historische Friedhofsmauer zu erhalten und das unhistorische Lehrerhaus abzureißen?

Wenn Stadtrat und Verwaltung ihre Hausaufgaben gemacht hätten, anstatt in großen Lösungen zu schwelgen, hätten sie ihren Haushaltsplan aufgestellt und verabschiedet. "Aber Herr Weickert", so höre ich, "man wird doch noch ein bisschen träumen dürfen!" Träumt weiter, aber passt auf, dass ihr euch nicht durch euer Schnarchen gegenseitig aufweckt.

Schickimickisportarten halten Einzug in Burgkunstadt

Jetzt soll sie also gebaut werden, die neue Außensportanlage für die Burgkunstadter Realschüler und Gymnasiasten. Schöne Sache für die Schüler. Allerdings sind da wieder die Kosten: 2,9 Mio. €. Auch wenn der Landkreis die Baukosten tragen muss und auf eine Förderung durch den Bezirk hoffen darf: Letztendlich zahlt der Steuerzahler.

Betrachtet man den Plan genauer, fallen sofort ein paar Einsparmöglichkeiten auf. Es gibt da eine Finnenbahn. Ich habe nicht gewusst, was das ist, aber Wikipedia hilft weiter. Es ist eine Bahn, die extra zum Joggen angelegt wird. So eine Finnenbahn ist vielleicht für eine Schule mitten in einer Großstadt sinnvoll. Nur: Gleich hinter dem Sportplatz liegt Natur pur. Die Pappeln laden zum Joggen zum Kugelbaum ein.

Es soll eine 130-m-Bahn und eine separate 200-m-Bahn geben. Es hätte sich angeboten, die 130-m-Bahn als Bestandteil der 200-m-Bahn auszuführen. Neben dem Allwetterplatz gibt es noch einen Rasenspielplatz. Man hätte natürlich auch den Allwetterplatz etwas größer ausführen und auf den Rasenspielplatz verzichten können. Ein Rasenspielplatz verlangt intensive Pflege, sonst ist er nach kurzer Zeit ruiniert.

Und dann soll es noch zwei Beachvolleyballfelder geben. Der Kreistag schreckt anscheinend vor keiner Schickimickisportart zurück. Vielleicht wären auch ein Golfkurs angebracht gewesen oder eine Skaterbahn? Aber halt, die Skaterbahn gibt es ja schon. Das Betriebsgebäude für den Rasenmäher des Hausmeisters darf natürlich auch nicht fehlen.

Ich habe mir zum Vergleich auf Google Maps mal wieder mein altes Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium in Kulmbach angeschaut. Da gibt es immer noch den alten Hartplatz und die 100-m-Bahn, auf denen ich vor 40 Jahren unlustig meinen Schweiß vergossen habe. Als einzige Neuerung ist noch ein kleinerer Hartplatz hinzu gekommen.

Jugendliche sollen Sport treiben, weil es gesund ist. Es wäre aber schön gewesen, sich beim Sportplatz auf das Sinnvolle zu beschränken. Der Schnickschnack führt nicht dazu, dass die Schüler gesünder werden oder dass Burgkunstadt demnächst Olympiasieger stellt. Oder wird etwa doch der Architekt anteilig nach den Gesamtbaukosten bezahlt?

Gedanken eines lesenden Altenheimbewohners

Jetzt werde ich bald 87 Jahre. Zwei Jahre wohne ich schon hier im Altenheim. Das alles nur, weil ich damals, nach dem Schafkopfkarten, auf meiner Wohnungstreppe hingeflogen bin. Na gut, ein bisschen war ich selbst schuld, das sechste Bier hätte ich nicht trinken dürfen. Aber wer denkt denn daran, dass man sich dann gleich den Oberschenkelhalskopf bricht und dann im Rollstuhl sitzt.

Das Leben hier ist ziemlich langweilig. Der Niederflurbus, der mich ins Wirtshaus bringen könnte, hält leider nicht vor dem Burgkunstadter Altenheim. Meinen Schafkopf musste ich mir gleich abschminken. Mit den dussligen alten Weibern hier macht das Karten keinen Spaß. Den ganzen Tag Fernsehen ist langweilig. Die interessanten Sendungen mit den nackerten Weibern nach Mitternacht darf ich sowieso nicht gucken.

Zum Glück kann ich noch mein Obermain-Tagblatt lesen. Letzte Woche stand ein interessanter Artikel drin. Die wollen jetzt eine Außensportanlage gleich neben dem Heim bauen. Zuerst habe ich gedacht: "So ein Quatsch. Die haben doch schon einen Sportplatz neben der Schule." Ich höre schlecht, aber das Geplärre dort geht mir doch auf den Senkel.

Ich lese dann weiter und stoße auf eine erhellende Erkenntnis des Stadtrats Marco Hennemann, die mich die ganze Angelegenheit mit ganz neuen Augen sehen lässt. Hennemann sagte nämlich, "Altenheime würden bewusst im Ort errichtet, damit Senioren etwas erlebten, daher sei das Sportgelände eher eine Bereicherung als eine Belästigung für die Bewohner."

Scheiß' auf Schafkopf, Niederflurbus, Wirtshaushocken, nackerte Weiber und Schafkopf! Das ist es, darauf haben alle Altenheimler schon gewartet, ohne es zu wissen. Wir werden durch pubertäres Geplärre und Sportlehrergepfeife nicht belästigt sondern bereichert! Endlich wird das Leben im Heim so richtig lebenswert. Da steppt der Bär. Gut, dass wir so gescheite Stadträte wie Hennemann haben!