16. September 2021

Hallenbäder sind Energiefresser

Über ein neues Lehrschwimmbecken im Raum Kunstadt wird seit über 17 Jahren diskutiert. Zunächst sollte es in Burgkunstadt, dann in Altenkunstadt gebaut werden. Es war mal die Rede von einem Lehrschwimmbecken, dann wieder von einem Hallenbad mit 25-m-Bahn. Jahrelang argumentierten die Befürworter eines Neubaus eines Lehrschwimmbeckens damit, dass sonst den Schülern kein Schwimmunterricht erteilt werden könne. Dann stellte es sich heraus, dass es nicht genügend Lehrer mit Schwimmschein gab, um den Schülern das Schwimmen beizubringen. Ab 2017 war es dann doch möglich, Schwimmstunden ohne eigenes Lehrschwimmbecken durchzuführen. Der geheimnisvolle Plan der DLRG, wie sie das Bad beinahe ohne Kosten betreiben will, bleibt weiterhin ein Geheimnis. Kein Geheimnis ist, dass der Plan die Kämmerer aus Burgkunstadt und Altenkunstadt nicht überzeugt hat.

Es wäre sicher schön, wenn es in Altenkunstadt ein Hallenbad gäbe. Ich würde es auch besuchen, ohne Frage. Es gäbe auch andere schöne Dinge, beispielsweise Nahverkehrsbusse in unserer Region, die im 20-Minuten-Takt verkehren. Die Kommunen müssen sie nur bezahlen können, diese schönen Dinge. Zudem ist es mit dem Bau eines Bades nicht getan. Es muss auch unterhalten und instand gesetzt werden. In der Regel sind öffentliche Bäder defizitär. Daher kann ich den Gemeinderat Altenkunstadt zu seinem Beschluss, kein Bad zu bauen, nur gratulieren.

Es ist natürlich das gute Recht eines jeden, für den Badbau zu demonstrieren. Den Verantwortlichen allerdings zu unterstellen, dass sie sich am Tod von Nichtschwimmern mitschuldig machten, wenn sie ein Bad nicht genehmigten, ist schon ein starkes Stück, auch wenn es der Präsident des Landesverbands Bayern der DLRG, Dr. Manuel Friedrich, sagt: "Jeder Politiker oder jede Politikerin, der gegen neue Bäder ist, müsse sich fragen lassen, ob er nicht Mitschuld hat, wenn die Zahlen Ertrinkender steigten" (Obermain-Tagblatt). Das ist ein Totschlagargument.

Genauso unredlich argumentierte der technische Einsatzleiter der Burgkunstadter DLRG, Thomas Schneider, in seinem Leserbrief im Obermain-Tagblatt vom 6. September, indem er den Gegnern eines Badbaus eine Ideologie unterstellt. Was das für eine Ideologie sein soll, verrät er leider nicht. Vielleicht gehören Teile des Gemeinderats und der Verwaltung einer geheimen Sekte an, die verhindern wollen, dass die Altenkunstadter Kinder Schwimmen lernen, damit sie früher oder später ertrinken? Dann könnte man endlich den merkelschen Bevölkerungsaustausch geräuschlos über die Bühne bringen? Wer so argumentiert, schadet einer an sich guten Sache nur.

Ich will noch einen letzten Aspekt in die Diskussion einbringen. Wir spüren bereits die beginnenden Auswirkungen der Klimakatastrophe, die uns alle bedroht. Es besteht kein Zweifel mehr daran, dass die Klimakatastrophe durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe hervorgerufen wird. Ein Hallenbad ist ein Energiefresser. Selbst eines der energetisch sparsamsten Hallenbäder in Europa, das Bad in Lünen, braucht pro Quadratmeter und Jahr 1.189 kWh Wärmeenergie und 718 kWh Strom. Wenn ich von 1000 m² Fläche ausgehe (weniger als die Hälfte des Merania in Lichtenfels), kommen da im Jahr etwa 1.200 MWh Heizung und 718 MWh Strom zusammen. Bei 18 Cent/kWh Strom und 4,5 Cent/kWh Gas (das sind Preise für Gewerbebetriebe) kommt man auf 129.000 € für Strom und 54.000 € Gas. 

Es handelt sich dabei natürlich nur um Größenordnungen. Vielleicht soll das Bad auch noch viel kleiner werden. Dann ist aber kein Platz mehr für ein 25-m-Becken. Mir geht es vor allem darum, dass ein Hallenbad ein extremer Energiefresser ist, der in Zeiten der globalen Erderwärmung ein Anachronismus ist. Und es soll mir bitte keiner mit Hackschnitzel kommen: Jeder Baum, der nicht als Hackschnitzel verfeuert wird, leistet einen Beitrag zur CO2-Reduktion.

Ich meine, wir sollten weiter die vorhandenen Bäder im Umkreis für den Schwimmunterricht nutzen - und natürlich unser Freibad. Leben wir ein bisschen mehr wieder im Einklang mit der Natur und den Jahreszeiten: schwimmen im Sommer und Ski fahren im Winter.


4 Kommentare:

  1. Hallo Herr Weickert, ich schätze Sie, für Ihre oftmals genauen Recherchen. Beim Thema Bad lassen Sie sich aber leider verleiten, einige Aspekte außer Acht zu lassen. Die Bezeichnung Lehrschwimmbecken ist Förderungsbedingt. Auch ein 25m-Becken ist ein Lehrschwimmbecken, sofern es über das Kultusministerium gefördert wird, das geht dann nach Schuleinheiten. Übringens gibt es im oberen Landkreis 105 Sportklassen. Der Bedarf kann im Freibad aus mehreren Gründen nicht gedeckt werden. Übringens können aktuell nur 36 von 105 Sportklassen lehrplanmäßigen Schwimmunterricht durchführen. Für eine "Schulstadt", die Burgkunstadt sein will ein Armutszeugnis. Weiterhin fahren derzeit die o.g. Schulklassen mit einem Dieselbus nach Michelau, auch die Schwimmkurskinder fahren in andere Bäder. Somit ist auch hier eine enorme CO2-Emission nötig, die ein Bad vor Ort deutlich reduzieren würde, zusätzlich zu deutlich geringeren Buskosten. Das Bäder zwingend ein Defizit erwirtschaften ist falsch, sonst würde es ja keinen privaten Badbetreiber mehr geben (auch hier im Landkreis gibt es private Bäder) - vom "drauflegen" überlebt keine Firma. Aber natürlich kann man die Kosten als Verein deutlich senken, wenn man keine Lohnkosten hat. Übringens gibt es in Bayern Bäder, die dem DLRG-Modell folgen und erfolgreich wirtschaften. Gerne führt Sie die DLRG durch die Zahlen - machen Sie doch einfach einen Termin....mfg T.Schneider

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    1. Hallo, Herr Schneider, bei der DGUV sind Lehrschwimmbecken maximal 10 * 16 2/3 m² groß und 1,35 m tief:

      https://www.sichere-schule.de/schwimmhalle/becken/lehr-nichtschwimmerbecken

      Ein Bus braucht ca. 42 l/100 km Diesel, nach Michelau und zurück etwa 11 l. Das entspricht rund 300 g CO2. Mein Beispielbad erzeugt im Jahr 218 t CO2(1.200 MWh Heizung, 182 g CO2/kWh).

      Ich habe nicht geschrieben, dass Bäder zwingend defizitär sind, sondern in der Regel defizitär. Natürlich können private Spaß- und Wellnessbäder Gewinne erwirtschaften, wenn sie entsprechende Eintrittspreise verlangen können.

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  2. Sehr geehrter Herr Weickert, wenn die grüne Energiepolitik so weitergeht wird aus einem Lehrschwimmbecken ein LEErschwimmbecken,
    https://www.wochenblick.at/droht-im-winter-ein-energie-chaos-gasknappheit-in-deutschland/

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    1. Das liegt nicht an grüner Energiepolitik (bisher haben CDU/CSU und SPD regiert), sondern vielmehr daran, dass sich die Gashändler verspekuliert haben. Sie haben es nämlich versäumt, ihre Gasspeicher zu füllen, weil sie auf noch niedrigere Preise gehofft haben.

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