13. März 2019

Dinge, die wirklich wichtig sind: eine Ladestation für Burgkunstadt

Ich hab's getan. Ich habe die Burgkunstadter Stadtratssitzung besucht, weil auf der Tagesordnung die zweite Beratung des Haushalts 2019 stand. Ich habe gar nicht gewusst, dass es schon eine erste Beratung gegeben hat, aber die war wahrscheinlich geheim. Ich erwartete eine spannende Diskussion um die Finanzen - und damit um die Zukunft - der Stadt. Ich wurde bitter enttäuscht.

Kämmerin Heike Eber erläuterte professionell und gekonnt die Jahresrechnung 2018 und präsentierte anschließend den Stand des Haushaltsplanentwurfs. Sie wies auf den Gewerbesteuereinbruch hin und meinte, dass solche Veränderungen im Millionenbereich nicht planbar seien. Andererseits beharrte sie darauf, dass sie noch auf die endgültige Festlegung der Kreisumlage warten, um den Haushaltsplan aufzustellen.

Eber meinte, es sei den Stadträten nicht zuzumuten, den gesamten Haushaltsplanentwurf zu studieren. Ich meine, dass wenigstens die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses den Entwurf genau durcharbeiten müssen, und zwar mit einem gewissen Basiswissen im kommunalen Finanzwesen. Schließlich sollten die Stadträte wissen, was sie beschließen.

"Und jetzt kommt die große Diskussion", dachte ich. Es folgte: nichts. Nein, nicht wirklich nichts, sondern eine große Diskussion um eine Ladesäule für Elektroautos für ca. 15.000 €. Auf der einen Seite geht es um den Millionenhaushalt der Stadt - da gibt es keinen Diskussionsbedarf -, auf der anderen Seite wird um eine sinnlose Ladesäule für 15.000 € eine gefühlte Ewigkeit diskutiert, mit teilweise abstrusen Ideen. Es solle ein Zeichen für die Elektromobiltät gesetzt werden. Die Durchsetzung der Elektromobiltät hängt sicher nicht an einer Ladesäule in der oberfränkischen Provinz. Und einen Beitrag der Ladesäule zur sauberen Luft in Burgkunstadt sehe ich, ehrlich gesagt, auch nicht.

Liebe Leute, eine Ladestation Typ 2 mit 22 kW mitten in der Prärie ist uninteressant. Um einen Renault Zoe (Batteriekapazität 41 kWh) zu laden, braucht man 2 Stunden 40 Minuten. Was treibt der Fahrer in dieser Zeit? Eine Idee war, die sehenswerte Altstadt zu besichtigen. Vielleicht kann er auch die Einkaufsmeile besuchen, sich den kulinarischen Verlockungen hingeben oder seine Runden auf der Skaterbahn drehen. Das belebt bestimmt den Fremdenverkehr in Burgkunstadt, wie vormals die Skaterbahn und die neue Mainbrücke in Theisau.

Solche Ladestationen, die keine Schnellladestationen sind, machen nur an Stellen Sinn, wo sich der Fahrer längere Zeit aufhält, um etwas zu erledigen, beispielsweise an seinem Arbeitsplatz oder bei einem Einkaufszentrum. Lidl will 400 Filialen mit Ladesäulen ausstatten. Vielleicht steht ja bald beim Lidl in Altenkunstadt eine Säule.


2 Kommentare:

  1. Hallo Herr Weickert,
    das mit dem fehlendem Diskussionsbedarf bzgl. des Millionenhaushalts lässt sich erklären...
    "Parkinsons Gesetz und andere Studien über die Verwaltung"
    hier insbesondere das Kapitel V: Hochfinanz oder der Punkt, an dem das Interesse erlischt. (..Menschen die nichts von Millionen verstehen, aber geschult sind in Tausendern zu denken) Gesetz der Trivialität: Es besagt, daß die auf einen Punkt der Tagesordnung verwendete Zeit umgekehrt proportional ist der Größe der Summe, die auf der Tagesordnung steht.
    So ist das wohl leider... Viele Grüße

    AntwortenLöschen
  2. Ist doch immer so, egal wohin man schaut. Um die wirklichen wichtige Dinge kümmert man sich erst, wenn es zu spät ist!

    AntwortenLöschen