Heute nahm die Bürgerinitiative Mobilfunkstandort Altenkunstadt im Obermain-Tagblatt Stellung zu einem kürzlich veröffentlichten Leserbrief von Prof. Dr. Hans-Joachim Jirmann. In dem Leserbrief ist auch die Rede von einem Burgkunstadter Aktivisten.
Es ist schwierig, mit Menschen zu diskutieren, die in einer Ideologie oder einem Glaubenssystem gefangen sind: Sie neigen dazu, sachliche Argumente, die ihrer Ideologie zuwider laufen, zu ignorieren bzw. diese Argumente als Teil einer großen Verschwörung zu betrachten. Ich will es aber trotzdem noch einmal mit Argumenten versuchen, obwohl der Leserbrief nicht argumentiert, sondern mit Ahnen und Wähnen arbeitet.
Ich fange mal am Ende an. Der Leserbrief endet mit "Wes Brot ich ess', des Lied ich sing'." Prof. Jirmann isst das Brot der Hochschule Coburg, ich ernähre mich von einer Rente der Rentenversicherung. Das sind überprüfbare Fakten. Ob und wie die Tätigkeiten der Hochschule und der Rentenversicherung mit dem Mobilfunkstandort Altenkunstadt verknüpft sind, ist mir nicht bekannt. Ich sehe hier keine Interessenkonflikte.
Jetzt der Reihe nach: Der Leserbriefschreiber wirft Prof. Jirmann vor, dass er sich auf staatliche Kontrollinstanzen berufe. Ich finde, dass es eine gute Idee ist, sich in einer Demokratie auf staatliche Instanzen zu berufen. Diese Instanzen stehen im Licht der Öffentlichkeit, ihre Arbeit ist von jederman einsehbar, nachzuvollziehen oder zu kritisieren. Sie arbeiten mit Experten, die wissenschaftlich arbeiten.
Es wird angemerkt, dass das Bayerische Amt für Umwelt den Umweltschutz aus seinem Namen gestrichen hat. Was will der Verfasser damit wähnen? Dass das Amt die Umwelt nicht mehr schützen will? Kritik an Instituten wird als Diffamierung bezeichnet. Wer will, kann im Duden nachschlagen: Diffamierung ist kein Synonym für Kritik.
Kritisiert wird, dass Prof. Jirmann den sogenannten Experten mit akademischem Grad die Expertise abgesprochen habe. Nicht jeder akademische Grad befähigt eine Person zum Experten für alles: Ein Architekt ist kein Experte für elektromagnetische Strahlung; hingegen ist Prof. Jirmann sehr wohl ein Experte für Hochfrequenzstrahlung. Er hat wissenschaftlich gehandelt, indem er die tatsächlich auftretende Strahlung in Altenkunstadt gemessen hat. Ihm jetzt den Vorwurf zu machen, dass er die zukünftig auftretende LTE-Strahlung nicht gemessen hat, ist einfach lächerlich.
Die Grenzwerte kann sich jeder ansehen: Mobilfunk, LTE, Bundes-Immissionsschutzgesetz. Sie sind kein Geheimnis, das zu einer Verschwörungstheorie taugt. Die niedrigeren Schweizer Grenzwerte haben zur Folge, dass mehr Sender benötigt werden, um eine Mobilfunkabdeckung zu gewährleisten. Sie sind nicht wissenschaftlich abgeleitet.
Bei den Grenzwerten hat sich Deutschland an die Empfehlung des ICNIRP (International Commission On Non-Ionizing Radiation Protection), mit Sitz in München, gehalten. Im Leserbrief wurde diese internationale Organisation als "kleiner deutscher Verein bei München" bezeichnet. Jeder kann sich auf der Internetseite informieren, ob das stimmt (wenn er denn Englisch kann). Hier ist noch ein Vergleich der internationalen Grenzwerte.
Weiter wähnt der Leserbriefschreiber zur Anzahl stetig wachsender Studien, die die Gefährlichkeit der Mobilfunkstrahlung nachweisen, und zu brisanten Vorabergebnissen einer großen amerikanischen Studien. Leider versäumt er es, anzugeben, um welche Studien es sich handelt. So geht es dann bis zum Schluss weiter.
Und dann sind wir wieder bei "Wes Brot ich ess', des Lied ich sing'". Jetzt lasse ich mal meinen Gedanken freien Lauf: Es gibt viele Pseudoexperten, Rutengänger, Wahrsager und Wunderheiler, die mit den Ängsten und Nöten ihrer Mitmenschen gutes Geld verdienen. Wenn es wahr wäre, dass die von der Bürgerinitiative beauftragten "Experten" zu dieser Kategorie Menschen gehörten, und ich das behauptete, wäre das dann eine Verunglimpfung?
Oubä niä, dass widdä hasd, ich häd wos gsochd!
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