23. Juli 2019

Sensation! Saharasand verursacht Millionenverlust bei Regiomed

"Eigentlich ging es um den Geschäftsbericht des Jahres 2017, und da war die Welt bei Regiomed noch in Ordnung, wie es kürzlich ein Kreisrat ausdrückte." So konnte man heute im Obermain-Tagblatt auf Seite 3 lesen. Der neue Hauptgeschäftsführer von Regiomed, Alexander Schmidtke, informierte den Kreistag Lichtenfels über die aktuelle Situation bei Regiomed, der Geschäftsbericht war nur Nebensache.

Beim Lesen des Presseberichts entstand bei mir der Eindruck, dass der Verlust von 22 Mio. € so etwas wie Schicksal war, ein nicht abzuwendendes Naturereignis. Da war die Rede von "viel Sand im Getriebe" (Schmidtke), aber auch von vielen"hochmotivierten Mitarbeitern", also das übliche Manager-Sprech. Ach ja, "Leuchttürme" müssten gebildet werden. Und Einsparpotenziale in der Infrastruktur wurden schon identifiziert. Was heißt da "schon"?

Landrat Christian Meißner ist betroffen, dass einige Ärzte nicht mehr in das Lichtenfelser Krankenhaus einweisen. Seine Betroffenheit ist anscheinend wieder auf sein Nichtwissen zurückzuführen. Wenn Menschen schlechte Erfahrungen mit einem Krankenhaus gemacht haben, spricht sich das schnell herum, in Zeiten des Internets sogar noch schneller. Ich habe übrigens vor ca. 2 Jahren dort eine Herzkathederuntersuchung machen lassen; die war topp!

Bis zum Schluss des Zeitungsberichts hatte ich eine Hoffnung: Jetzt kommt sie! Die alles entscheidende Frage! Aber sie ist nicht gekommen. Deshalb stelle ich sie, stellvertretend für alle schlafmützigen Kreisräte: Wer ist verantwortlich für das Desaster?

Aus Zeitungsberichten entnahm ich, dass es einen Hauptgeschäftsführer gab, der mit Zustimmung des Aufsichtsrats rechtzeitig die Fliege gemacht hat. Ein Interimsgeschäftsführer hat sich wieder auf seinen Bereichsleiterposten zurückgezogen. Dann gibt es noch einen Aufsichtsrat, und - ach, ja - einen Aufsichtsratsvorsitzenden, der 2018 zufällig Christian Meißner hieß. Sollte da ein Verantwortlicher dabei sein? Und sollte der gar die Konsequenzen tragen? Aber nicht doch: Es war einfach Sand im Getriebe, wahrscheinlich durch eine ungünstige Wetterlage von der Sahara über die Alpen geweht. Die Konsequenzen tragen gefälligst der Steuerzahler und die hochmotivierten Mitarbeiter.

Und noch was: Die Welt ist in keinem Betrieb der Welt in Ordnung, auch nicht bei Regiomed, wenn der Geschäftsbericht 2017 im zweiten Halbjahr 2019 den Vertretern der Gesellschafter vorgelegt wird. Bereits im ersten Quartal hätte der Bericht 2018 vorliegen müssen, der Aufsichtsrat hätte Ende 2018 den Wirtschaftsplan 2019 verabschieden müssen. Aber was kann man von Leuten erwarten, die es für ganz normal erachten, die Haushaltssatzungen ihrer Kommunen irgendwann während des laufenden Haushaltsjahres zu verabschieden. Ich kann mich nur wiederholen: Saftladen! Damit meine ich nicht die Ärzte und Pfleger, also das produktive Personal, sondern die alte Geschäftsführung und die Aufsichtsgremien von Regiomed.

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