9. Juli 2016

In Burgkunstadt kommt Mineralwasser aus der Leitung

Die Stadt Burgkunstadt hat mir freundlicherweise die aktuelle Analyse unseres Trinkwassers vom März 2016 zur Verfügung gestellt. Ich habe die Daten in einer Tabelle zusammengefasst. In der Tabelle sind nur die Werte enthalten, bei denen die Nachweisgrenze überschritten ist. Die Werte für Hoch- und Tiefzone sind ähnlich, die Grenzwerte sind ebenfalls angegeben. Ich habe in die Tabelle zusätzlich die Werte für zwei Mineralwässer (Wasser 1 und Wasser 2) aufgenommen. Für Kalium, Calcium und Magesium gibt es keine Grenzwerte, weil diese Elemente unabhängig von der aufgenommenen Menge unschädlich sind.


Die Werte sind in mg/l (Milligramm pro Liter) angegeben. Zuerst mal das Gute: Es wird kein Grenzwert überschritten. Die Grenzwerte wurden nach dem Vorsorgeprinzip festgelegt, d. h. bei üblicher Aufnahmemenge an Trinkwasser sollen sicher noch keine schädlichen Dosen in den Körper gelangen. Die Grenzwerte für Natrium, Chlorid und Sulfat wurden so festgelegt, dass keine Korrosionen an den Leitungen auftreten.

Bei der Nitratbelastung wird knapp die Hälfte des Grenzwertes erreicht. Nitrate selbst sind nicht giftig. Wir nehmen sie hauptsächlich mit pflanzlicher Nahrung auf. Allerdings können die Nitrate in die gesundheitsschädlichen Nitrite umgewandelt werden, beispielsweise durch Bakterien der Darmflora. Betroffen sind vor allem Säuglinge bis zum sechsten Lebensmonat. Säuglinge sollten daher nur mit möglichst wenig Nitrat belastetes Wasser zu sich nehmen.

Uran ist nicht wegen seiner geringen Radioaktivität schädlich, sondern weil es durch chemische Wirkung Nieren und Knochen schädigen kann. Betroffen sind vor allem wieder Babys und Kleinkinder. Foodwatch fordert daher einen Grenzwert von 2 Mikrogramm pro Liter (0,002 mg/l).

Wenn man also mal vom Nitrat und Uran absieht, hat unser Trinkwasser eine bessere Qualität als das Mineralwasser Nummer 2 (mehr Sulfat, Calcium, Magnesium und Kalium). Übrigens muss bei Mineralwasser kein Grenzwert für Uran genannt werden. Der Grenzwert für Nitrat entspricht dem für Trinkwasser (Mineral- und Tafelwasser-Verordnung). Wenn aber auf der Mineralwasserflasche angegeben wird "Geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung", dann müssen der Nitratgehalt unter 10 mg/l und der Urangehalt unter 0,002 mg/l liegen. Unser Leitungswasser würde also diesen Hinweis "Geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung" nicht tragen dürfen.


7. Juli 2016

„Ich habe Bedenken, dass wir vorgeführt werden"

Stadtrat Günter Knorr hat es erkannt: „Ich habe Bedenken, dass wir vorgeführt werden." Der Stadtrat Burgkunstadt debattierte über ein neues Fachmarktzentrum, das sich die Firma Baur wünscht. Die Firma will damit nicht Burgkunstadt beglücken, sondern ihre leeren Hallen aufwerten, die an Aldi und Edeka angrenzen. Oder, um es auf den Punkt zu bringen: Sie will Kohle machen. Das ist natürlich ihr gutes Recht oder vielmehr ihre Pflicht. Ziel eines jeden Unternehmens ist es, Gewinn zu machen.

Auf der anderen Seite steht der Stadtrat als Vertreter der Bürger und als Organ der Gemeinde. Er hat seine Entscheidungen an den Interessen der gesamten Bevölkerung auszurichten, nicht an den Einzelinteressen eines Unternehmens. Also, welches Interesse hat die Bevölkerung an der Änderung des Bebaungsplans Seewiese zur Errichtung eines Fachmarktzentrums?

Im Gewerbegebiet Au gibt es mehrere Fachmärkte. Falls einige davon in das neue Fachmarktzentrum umziehen, werden die bisher genutzten Gebäude leer stehen. Den Vermietern der Gebäude brechen die Einnahmen weg. Es entsteht eine Gewerbebrache. Die Stadträte Wolfgang Sievert und Hans Peter Marx nennen das "Verlagerung von Märkten".

Das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr schreibt dazu auf seiner Internetseite: "Langjährige Industrie- und Gewerbebrachen signalisieren Nutzungsverluste und Verfall. Sie stellen oft einen erheblichen städtebaulichen Missstand dar und behindern die kommunale Entwicklung mehrfach. Sowohl das damit verbundene Negativimage als auch hohe Aufbereitungskosten für eine verträgliche Nachnutzung und zur Verringerung des Flächenverbrauchs sind eine große Belastung für die betroffenen Kommunen." Der bayerische Staat versucht, Industrie- und Gewerbebrachen wieder einer sinnvollen Nutzung zuzuführen, Burgkunstadt will sie erzeugen. Irgendwie ist das kontraproduktiv.

Die Regierung von Oberfranken und ISEK-Städteplaner befürchteten negative Auswirkungen auf die Burgkunstadter ISEK-Projekte (Städtebauförderung). Und flugs schaltete die Friedrich-Baur-Stiftung den Exministerpräsidenten Günter Beckstein ein. Man traf sich bei der Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz, die schon unter Beckstein in der Staatskanzlei arbeitete, und mit Landrat Christian Meißner, der im Kuratorium der Friedrich-Baur-Stiftung vertreten ist. Vorsitzender des Kuratoriums ist übrigens Dr. Georg Freiherr von Waldenfels, Staatsminister der Finanzen a. D., Rechtsanwalt. Und schon waren alle Bedenken vom Tisch.

Der geneigte Leser darf davon ausgehen, dass die Kuratoriumsposten nicht unentgeltlich wahrgenommen werden. Der Friedrich Baur Stiftung gehören 51 % des Kapitals an Baur. Die Stiftung ist natürlich auch daran interessiert, dass Baur Gewinn macht. 51 % von einem Haufen Geld ist immer noch ein Haufen. Und die Kuratoriumsmitglieder werden natürlich nicht nur für's Herumsitzen bezahlt, sondern dafür, dass sie helfen, den Gewinn des Unternehmens zu maximieren.

Blöd wäre es nur, wenn die Städteplaner und die Beamten bei der Regierung von Oberfranken mehr Ahnung von den ISEK-Förderrichtlinien hätten als die, die jetzt behaupten, das Fachmarktzentrum würde die geplanten Maßnahmen nicht berühren. Dann wäre nämlich die Förderung im Eimer.

3. Juli 2016

Ist die Sonne eine Frau?

Neulich habe ich die Abkürzung SuS gelesen. Ich habe gleich mal Google gefragt, was ein SuS ist. In einem Forum für Referentare habe ich die Antwort gefunden. SuS ist die Abkürzung für Schülerinnen und Schüler. Eine Referentarin, die sich auch gefragt hatte, was ein SuS ist, wurde etwas oberlehrerhaft über die Bedeutung aufgeklärt.

Ich frage mich, warum Lehrer, die überwiegend verbeamtet sind, sich nicht an die amtliche deutsche Rechtschreibung halten. Im Deutschen unterscheidet man zwischen Genus (grammatisches Geschlecht) und Sexus (biologisches Geschlecht). Die Verfechterinnen der feministischen Linguistik stellen zwischen Genus und Sexus einen Zusammenhang her, der so nicht gegeben ist. Oder glaubt wirklich jemand, dass der Mond ein Mann, die Sonne eine Frau und das Kind eine Sache ist? Die Feministinnen behaupten, dass die angeblich maskuline Sprache die Unterdrückung der Frauen befördere.

Die vorgebliche Feminisierung der Sprache führt dann zu solchen Ausgeburten wie SuS, Azubi oder Studierende. Diese Aktionen sind nicht zu Ende gedacht. Es gibt immer noch einen Unterschied zwischen dem Studierenden und der Studierenden. Übrigens wird der Plural generell mit dem weiblichen Artikel "die" gebildet. Also wären dann die Männer, die Studenten, die Lehrer alles Frauen? Den Gipfel der Sprachverirrung habe ich vor einiger Zeit im Artikel einer Journalistin gelesen: Sie schrieb allen Ernstes über "Witwer und Witwerinnen". Für die, die es nicht gleich parat haben: Es heißt die Witwe und der Witwer.

Die feministische Linguistik ist überflüssig. Sie hemmt den Lese- und Redefluss. Bestes Beispiel dafür sind Politiker, die ihre Genossinen speziell ansprechen wollen und von "Genossn un Genossn" reden, weil die Genossinen so schwer über die Lippen kommen. Diese Linguistik betont aber auch Unterschiede, wo keine gemacht werden sollten. Für mich ist es selbstverständlich, das Studenten und Studentinnen, Lehrerinnen und Lehrer gleichwertig sind. Die feministische Linguistik reißt Gräben zwischen den Geschlechtern auf, die schon längst zugeschüttet sind.