Sven Dietel, der geschäftsleitende Beamte der Stadt Burgkunstadt, hatte mich heute zu einem persönlichen Gespräch zum Thema Hochwasser eingeladen. Er zeigte mir die Karte mit den prognostizierten Überschwemmungen für ein Jahrhunderthochwasser unter Einbeziehung der durch den Klimawandel hervorgerufenen Effekte. Die Karte basiert auf einer Computersimulation. Sie zeigt die möglichen Überschwemmungen, die durch die Bäche (hauptsächlich Gartenbach und Weihersbach) hervorgerufen werden können. Die Stadt ist für diese Gewässer 3. Ordnung zuständig, nicht jedoch für den Main, der in die Zuständigkeit Bayerns fällt.
Der Plan ist auf dieser Karte bis zu 50 cm überschwemmt, etwa so, wie bei einem hundertjährigen Mainhochwasser. Dietel versicherte mir, dass er von der Zeitung falsch zitiert worden sei. Nicht der gesamte Unterstadtbereich stehe 2 bis 3 m unter Wasser, sondern nur einige Stellen.
An ein paar Stellen in der Karte waren Wassertiefen von 2 bis 4 m vermerkt, beispielsweise im Garten von Regens Wagner. Damit eine solche Überschwemmung entsteht, sind außerordentliche Wetterereignisse notwendig. Sie könnten auftreten, wenn beispielsweise der Boden gefroren ist, sehr viel Schnee liegt und ein plötzlicher Wetterumschwung mit langanhaltendem Starkregen einher geht. Dann kann der Boden dass Wasser nicht mehr aufnehmen.
Ein solches Ereignis kann heuer eintreten, in hundert Jahren, in zweihundert oder gar nicht. Der Punkt ist, dass die Stadt keine Fördermittel bekommt, wenn sie nur Maßnahmen gegen ein zwanzigjähriges Hochwasser ergreift. Fördergelder gibt es nur für Maßnahmen gegen hundertjährige Hochwasser. Prognosen sind, laut Mark Twain, schwierig, besonders dann, wenn sie die Zukunft betreffen.
Ein Rechenbeispiel: Der Hochwasserschutz kostet 10 Mio. Sagen wir der Freistaat fördert das Projekt mit 65%, dann wären das 6,5 Mio an Fördermittel. Verbleiben für die Stadt 3,5 Mio. Nehmen wir weiterhin an, dass der Schutz für ein 20-jähriges Hochwasser - dass ja wahrscheinlicher eintritt als ein 100-jähriges Hochwasser, aber nicht ganz so schlimme Folgen hat was den Wasserstand betrifft - 4 Mio kostet, dann könnte die Stadt den Hochwasserschutz auch komplett aus eigener Tasche finanzieren, ohne Fördermittel und würde ein an die wirklichen Bedürfnisse angepasstes Konzept realisieren. Und nicht ein sehr teures und vielleicht überzogenes Hochwasserschutzkonzeptrückhaltebeckensystemfürganzschlimmehochwasser. Ich erinnere mich, dass die Skaterbahn auch größer geplant wurde als nötig, nur um Fördermittel zu erhalten.......
AntwortenLöschenLaut Herrn Dietel kostet die Stadt der Schutz gegen ein hundertjähriges Hochwasser nur unwesentlich mehr als der Schutz gegen ein häufigeres Hochwasser. Ich habe ihn nicht gefragt, wieviel "unwesentlich mehr" ist.
AntwortenLöschenDie Erstellung des Gutachtens hat ca. 10 Jahre gedauert, jetzt muss anscheinend wieder alles ganz schnell gehen. Die Entscheidung ist sicher nicht leicht; man kann sie sich aber etwas leichter machen, indem man andere Gemeinden fragt, was die gemacht haben. Dazu muss keine Delegation irgendwo hinfahren, ein einfacher Anruf genügt.
Wäre es nicht Aufgabe der Stadträtinnen und Stadträte hier kritisch zu hinterfragen was A) dieser Zeitdruck soll und B) was "unwesentlich mehr" bedeutet ? Es scheinen ja noch viele Fragen offen zu sein.....leider setzen sich (mal wieder) die Bürger damit auseinander. Eigentlich wäre das die Aufgabe der Volksvertreter!
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