27. April 2015

Mobilfunkneurotiker unter sich

Da haben sich die Mobilfunkneurotiker der Bürgerinitiative Mobilfunk Altenkunstadt ja einen hervorragenden Experten eingeladen, der sie erwartungsgemäß in ihren Mobilfunkängsten noch bestärkt hat. Ich spreche von der Desinformationsveranstaltung der Bürgerinitiative mit Dipl.-Ing. Jörn Gutbier.

Gutbier ist Architekt und Baubiologe. Es ist gut zu wissen, dass Baubiologe keine irgendwie geschützte Bezeichnung, wie beispielsweise Diplomingenieur, ist. Baubiologe darf sich jeder nennen, auch ohne je einen Kurs dazu absolviert zu haben. Ein Architekt ist ein Experte für Häuserbau, aber bestimmt kein Experte für elektromagnetische Felder und deren Auswirkung auf den menschlichen Körper. Ich bin auch Diplomingenieur und habe an der technischen Hochschule Aachen Elektrotechnik studiert. Deswegen bin ich aber noch lange kein Experte für Architektur.

Der "Experte" hat in seinem Vortrag - ich beziehe mich auf den Bericht im Obermain-Tagblatt - einiges durcheinander gebracht. So verwies er auf das EMF-Portal, "der Datenbank der Bundesregierung". Das EMF-Portal wird von der Uniklinik der RWTH Aachen betrieben, nicht von der Bundesregierung.

Zitat aus der Zielsetzung des EMF-Portals: "Selbst wenn zahlreiche Studien zu gesundheitlichen Wirkungen, wie z. B. im Mobilfunk-Bereich, vorhanden sind, ist häufig zu beobachten, dass verschiedene Gruppierungen über einen unterschiedlichen Wissensstand verfügen. Hinzu kommt, dass die durchgeführten Studien häufig zu unterschiedlichen Ergebnissen und deren Interpretationen führen, was zu kontroversen Diskussionen und somit zur Verunsicherung der Bevölkerung führt.
Die möglichst vollständige Sammlung, Darstellung und Auswertung wissenschaftlicher Forschungsergebnisse trägt wesentlich zur Versachlichung solcher Diskussionen und zur neutralen Information bei. Dabei ist es wichtig, dass alle Studien und ihre Ergebnisse transparent zur Verfügung gestellt werden und der Nutzer die Möglichkeit hat, Inhalte und Ergebnisse nachvollziehen zu können."

Ich habe mir mal die Zusammenfassung der Studie angesehen, die angeblich nachgewiesen hat, dass man von Mobilfunkstrahlung grauen Star bekommt: In der Nähe eines Kuhstalls wurde ein Mobilfunkmast errichtet. Prompt trat vermehrt grauer Star bei den Kälbern auf. Aber: Bei zwei Rindern gab es Hinweise auf Parasitenbefall, die Rinder waren unterernährt und der Schimmelbefall und Schwermetallgehalt im Futter lag an der Obergrenze. Die Forscher konnten keinen Zusammenhang zwischen Mobilfunkstrahlung und grauem Star feststellen, vielleicht handelte es sich um einen vererbbaren Defekt.

Eine weitere Studie mit knapp 6.000 sogenannten Elektrosensiblen kam zu dem Ergebnis, dass es keinerlei Zusammenhang zwischen elektromagnetischen Feldern und Kopfschmerzen, Schlafstörungen und ähnlichen Beschwerden gibt. Die anderen Studien wurden überwiegend an Ratten durchgeführt. Das Ergebnis dieser Studien lautet, wenn eine mögliche Auswirkung bei Ratten bemerkt wird: "Es könnte sein, dass ein Zusammenhang besteht." Negative Auswirkungen auf Menschen, wie der "Experte" behauptete, konnten nicht festgestellt werden.

Professor Volger, den Gutbier zitierte, war Honorarprofessor für "Technik der Datenverarbeitung im Bauwesen" an der RWTH Aachen, also auch kein Experte für elektromagnetische Felder. Das Zitat, das Gutbier verwendete, wird bei Mobilfunkgegnern in unterschiedlichem Wortlaut gerne kolportiert. Das Original habe ich nicht gefunden.

Wozu ein Mobilfunk mit Femtozellen gut sein soll, die nur in der eigenen Wohnung Empfang ermöglichen, erschließt sich mir nicht. Ich will ja auch außerhalb der Wohnung telefonieren. Zudem gibt es mit DECT schon schnurlose Geräte, die nur in der Wohnung funktionieren. Also, was soll der Blödsinn.

Ich weiß, dass es sinnlos ist zu versuchen, fanatische Mobilfunkgegner von ihrem neurotischen Verhalten abzubringen, genauso sinnlos, wie einen muslimischen Fundamentalistern katholisch machen zu wollen; daher mache ich für heute Schluss.

17. April 2015

100.000 € mehr in der Kasse mit elektronischen Wasserzählern?

Dem Protokoll des Bürgervereins von der letzten Sitzung des burgkunstadter Stadtrats konnte ich entnehmen, dass über die Einführung neuer elektronischer Wasserzähler diskutiert wurde. Dabei wurden den Stadträten eine Kalkulation vorgestellt, die in weiten Teilen auf Annahmen fußt. Danach spart die Stadt bei Einführung der elektronischen Wasserzähler in 15 Jahren rund 100.000 €. Ich Verweise dazu auf das Protokoll des Bürgervereins.

Ich habe mir mal die Mühe gemacht, ein bisschen auf der Internetseite der Firma Sensus, die die elektronischen Zähler iPerl herstellt, zu recherchieren. Ich habe auch die Datenblätter des Wasserzählers gelesen.

Die Zähler messen den Wasserdurchfluss elektronisch. Das Wasser fließt zwischen zwei Permanentmagneten hindurch. Die damit im Wasser induzierte Spannung wird über zwei Elektroden abgegriffen und gemessen. Die Spannung ist proportional zum Wasserdurchfluss. Daraus errechnet der Zähler den Wasserverbrauch.

Der Zähler mit Batterie hat eine voraussichtliche Lebensdauer von 15 Jahren. Die Mindestdurchflussmenge beträgt, abhängig vom Rohrduchmesser, 3,13 l/h bis 20 l/h. Das ist im Vergleich zu mechanischen Zähler gut.

Die Messwerte werden auf einem Display angezeigt. Die Messwerte können auch per Funk abgefragt werden, allerdings nur über eine Distanz von maximal 50 m. Das gilt aber nur unter optimalen Bedingungen. In der Regel ist der Zähler im Keller angebracht, wo dann mit deutlich geringeren Reichweiten zu rechnen ist.

Zum elektronischen Ablesen muss ein Mitarbeiter der Stadtwerke mit einem Terminal in die Nähe des Zählers gehen oder fahren und die Messwerte abfragen. Wenn der Zähler ungünstig liegt, muss er doch ins Haus. Nach der Kalkulation braucht dazu ein Mitarbeiter für Burgkunstadt 3 Tage. Ob da auch die Ortsteile berücksichtigt sind, weiß ich nicht.

Die Angaben zur Kalkulation im Protokoll des Bürgervereins sind vermutlich unvollständig, weil es sich ja um eine Mitschrift handelt. Trotzdem will ich noch auf ein paar Punkte eingehen:

Für die aktuelle Berechnung der Ablese- und Zählerkosten wird eine Teuerungsrate von 3 % angegeben, die bei den elektronischen Zählern fehlt. Es wäre auch interessant, wie die Rechnung bei anderen Teuerungsraten aussieht. Vielleicht sind eher 2 % realistisch.

Die aktuellen Ablesekosten werden mit 5 € pro Zähler angegeben. Wenn ich mal die Ablesekarte einschließlich Porto mit 0,50 € ansetze, bleiben immer noch 4,50 € für das Eintippen eines Zählerwertes übrig. Das erscheint mir doch ein bisschen hoch gegriffen.

Zugunsten der elektronischen Lösung wird angenommen, dass bei 1 % der Häuser eine Leckage von 4 l/h unentdeckt bleibt. Interessant wäre es, wie die Firma Sensus zu dieser Annahme kommt.

Bei der Sensus-Lösung fehlen die Austauschkosten für defekte Zähler - auch Elektronik geht kaputt - und Aussagen zum Austausch der Batterie. Wenn die Batterie erschöpft ist, wird natürlich auch nichts mehr gemessen. Wer muss die Batterie überwachen und austauschen? Auch Batterien, die für eine Lebensdauer von 15 Jahren ausgelegt sind, halten manchmal nur ein Jahr.

In der Diskussion wurde gesagt, dass der Zähler ständig sende. Das ist so nicht richtig. Erstens darf in den Frequenzbändern, die von den Zählern verwendet wird, nicht ständig gesendet werden. Zweitens wäre die Batterie dann in kürzester Zeit leer. Der Zähler misst ständig und kann ständig Daten vom Ablesegerät empfangen. Bei der Ablesung fragt das Terminal den Zähler ab, erst daraufhin sendet er seine Informationen an das Terminal. Die Strahlenneurotiker können also beruhigt sein.

Der Wasserpreis sollte so kalkuliert sein, dass er die Kosten deckt. Im Preis sind dann die unentdeckten Leckagen berücksichtigt. Wenn also durch genauere Messungen die Leckagen in die Wasserrechnung einfließen und damit berechnet würden, müssten die Gebühren eigentlich gesenkt werden, damit kein Gewinn entsteht. Der Leckagen-Gewinn dürfte also in der Kalkulation nicht berücksichtigt werden.

Die ganze Kalkulation zugunsten des elektronischen Zählers (würde ich auch so machen, wenn ich die Dinger verkaufen wollte) kann sich auch zum Negativen wenden, wenn man nur an ein paar Parametern ein bisschen dreht.

Fazit: Wenn's gut geht, kosten die elektronischen Zähler genauso viel wie mechanische, wenn's schlecht läuft, kommen sie teurer. Die Firma Sensus kann sicher Referenzkommunen nennen, die die Zähler schon eingeführt haben. Die kann man dann mal fragen. Falls nicht: Lieber abwarten, bis andere genügend Erfahrung gesammelt haben.



16. April 2015

Skaterbahn wichtiger als Kanalsanierung

Was musste ich heute wieder in meiner Heimatzeitung vom Obermain lesen: "Bürgerverein schießt quer". Was ist im beschaulichen barocken Rathaus in der Schulstadt Burgkunstadt geschehen? Der Bürgerverein hat den Haushalt 2015 nicht verabschiedet, weil nach Stadtrat Marcus Dingelreiter die allgemeinen Haushaltsgrundsätze im Wesentlichen nicht eingehalten würden. Danke, lieber Bürgerverein, dass wenigstens noch ein paar Leute den Mut haben, unangenehme Dinge öffentlich auszusprechen und zu diskutieren.

Zweite Bürgermeisterin Sabine Heppner fand es befremdlich, dass Kritik immer in der öffentlichen Sitzung geäußert werde. Wo steht, dass in der öffentlichen Sitzung keine Kritik geäußert werden darf? Anscheinend trauert Heppner der guten alten Zeit nach, als man alle unangenehmen Tagesordnungspunkte in die nichtöffentliche Sitzung verlegen konnte, ohne dafür kritisiert zu werden.

Der Hammer ist die Linksabbiegespur auf der Mainbrücke für 1,1 Mio. €. Nachdem die Brücke fast fertig ist, lässt sich das wohl nicht mehr ändern. Die billige Lösung wäre gewesen, mit einem Verkehrsschild das Linksabbiegen zu verbieten. Aber: macht nichts! Die Burgkunstadter fahren gern noch ein paar Jahre über ihre verrotteten Straßen. Hauptsache, es muss niemand wegen eines Linksabbiegers an der Mainbrücke warten.

In der Sitzung des Finanzausschusses hatte Stadtrat Günter Knorr die Erweiterung des Baugebiets Lerchenbühl für 520.000 € noch als "Luftschlösser" bezeichnet. Anscheinend ist er jetzt wieder anderer Meinung, sonst hätte er ja dem Haushaltsplan nicht zustimmen dürfen. Vielleicht findet er es aber doch nicht so schlecht, Luftschlösser zu bauen bzw. Bauplätze für Luftschlösser zu erschließen.

Jetzt ist nicht mehr von einer Skaterbahn, sondern von einem Skaterpark die Rede. Dieser Skaterpark ist anscheinend wichtiger als die Sanierung des Kassen- und Umkleidetraktes im Freibad, die Kanalsanierung Kesselweg oder die Schaltanlage in Neuses und wichtiger als all die anderen Dinge, die verschoben wurden. Das nenne ich doch einmal gekonnte Priorisierung! Aber ich vergaß: Der Skaterpark lockt junge Familien an, die dann Steuern zahlen und - schwuppdiwupp! - klingelt das Geld wieder in der Kasse.

Für die Sanierung des alten Schulhauses in Ebneth sind heuer 100.000 € und zukünftig noch einmal 100.000 € vorgesehen. Das alte Schulhaus ist aber gar nicht so alt. Es wurde 1913 errichtet, nachdem das wirklich alte Schulhaus aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen worden war (siehe Wikipedia). Es wäre sicher billiger, das neue alte Schulhaus ebenfalls abzureißen. Und schon gäbe es wieder einen neuen Bauplatz. Vielleicht fände sich auch ein Käufer, der es für 1 € kauft.




Geld stinkt nicht

Die Una Sancta Catholica Ecclesia hat sich wohl auf ihre lateinische Tradition besonnen und gedacht: "Pecunia non olet." (Geld stinkt nicht.) Die Gemeinde Altenkunstadt beteiligt sich mit 100.000 Euro am Einbau einer behindertengerechten Toilette in das katholische Pfarrhaus und zahlt dann auch noch 150 Euro Monatsmiete - die Kirchenstiftung zahlt nur 40.000 Euro. Zusätzlich lässt die Gemeinde die Toiletten reinigen. Kaiser Vespasian (von dem das mit dem nicht-stinkenden Geld stammt) wäre entzückt gewesen.

Das Klo wurde billiger, weil Damen- und Behindertentoilette in einem Abteil zusammengelegt wurden. Aber was wird damit eigentlich ausgesagt? Vielleicht: Frausein ist so etwas wie eine Behinderung, also gehören beide Gruppen in dasselbe Klo. Oder: Behinderte Männer sind irgendwie ein Neutrum, das ich aufs Damenklo schicken kann, genauso wie einen vierjährigen Buben. Warum ist die Behindertentoilette eigentlich nicht im Herrenklo? Ist das unanständiger als umgekehrt?