11. November 2025

Regional erzeugter Ökostrom - frisch auf den Tisch!

Kürzlich veröffentlichten die Tageszeitungen eine Pressemitteilung des Landratsamtes Lichtenfels. Darin bewirbt das Landratsamt einen Stromtarif der Bayernwerk Regio Energie (Bayernwerk). Der Strom sei regional erzeugt, 100 % öko. Die regionale Stromerzeugung wird sogar mit der regionalen Erzeugung und Vermarktung von Lebensmitteln verglichen. Der Strom koste nur 29,97 Cent/kWh.

Menschen, die nicht wissen, wie Strom erzeugt und verteilt wird, mögen das Märchen vom lokal erzeugten Biostrom aus heimischem Anbau glauben. Damit sie ihr Geld nicht zum Fenster hinaus werfen, gebe ich mal kurz eine Einführung in das Thema.

Wenn man einen Stromanbieter wechselt, dann kommt immer noch derselbe Strom aus der Steckdose wie beim alten Anbieter. Das liegt einfach daran, dass nicht jeder Stromanbieter eine eigene Leitung zu den Endverbrauchern legt. Wir haben ein gemeinsames Stromnetz, das von verschiedenen Firmen betrieben wird. An welchem Teilnetz wir hängen, darauf haben wir keinen Einfluss. Für das bundesweite Übertragungsnetz sind die vier Firmen Amprion GmbH, TransnetBW GmbH, TenneT TSO GmbH und 50Hertz Transmission GmbH zuständig. Die Verteilnetzbetreiber beziehen den Strom aus dem Übertragungsnetz oder von überregionalen Verteilnetzbetreibern und liefern ihn an die Endkunden. In Burgkunstadt ist der Verteilnetzbetreiber die Bayernwerk Netz GmbH.

Windräder, Fotovoltaikanlagen und Biogasanlagen speisen den Strom in das Verteilnetz ein. Wenn er nicht im Verteilnetz verbraucht wird, fließt er in das Übertragungsnetz. Nachdem der Strom den Weg des geringsten Widerstands nimmt, bekomme ich bei Sonnenschein meinen Strom hauptsächlich von der Fotovoltaikanlage auf dem Dach der Grundschule, bei gutem Wind vielleicht von den Windrädern bei Kirchlein. Es ist egal, von welchem Stromanbieter ich meinen Strom beziehe: Ich habe keinen Einfluss darauf, wo der Strom physikalisch herkommt.

Ökostromtarife sind dazu gemacht, umweltbewussten Menschen das Geld aus den Taschen zu ziehen. Ob jemand für Ökostrom mehr bezahlt oder einen Standardstromtarif hat: Es wird deswegen keine Fotovoltaikanlage mehr oder weniger gebaut. Die Energiewende ist gesetzt, der Umstieg auf 80 % erneuerbare Energien bis 2030 ist das Ziel der Bundesregierung.

Mein Rat an alle Stromkunden lautet daher: Suchen Sie sich den für Sie günstigsten Anbieter. Dabei dürfen Sie aber nicht nur den Arbeitspreis vergleichen, sondern auch den Grundpreis. Eventuell sollten Sie auch die Neukundenprämien berücksichtigen, wenn Sie bereit sind, öfters den Anbieter zu wechseln. Auf dem Vergleichsportal Verivox habe ich beispielsweise als günstigsten Arbeitspreis 23,02 Cent/kWh gefunden. Das ist doch deutlich günstiger als 29,97 Cent/kWh. Und noch ein Hinweis: Lokal erzeugter Strom ist nicht frischer oder gesünder als Windstrom aus Norddeutschland.

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