Gestern stand im Obermain-Tagblatt diese Erfolgsmeldung: "Sorgerecht nur ein Mal entzogen." Das ist sicher ein Erfolg für das Jugendamt und für das Familiengericht: Es gibt keine Scherereien und weniger Arbeit.
Aber nehmen wir einmal die Perspektive der Kinder ein, die weiterhin in gestörten Familien leben müssen. Weiter steht nämlich in dem Artikel, dass schon viel passiert sein müsse, bevor das Sorgerecht entzogen werde: "Gewalt, Drogen, Missbrauch, Krankheit." Das heißt also mit anderen Worten, die Kinder müssen bis aufs Blut gequält, drangsaliert oder missbraucht werden, bevor die Behörden etwas unternehmen.
Kinder tragen bleibende Schäden davon (körperliche und seelische), wenn sie vernachlässigt oder misshandelt werden. Vielleicht denkt niemand daran; aber aus diesen Kindern werden Erwachsene. Oft werden Erwachsene, die als Kinder Gewalt erfahren haben, ebenfalls gewalttätig. Kann sich das unsere Gesellschaft leisten?
Artikel 6 des Grundgesetztes stellt die Familie unter den besonderen Schutz des Staates. Allerdings steht auch in Absatz 2 dieses Artikels: "Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft." Mit "ihre Betätigung" ist die Betätigung der Eltern gegenüber ihren Kindern gemeint. Über allem aber steht Artikel 1: "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt." Kinder sind Menschen, damit gilt auch für sie die Unantastbarkeit ihrer Würde.
Dem Zeitungsartikel konnte man noch entnehmen, dass es verschiedene Maßnahmen beim Sorgerechtsentzug gibt. Sie reichen von der Gesundheitsfürsorge bis hin zum Entzug der Personensorge. Bezog sich die Erfolgsmeldung vielleicht nur auf den Entzug der Personensorge oder auch auf die anderen abgestuften Maßnahmen?
In die Schlagzeilen schaffen es nur die besonders krassen Fälle von Vernachlässigung und Kindsmisshandlung. Die hunderttausende Kinder, die still leiden, will kein Jugendamt sehen und hören.
27. August 2014
10. August 2014
Verantwortungslose Volksverdummung
"Vor einer 'verantwortungslosen Verstrahlung der Bevölkerung' durch den Ausbau der neuen LTE-Technik zur Internetversorgung warnt die Bürgerinitiative Mobilfunkstandort Altenkunstadt (BI)", konnte man am Freitag im Obermain Tagblatt lesen. Dabei beruft sich die BI auf Umweltverbände und Ärzteappelle.
Die Geschichte lehrt, dass Ärzteappelle mit Vorsicht zu genießen sind, speziell auch, wenn es dabei um Technik geht. Als die ersten Eisenbahnen fuhren, warnten Ärzte vor der gesundheitsschädlichen Geschwindigkeit von ca. 30 km/h. Leider warnten sie nicht vor den viel realeren Gefahren, die von Kesselexplosionen und anderen Unfällen ausgehen konnten. Wir wissen heute alle, dass auch die hohen Geschwindigkeiten in Flugzeugen nicht gesundheitsschädlich ist.
Eine andere Gefahr, vor der Mediziner warnten, war die Masturbation. Die "Selbstbefleckung" sollte zur Gehirnerweichung (was immer das auch sei) und zu Rückenmarksschwund führen. Wie wir alle wissen, ist das nicht der Fall. Sogar bis weit ins 20. Jahrhundert wurde behauptet, Akne sei eine Folge der Masturbation.
Appelle sind kein Beweis. Wenn jemand die Existenz von irgend etwas behauptet - seien es Einhörner, das Ungeheuer von Loch Ness, andere Fabelwesen oder die Gefährlichkeit der Mobilfunkstrahlung -, dann ist er auch in der Beweispflicht. Das ist jedenfalls die wissenschaftliche Herangehensweise.
Leider ist es prinzipiell nicht möglich, die Nichtexistenz von etwas zu beweisen. Also: Niemand kann beweisen, dass es keine Einhörner gibt. Wenn jemand an Einhörner glauben will, kann er das gerne tun; es ist seine Privatsache. Er ist nicht zu wiederlegen, weil es ja doch irgendwo im Dschungel so ein Fabelwesen geben könnte, das leider bisher noch niemand gesehen hat.
Wenn aber jemand vor Mobilfunkstrahlung warnt, dann ist er verpflichtet, Beweise vorzulegen, anstatt Appelle und Warnungen. Hier geht es nicht um einen privaten Glauben, vielmehr ist die Bevölkerung betroffen. Liebe Leute vom BI: Welche Studie beweist die Schädlichkeit der Mobilfunkstrahlung?
Aber auch Studien müssen auf ihre Aussagekraft hin beurteilt werden. Wir erinnern uns doch alle an die gesunde Wirkung von Omega-3-Fettsäuren, die besonders in Fisch vorkommen. Ein Forscher kam vor 20 Jahren zu dem Schluss, weil er in einer Studie feststellte, dass Eskimos, die sich naturgemäß hauptsächlich von Fisch ernähren, kaum an Arterienverkalkung und Herzinfarkt verstarben.
Leider stellte sich erst kürzlich heraus, dass die Studie nur an wenigen Menschen durchgeführt wurde. Der größte Haken bei der Sache war, dass der Forscher seine Untersuchungen an einem kleinen grönländischen Krankenhaus machte. Das Problem war nur, dass die herzkranken und verkalkten Eskimos gar nicht in das Krankenhaus kamen, sondern in ihren Iglus starben. Fischfett ist genauso gesund oder ungesund wie anderes auch.
Die Pharmaindustrie hat aber die Geschichte von der gesunden Wirkung von Omega-3-Fettsäuren sofort aufgegriffen und mit den Fischölkapseln ein Milliardengeschäft gemacht. Ich unterstelle der BI nicht, dass sie mit der Angst ihrer Mitmenschen ein Geschäft machen will; verantwortungslos aber ist es allemal, unbegründete Ängste zu schüren.
Die Geschichte lehrt, dass Ärzteappelle mit Vorsicht zu genießen sind, speziell auch, wenn es dabei um Technik geht. Als die ersten Eisenbahnen fuhren, warnten Ärzte vor der gesundheitsschädlichen Geschwindigkeit von ca. 30 km/h. Leider warnten sie nicht vor den viel realeren Gefahren, die von Kesselexplosionen und anderen Unfällen ausgehen konnten. Wir wissen heute alle, dass auch die hohen Geschwindigkeiten in Flugzeugen nicht gesundheitsschädlich ist.
Eine andere Gefahr, vor der Mediziner warnten, war die Masturbation. Die "Selbstbefleckung" sollte zur Gehirnerweichung (was immer das auch sei) und zu Rückenmarksschwund führen. Wie wir alle wissen, ist das nicht der Fall. Sogar bis weit ins 20. Jahrhundert wurde behauptet, Akne sei eine Folge der Masturbation.
Appelle sind kein Beweis. Wenn jemand die Existenz von irgend etwas behauptet - seien es Einhörner, das Ungeheuer von Loch Ness, andere Fabelwesen oder die Gefährlichkeit der Mobilfunkstrahlung -, dann ist er auch in der Beweispflicht. Das ist jedenfalls die wissenschaftliche Herangehensweise.
Leider ist es prinzipiell nicht möglich, die Nichtexistenz von etwas zu beweisen. Also: Niemand kann beweisen, dass es keine Einhörner gibt. Wenn jemand an Einhörner glauben will, kann er das gerne tun; es ist seine Privatsache. Er ist nicht zu wiederlegen, weil es ja doch irgendwo im Dschungel so ein Fabelwesen geben könnte, das leider bisher noch niemand gesehen hat.
Wenn aber jemand vor Mobilfunkstrahlung warnt, dann ist er verpflichtet, Beweise vorzulegen, anstatt Appelle und Warnungen. Hier geht es nicht um einen privaten Glauben, vielmehr ist die Bevölkerung betroffen. Liebe Leute vom BI: Welche Studie beweist die Schädlichkeit der Mobilfunkstrahlung?
Aber auch Studien müssen auf ihre Aussagekraft hin beurteilt werden. Wir erinnern uns doch alle an die gesunde Wirkung von Omega-3-Fettsäuren, die besonders in Fisch vorkommen. Ein Forscher kam vor 20 Jahren zu dem Schluss, weil er in einer Studie feststellte, dass Eskimos, die sich naturgemäß hauptsächlich von Fisch ernähren, kaum an Arterienverkalkung und Herzinfarkt verstarben.
Leider stellte sich erst kürzlich heraus, dass die Studie nur an wenigen Menschen durchgeführt wurde. Der größte Haken bei der Sache war, dass der Forscher seine Untersuchungen an einem kleinen grönländischen Krankenhaus machte. Das Problem war nur, dass die herzkranken und verkalkten Eskimos gar nicht in das Krankenhaus kamen, sondern in ihren Iglus starben. Fischfett ist genauso gesund oder ungesund wie anderes auch.
Die Pharmaindustrie hat aber die Geschichte von der gesunden Wirkung von Omega-3-Fettsäuren sofort aufgegriffen und mit den Fischölkapseln ein Milliardengeschäft gemacht. Ich unterstelle der BI nicht, dass sie mit der Angst ihrer Mitmenschen ein Geschäft machen will; verantwortungslos aber ist es allemal, unbegründete Ängste zu schüren.
7. August 2014
Skaterbahn - für wen?
In der letzten Sitzung hat der Stadtrat über die geplante Skaterbahn diskutiert. Die Räte waren entsetzt über die Kosten: 325.000 €. Jetzt soll nochmal geplant werden, damit die Kosten "nur" noch 200.000 € betragen. Auch dieser Betrag ist in der Situation, in der sich die Stadt befindet, noch viel zu hoch.
Wie schon in einem Kommentar auf dieser Website angemerkt wurde, wurde der tragische Unfalltod eines Schülers für den Bau der Bahn instrumentalisiert. Mittlerweile ist die Skaterbahn ein Selbstläufer: Niemand will mehr zurück, um nicht das Gesicht zu verlieren. Liebe Stadträte, es ist keine Schande, eine Fehlentscheidung zurück zu nehmen. Es wäre aber eine Schande, Entscheidungen gegen das Gemeinwohl zu treffen.
Selbst wenn die neue Planung für die Bahn "nur" Kosten von 200.000 € nennen würde: Wir wissen alle, dass sich bei öffentlichen Bauvorhaben die Kosten leicht verdoppeln können. Nicht zu vergessen die später dauernd anfallenden Unterhaltskosten. Schließlich stellt sich auch noch die Haftungsfrage, falls ein Unfall passiert.
Wer wird denn die Skaterbahn nutzen? Im Obermain Tagblatt konnte ich lesen, dass sich die Jugendlichen die Bahn wünschen. Wer sind denn diese Jugendlichen? Sind es zwei, zwanzig oder zweihundert? Werden die Jugendlichen, die sich vor zwei Jahren die Bahn gewünscht haben, sie auch nach ihrer Fertigstellung 2015/2016 noch nutzen, oder haben sie nicht vielleicht schon wieder ganz andere Interessen?
Burgkunstadt ist eine Kleinststadt mit stetig schrumpfender Einwohnerzahl. Es gibt vordringlichere Dinge zu erledigen, als eine Skaterbahn für ein paar Kids zu bauen. Neulich konnte man lesen, dass in Burgkunstadt immer mehr Leute auf die Tafel angewiesen sind. Ich weiß nicht, wie diese Menschen über das Luxusproblem Skaterbahn denken.
Ich hätte auch ein paar Wünsche an die Stadt: einen regelmäßigen Arbeitslosentreff mit Schafkopf und Freibier, ein ganztägig geöffnetes Freibad (nicht nur bei optimalem Badewetter), ein Hallenbad mit Sauna und Wellness-Bereich, eine öffentliche Toilette am Bahnhof und ein Stadtbusnetz mit 20-Minuten-Takt. Mir ist aber bewusst, dass ich Burgkunstadt nicht mit einer Großstadt vergleichen kann, und ich daher meine Ansprüche etwas zurückschrauben muss. Aber mal ehrlich: Das mit dem Arbeitslosentreff und dem offenen Freibad wäre schon machbar.
Wie schon in einem Kommentar auf dieser Website angemerkt wurde, wurde der tragische Unfalltod eines Schülers für den Bau der Bahn instrumentalisiert. Mittlerweile ist die Skaterbahn ein Selbstläufer: Niemand will mehr zurück, um nicht das Gesicht zu verlieren. Liebe Stadträte, es ist keine Schande, eine Fehlentscheidung zurück zu nehmen. Es wäre aber eine Schande, Entscheidungen gegen das Gemeinwohl zu treffen.
Selbst wenn die neue Planung für die Bahn "nur" Kosten von 200.000 € nennen würde: Wir wissen alle, dass sich bei öffentlichen Bauvorhaben die Kosten leicht verdoppeln können. Nicht zu vergessen die später dauernd anfallenden Unterhaltskosten. Schließlich stellt sich auch noch die Haftungsfrage, falls ein Unfall passiert.
Wer wird denn die Skaterbahn nutzen? Im Obermain Tagblatt konnte ich lesen, dass sich die Jugendlichen die Bahn wünschen. Wer sind denn diese Jugendlichen? Sind es zwei, zwanzig oder zweihundert? Werden die Jugendlichen, die sich vor zwei Jahren die Bahn gewünscht haben, sie auch nach ihrer Fertigstellung 2015/2016 noch nutzen, oder haben sie nicht vielleicht schon wieder ganz andere Interessen?
Burgkunstadt ist eine Kleinststadt mit stetig schrumpfender Einwohnerzahl. Es gibt vordringlichere Dinge zu erledigen, als eine Skaterbahn für ein paar Kids zu bauen. Neulich konnte man lesen, dass in Burgkunstadt immer mehr Leute auf die Tafel angewiesen sind. Ich weiß nicht, wie diese Menschen über das Luxusproblem Skaterbahn denken.
Ich hätte auch ein paar Wünsche an die Stadt: einen regelmäßigen Arbeitslosentreff mit Schafkopf und Freibier, ein ganztägig geöffnetes Freibad (nicht nur bei optimalem Badewetter), ein Hallenbad mit Sauna und Wellness-Bereich, eine öffentliche Toilette am Bahnhof und ein Stadtbusnetz mit 20-Minuten-Takt. Mir ist aber bewusst, dass ich Burgkunstadt nicht mit einer Großstadt vergleichen kann, und ich daher meine Ansprüche etwas zurückschrauben muss. Aber mal ehrlich: Das mit dem Arbeitslosentreff und dem offenen Freibad wäre schon machbar.
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