Landrat Christian Meißner hat – trotz rasant steigender Corona-Infektionszahlen – die Maskenpflicht für Grundschüler außer Kraft gesetzt. „Landrat Christian Meißner macht nach reiflicher Abwägung mit den zuständigen Sachgebieten im Landratsamt eine Ausnahme von der Maskenpflicht für die Grundschüler in der Jahrgangstufe 1 bis 4 im Unterricht.“ Nachzulesen ist das in diesem Bericht des Obermain-Tagblatts. Was ihn zu dieser reiflichen Abwägung bewogen hat, steht im letzten Absatz des Berichts: „Viele Eltern haben sich an mich gewandt und ihr Unverständnis über diese Maskenpflicht geäußert.“ Er ist also einfach vor ein paar seiner potenziellen Wähler eingeknickt.
In dieser schwierigen Zeit sind aber nicht Populisten gefragt, sondern Politiker mit Sachverstand und Rückgrat, die sich an Fakten und Gesetze halten. Die „Siebte Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung“ sieht in Art. 18 vor, dass alle Schüler bis zur Einnahme ihres Sitzplatzes Masken tragen müssen. Unter „alle“ fallen natürlich auch die Grundschüler. Für Landkreise mit über 50 Infektionsfällen pro 100.000 Einwohnern schreibt die Landesregierung Maskenplicht für alle Schüler, auch während des Unterrichts, vor:
„Eine generelle Maskenpflicht für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte auch am Sitzplatz im Unterricht gilt
· ab Stufe 2 des Drei-Stufen-Plans (d. h. Sieben-Tage-Inzidenz 35 - < 50 pro 100.000 Einwohner) ab Jahrgangsstufe 5 (weiterführende und berufliche Schulen),
· ab Stufe 3 des Drei-Stufen-Plans (d. h. Sieben-Tage-Inzidenz ab 50 pro 100.000 Einwohner) in allen Jahrgangsstufen an allen Schularten.“ (FAQ zum Unterrichtsbetrieb an Bayerns Schulen)
Mittlerweile ist es Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass Kinder genauso infektiös sind wie Erwachsene. Sie erkranken nur seltener und der Krankheitsverlauf bei ihnen ist milder. Selbst wenn Meißner glaubt, dass das Infektionsgeschehen an den Grundschulen im Landkreis Lichtenfels klar einzugrenzen sei, so wird es doch nicht so sein. Schulen sind keine Inseln der Glückseligen. Mittlerweile hat sich das Virus in der Bevölkerung verdeckt verbreitet, also auch unter Kindern. Demnächst werden wir auch noch die Hundertermarke reißen. Dann werden trotzdem alle Grundschüler Masken tragen müssen, falls sie dann überhaupt noch in die Schule gehen können. Zudem sollte man auch auf die Lehrer und ihre Angehörigen Rücksicht nehmen, die ihren Arbeitsplatz am Seuchenherd Schule haben.
Mir ist nicht klar, worin der Unterschied für die Schüler liegt, wenn sie jetzt oder erst in zwei Wochen eine Maske tragen müssen. Der Unterschied für das Infektionsgeschehen ist mir klar: Wenn die Schüler jetzt Masken tragen, kann die Ausbreitung des Virus‘ gehemmt werden, wenn sie keine tragen, kann sich die Ausbreitung beschleunigen.
Wenn Meißner schon nicht auf die Wissenschaft und die Infektionsschutzmaßnahmenverordnung hört, dann soll er wenigstens auf seinen großen Vorsitzenden Markus Söder hören.